Burgbewohner Was macht eigentlich ein Burgverwalter, Andreas Rauch?

Andreas Rauch, Burgverwalter auf Burg Lichtenberg mit Schwert und Aktenordner vor dem ehemaligen Prinzenpalas
Andreas Rauch, Burgverwalter auf Burg Lichtenberg mit Schwert und Aktenordner vor dem ehemaligen Prinzenpalas

Die Burg Lichtenberg gilt als Wahrzeichen des Landkreises Kusel und lockt ungezählte Besucher an. Doch wer lebt und arbeitet dort oben? In der Serie „Burgbewohner“ will die RHEINPFALZ einige von ihnen vorstellen. So wie den Burgverwalter, Andreas Rauch.

Für Jungs und Mädels gibt es wohl kaum etwas Spannenderes, als zu schauen, welches Geheimnis sich hinter der nächsten Ecke verbirgt. Der damals sechsjährige Andreas Rauch bildete da keine Ausnahme. In der Natur gespannt darauf sein, was ihn hinter dem Gebüsch an der Weggabelung erwartet: Ein Wolf? Ein Bär? Oder das verwunschene Gemäuer einer Burgruine, die sich schemenhaft hinter dem Blattwerk der Bäume abzeichnet?

In der Ruine angekommen, setzt sich die Spannung fort. Wo führen die ausgetretenen Sandsteinstufen hin? Kommt aus dem kühlen Kellergewölbe gar ein Held mit Schwert und in Rüstung? Später, als junger Mann, dehnte Rauch seine Erkundungen auf Pfälzer Burgen aus, zu denen er mit seinem Motorrad fuhr. Gleichzeitig beschäftigte er sich zunehmend mit der Geschichte des Mittelalters. Er las Berichte von Heimatforschern und stellte auch selbst Nachforschungen an.

Mit Brustpanzer auf dem Mittelaltermarkt

Dieses gute Gefühl ist heute sehr lebendig bei Andreas Rauch, der als Burgverwalter der Burg Lichtenberg die ideale Verbindung zwischen Hobby und Beruf gefunden hat. Bei der Kreisverwaltung Kusel absolvierte er seine Ausbildung zum Verwaltungswirt. Nach Stationen bei der Abfallwirtschaft, dem Sozialamt und der Ausländerbehörde ist er seit 2018 für die Burg Lichtenberg verantwortlich.

Wenn auf der Burg Mittelaltermarkt ist, schnallt er sich gerne seinen Brustpanzer um und beobachtet das Treiben rund um Bergfried und Zehntscheune. Ähnlich wie die Urlauber – er nennt sie Sommerfrischler, diesen Ausdruck liebt er –, die er in seiner Kindheit beobachtete, haben auch die Besucher des Mittelaltermarkts auf der Burg ihren Spaß. Rauch kennt die Kritik, die an der Authentizität solcher Veranstaltungen geübt wird. „Was ein Lächeln auf die Lippen zaubert, hat recht“, ist seine Devise, und wenn Familien einen unbeschwerten Nachmittag auf der Burg zubringen, habe die Veranstaltung ihren Zweck erfüllt.

Die Burg wird auch vermietet

Beim Gang über das Gelände fallen ihm Kleinigkeiten auf wie die Hinweisschilder, die von den Veranstaltern des Mittelaltermarktes angebracht wurden. Er nutzt solche Gelegenheiten, um sich mit Besuchern zu unterhalten oder alte Bekannte aus der Mittelalterszene zu treffen wie Jessica, die eine Apothekerin darstellt und sehr authentisch Wissen über Heilkräuter vermittelt.

Nach dem Markt muss sich der Verwaltungswirt wieder seiner Hauptaufgabe widmen. Dazu zählen neben dem Planen von Veranstaltungen wie Schmiede- oder Bogenbaukursen auch die Vermietung der Burg. Wenn dem Kreis als Eigentümer keine Kosten entstehen, ist dies in der Regel kostenlos. „Meine Bezahlung ist die Werbung“, sagt Rauch. So ist es möglich, dass Mittelaltergruppen auf der Burg lagern.

Früher ausgrenzend, heute einladend

Auch dabei sind die Bedingungen des Burgverwalters klar. Solange die Gruppe mit der Burg verantwortungsvoll umgeht, ist dies kein Problem. Ein weiteres Kriterium sei, dass das Lager für Burgbesucher frei zugänglich ist. Die Lichtenburg soll eine offene Burg sein. Besonders gut findet Rauch es, wenn die Gruppen Burgbesucher dazu einladen, sich das mittelalterliche Lagerleben anzuschauen. Rauch hört es gerne, wenn Leute über die Burg sagen: „Da kann man hingehen, da ist was los!“

Aber auch wenn kein Lager oder keine Veranstaltung stattfindet, gibt es auf der Burg einiges zu entdecken. Eine gute Hilfe für die Vorbereitung eines Besuchs sind Webseiten mit ausführlichen und informativen Texten, die Rauch verfasst hat. Der 57-Jährige sieht sich als Europäer, und unter diesem Aspekt sieht er auch die Nutzung der Burg. Früher wurden Burgen gebaut, um auszugrenzen. Es wurde eine Mauer gebaut. Jetzt sollen Burgen für jeden zugänglich sein. „Deshalb sind Burgen für mich europäisch und haben eine Gegenwartsbedeutung“, sagt er. Auf einer Burg müsse man sich wohlfühlen, das gelte für den Franzosen ebenso wie für den Holländer oder den Ukrainer. Eine Burg soll beeindrucken, aber nicht verängstigen und sie muss eine offene Begegnungsstätte sein, findet Burgverwalter Rauch.

 

Die Serie

Früher einmal lebten – na klar – vor allem Burgfräulein und Ritter auf einer Burg. Gelegentlich gab’s Streit um die Besitzverhältnisse, und so wurden die Mauern höher und die Gräben tiefer. Heute ist das anders. Die Menschen ziehen sich nicht mehr zum Schutz vor Angriffen auf die Burg Lichtenberg zurück, sondern besuchen die Burgruine in ihrer Freizeit. Doch auch heute gibt’s noch diejenigen, die innerhalb der dicken Mauern ihr Geld verdienen. Sie halten die Burg in Schuss, bewirten im Restaurant Gäste, kochen in der Jugendherberge für junge Menschen oder sorgen in den Museen für Ordnung. In den kommenden Wochen wird DIE RHEINPFALZ Burgbewohner vorstellen.

Info

Weitere Informationen zur Burg Lichtenberg sind im Internet zu finden:
burglichtenberg.pfaelzerbergland.de
www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-344103

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