Kreis Kusel Bestechend klar und klangvoll

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Den „Stern von Bethlehem“ stellte die evangelische Kantorei Kusel am Sonntagabend in den Mittelpunkt ihres Weihnachtskonzertes unter Leitung von Tobias Markutzik. Fast 450 Besucher waren in die Stadtkirche gekommen, um dieses heute weitgehend unbekannte Oratorium des romantischen Komponisten Friedrich Kiel (1821-1885) erleben zu können. Auf dem Programm standen außerdem Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) und Dietrich Buxtehude (1637-1707).

Mit kraftvollem Einsatz und punktierten Rhythmen stimmte das Orchester die Besucher auf die feierliche Atmosphäre des Oratoriums „Der Stern von Bethlehem“ ein; Hörnerfanale erhöhten die Aufmerksamkeit. Im Mittelpunkt des Werkes steht die Geschichte der drei Weisen aus dem Morgenland, die Friedrich Kiel in Originalzitaten aus dem Alten und Neuen Testament beleuchtet. Die bewegt flutende Melodie des Eingangschors brachten die Sängerinnen und Sänger der evangelischen Kantorei klangvoll zur Geltung. Im lebhaften Dialog der Frauen- und Männerstimmen entstanden fesselnde Klangfarbenkontraste, die sich wieder in einen einstimmigen Hymnus auflösten. Einen Psalm, der den Wunsch nach der Ankunft Gottes thematisiert, interpretierte Nora Steuerwald mit ihrem hellen und doch warmen, sehr schlank geführten Mezzosopran in höchster Klangtransparenz und schön gestalteter Formgebung, die den Textausdruck unterstrich. Als Antwort verkündete der Chor die Ankunft des Königs, versinnbildlicht durch einen Stern. Die Suche der drei Weisen aus dem Morgenland nach dem neugeborenen Jesus erzählte Dominik Heil mit seinem flexibel geführten, klaren lyrischen Tenor, der Chor fiel mit einem marschähnlichen Thema ein, um sich dann in verschiedene Chorgruppen aufzulösen. Wie ein Gespräch, bei dem man sich gegenseitig bestätigt, wirkten diese Chorpassagen, die sich auch immer wieder ins Wort fielen. Auffallend waren dabei die absolut sicher gehaltenen Tempi der Kantorei. In einem klangschön und voller Spannung gestalteten Steigerungsprozess führte Dirigent Tobias Markutzik die einzelnen Gruppen wieder zusammen zu einer bestechend klaren Einstimmigkeit. Die Reaktion des Königs Herodes auf die Geburt des verheißenen Messias reflektierte der Chor in lautmalerisch-bewegten Passagen. Sie mündeten in die voller Zuversicht und Bestimmtheit in einem bewusst einfachen Choral vorgetragene Versicherung, dass das Reich Jesu nicht von dieser Welt sei und daher keine Konkurrenz zur Macht eines irdischen Herrschers darstelle. Sehr liedhaft und in lautmalerischen Farben berichtete Tenor Dominik Heil, wie Herodes die Weisen nach Jesus ausforschte. In lebhaftem Kontrast dazu standen die Jubelrufe des Chores, die in innig entrücktem Gesang und klangvollen Melodiebögen voll emotionaler Bewegung zur Anbetung Jesu’ aufriefen. Ein Glaubensbekenntnis in einem ungemein verinnerlichten, sehr reflektierten Vortrag gestaltete Nora Steuerwald in tiefen dunklen Klängen zu orchestraler Lautmalerei. Zur Huldigung Jesu zitiert Komponist Friedrich Kiel den alten evangelischen Choral „Ich steh’ an deiner Krippen hier“ in der Vertonung seines großen Vorbilds Johann Sebastian Bach, sehr ruhig und in ausgewogenem Klangbild vorgetragen von der evangelischen Kantorei. Nach dramatisch bewegten Streicherpassagen ließ Markutzik dieses tönend bewegte Relief, das in einem musikalischen Bilderbogen die Ereignisse um die Geburt Christi thematisiert, in einem kraftvollen Gotteslob ausklingen. Auch die Konzertouvertüre „Die Hebriden“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy begeisterte die Zuhörer durch ihre Farbigkeit und Frische wie auch durch den dramatischen Schwung der markant umrissenen Themen. Durch die Gegenüberstellung der beiden Werke wurden viele Ähnlichkeiten der Tonsprache von Friedrich Kiel mit seinem großen Vorbild Mendelssohn deutlich. An der Orgel überzeugte Christoph Gerthner mit Interpretationen des Andante mit Variationen MWV W 32 von Felix Mendelssohn-Bartholdy und dem Präludium e-moll BuxWV 143 des Barockkomponisten Dietrich Buxtehude.

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