Kreis Südliche Weinstraße Ein Platz mitten im Leben

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16 Menschen mit Behinderung finden jetzt im Theresia-Ohmer-Haus als Erweiterungsbau des St.-Paulus-Stiftes Herxheim Platz zum selbstständigeren Leben. Nach 17-monatiger Bauzeit und einem Kostenaufwand von 2,18 Millionen Euro wurde das neue Wohn- und Betreuungsangebot der Jacob-Friedrich-Bussereau-Stiftung am Montag eingeweiht. Das Theresia-Ohmer-Haus, das vom Land mit 762.450 Euro gefördert wurde, sei errichtet worden, um die Lebensqualität der Bewohner des St.-Paulus-Stiftes Herxheim durch einen barrierefreien Erweiterungsbau zu verbessern, so Natascha Lettner, Leiterin der Einrichtung. Die Wohngruppen „Maria“ im Erdgeschoss und „Jakob“ im Obergeschoss verfügen über jeweils acht Einzelzimmer mit eigenem Sanitärbereich, ein Wohn-Esszimmer und offener Gemeinschaftsküche. Das neue Wohnhaus biete ein neues selbstbestimmtes Zuhause mit der Option, dass aus diesem Betreuungsprojekt später ein ambulantes Wohnprojekt entstehen könne, sagte Lettner. Der gewählte Standort nahe der neuen Wohnsiedlung mit Anbindung an die Theresia-Ohmer-Straße sei der Stiftung sehr wichtig, da von hier aus aufgrund der Barrierefreiheit die Teilhabe am kulturellen Leben im Alltag gewährleistet werden könne und zugleich alle Vorteile der Zentraleinrichtung nutzbar blieben. Das Konzept der beiden neuen Wohngruppen basiere auf der Idee, dass auch Bewohner mit einem höheren Unterstützungsbedarf in einer Wohnform leben könnten, die das Ziel der weiteren Verselbstständigung und gegebenenfalls Übergang in ein ambulantes Angebot ermögliche, sagte Lettner. Alle die im neuen Haus leben, hätten einen ganztätigen zweiten Lebensbereich in der Tagesförderstätte oder in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Sozial-Staatssekretär David Langner, der in Vertretung der durch Koalitionsverhandlungen verhinderten Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (beide SPD) gekommen war, sagte, der Wohnheimneubau stehe für eine moderne Politik für Menschen mit Behinderungen – er setzte auf Selbstbestimmung, Teilhabe und Wohnqualität und fördere die Selbstständigkeit der Bewohner. Langner: „Die Einweihung des Wohnheimneubaus im St.-Paulus-Stift ist ein kleiner Meilenstein im Bereich der Wohnangebote für erwachsene Menschen mit Behinderungen. Ich wünsche mir, dass wir auf unserem gemeinsamen Weg noch viele weitere sehen werden.“ Ortsbürgermeister Franz-Ludwig Trauth (CDU) sieht in der Erweiterung den Geist und die Ziele Jacob Friedrich Bussereaus verwirklicht, der vor 120 Jahren den Grundstein für die Einrichtung in Herxheim gelegt hat. Er hatte damals die Idee einer religiös-karitativen und klösterlichen Pflege- und Fördereinrichtung und habe Menschen, die unheilbar krank oder behindert waren, in den Vordergrund seines Handelns gestellt. Es sei eine große Pionierleistung gewesen, so Trauth. Er würdigte auch die Mitarbeiter mit ihrer fachlichen Kompetenz und Qualität – gespeist aus Menschlichkeit und der Kraft des christlichen Glaubens umsorgten sie die Bewohner. Mit der Gründung des St.-Paulus-Stiftes sei damals in Herxheim auch ein Grundstein für die Gemeindeentwicklung gelegt worden. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Gebhart, Landrätin Theresia Riedmaier (SPD) und der erste Verbandsbeigeordnete Georg Kern (CDU) in Vertretung von Bürgermeisterin Heidi Braun (parteilos) griffen in Grußworten die gelebte Inklusion in Herxheim auf: Mittendrin und nicht abgeschottet zu sein, Kontakte und Freunde finden zu können, das sei für Menschen mit Behinderung grundlegend wichtig. Der Weg hin zu Wohnmöglichkeiten mitten im Leben und mittendrin in der Gesellschaft, das sei gelebte Inklusion. Dank gab es von allen Seiten an die Adresse der Mitarbeiter für ihre Tätigkeit voller Liebe, Leidenschaft und Geduld. Die kirchliche Weihe des Erweiterungsbaus nahm der frühere Domkapitular und seit Mai 1995 Offizial des Bistums Speyer, Norbert Weis, vor, der im St.-Paulus-Stift in Herxheim wohnt. Die musikalische Gestaltung hatte die hauseigene Musikgruppe „Bella musica“ übernommen. (som)

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