Kreis Südliche Weinstraße Der Til Schweiger der Dokus

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Interview: Acht Monate fuhr der 26-jährige Herxheimer Felix Starck mit seiner Freundin Selima „Mogli“ Taibi in einem umgebauten Schulbus quer durch Nordamerika. Die dabei entstandene Dokumentation „Expedition Happiness“ läuft am 5. Mai im Landauer Universum Kino. Ein Gespräch.

Herxheim. Felix, du und deine Freundin, ihr seid richtige Weltenbummler. Wo befindet ihr euch zurzeit?

In unserem Haus in Hamburg. Wir sitzen 15 Stunden am Tag im Schnitt und versuchen den neuen Film schnellstmöglich fertig zu bekommen. Eigentlich hätte der bereits auf der Berlinale gezeigt werden sollen, aber wir wurden nicht fertig. Wart ihr trotzdem auf der Berlinale? Na klar, das ist leider Pflicht für Filmemacher. Die Schickeria ist nicht wirklich meine Welt, aber dort werden Spielzeiten und neue Projekte verhandelt. Ich habe mir selbst drei Filme angeschaut, die ich alle relativ schwach fand. Ich finde, die Berlinale beziehungsweise die Filme entfernen sich immer weiter vom Zuschauer. Beim Film „Pedal the World“ ging es um deine Fahrradtour rund um die Welt. Was erwartet die Zuschauer bei deinem neuen Film? Am 4. Mai kommt der Film in fast alle deutschen Kinos. Premiere wird in Hamburg und Berlin gefeiert, aber ich bleibe meiner Heimat natürlich treu. Am 5. Mai komme ich mit Mogli ins Universum Kino Landau und stelle den Film persönlich vor. Anschließend darf man uns sämtliche Fragen zum Film stellen. Es wäre schön, dieses Mal über 500.000 Menschen ins Kino zu locken. Dann wäre ich endgültig der Til Schweiger des Dokumentarfilms – das hat nicht mal Wim Wenders geschafft. Meine Filme sind keine Dokumentationen im klassischen Sinne – viel mehr dokumentieren wir das Leben unterwegs. „Expedition Happiness“ wird, wie der Name schon verrät, eine Reise auf der Suche nach dem Glück. Wo hat euch eure Suche hingeführt? Knapp 25.000 Kilometer von der Ostküste Amerikas bis nach Alaska. Von dort ging es dann immer südlich bis nach Tulum in Mexiko. Eine wahnsinnige Strecke mit einem zwölf Meter langen Bus. Nach zwölf Wochen Umbau waren es dann letztlich acht Monate „on the road“. Habt ihr etwas Besonderes erlebt? Natürlich, jeden Tag. Tatsächlich auch mehr Tiefpunkte als Highlights, aber für den Film ist das gar nicht so schlecht. In Mexiko wurden wir nachts von der Armee umzingelt – nach ein paar Stunden hat sich die Situation aber entspannt. Wenn man dann aber vor dem höchsten Punkt Nordamerikas aufwacht und einen Kaffee schlürft, ist man schon ziemlich glücklich. Habt ihr das Glück gefunden? Da gibt es keine Pauschallösung. Wir haben unsere Formel fürs Glück gefunden. Wir sind losgezogen um anzukommen. Ein Häuschen und eine kleine Familie – das ist jetzt Glück für uns. Die Welt haben wir schließlich gesehen. Habt ihr Weihnachten und Silvester auch auf Reisen verbracht? Wir haben unsere Familien überrascht. Keiner wusste von unserer Heimkehr, und plötzlich standen wir an Heiligabend vor der Haustür. Das war ein sehr emotionaler Moment, der auch den Film sehr prägen wird. Was habt ihr nach der Reise mit dem Bus gemacht? Wir haben den Bus verlost und wurden dafür in Deutschland verklagt. Man konnte sich für 100 Dollar ein Ticket kaufen. 1.000 Tickets gab es, und die waren auch sehr schnell ausverkauft. Neider dachten natürlich, wir verdienen daran 100.000 Dollar, was natürlich absoluter Schwachsinn ist. Nach der Verlosung hatten wir plötzlich Post von der Staatsanwaltschaft, aber unser Anwalt hat sich darum gekümmert. Es gibt doch mehr Neider als man denkt. Der Bus ging an ein super nettes Ehepaar aus Argentinien. Ich hoffe, er kommt bald wieder zurück auf die Straße, wo er hingehört. In Amerika gibt es überall Fast Food. Habt ihr auf der Tour zugenommen? Wir leben zu 90 Prozent vegan, also müssen wir eher schauen, dass wir genug Proteine zu uns nehmen. Zunehmen war somit keine Option. Auf deiner Fahrradtour hattest du gesundheitliche Probleme, ist diesmal alles glatt gelaufen oder schleppst du noch Nachwirkungen mit dir herum? Von der Lungenentzündung habe ich mich nie wirklich erholt. Die Busreise war ja weniger Abenteuer – eher Luxus auf Rädern. Gibt es schon weitere (Reise-)Pläne? Nach dem Kinofilm wollen wir uns endgültig niederlassen. Wir schreiben gerade an vielen Drehbüchern und werden daher entweder in Berlin oder Hamburg ein kleines Häuschen bauen. Info Die RHEINPFALZ verlost 5x2 Karten für die Vorstellung von „Expedition Happiness“ am Freitag, 5. Mai, 21 Uhr, im Landauer Universum Kino. Im Anschluss beantworten Felix Starck und Selima Taibi Fragen der Zuschauer. Interessenten können sich bis morgen, Freitag, 31. März, 12 Uhr, mit einer formlosen E-Mail mit dem Stichwort „Felix“ an redlan@rheinpfalz.de wenden. Die Sieger werden gelost und anschließend schriftlich informiert. | Interview: Sonja Hoffmann

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