Kreis Südliche Weinstraße In einer anderen Verkaufswelt

Mit dem Sneaker-Laden „Fourtytree“ setzt der Unternehmer Philip Seibel ein neues Konzept um, das der Schuhmeile einen neuen Anzi
Mit dem Sneaker-Laden »Fourtytree« setzt der Unternehmer Philip Seibel ein neues Konzept um, das der Schuhmeile einen neuen Anziehungspunkt bringen und jüngere Kunden ansprechen soll.

Wenn am Samstag im Einkaufszentrum Shoe City in Hauenstein der Sneaker-Laden „Fourtytree“ eröffnet wird, dürfte sich dies von anderen Geschäftseröffnungen abheben. Denn für Freunde der sportlichen Trendschuhe soll es ein großes Treffen werden: mit Kennern der Sneaker-Szene plus Rapper- und DJ-Auftritt. Das kündigt Betreiber Philip Seibel an, der auch in Landau einen Schuhladen hat.

500 Schuhe stehen auf schlichten Halterungen an einer Wand mit Baumrinden-Beschichtung, die Verkaufstheke ist verkleidet mit heimischem Buntsandstein, die Wand dahinter mit echtem Moos, Baumstämme stehen im Laden. Inmitten solcher Natur erwartet moderne Technik die Kunden: Über zwei I-Pads können diese nicht nur alle verfügbaren Modelle anschauen, sondern ihre Begeisterung darüber auch im Netz teilen. Bevor sie zuschlagen, können sie aber erst mal relaxen: auf einer Sitzgarnitur, die einst Philip Seibels Großvater Winfried Bock nutzte, der letzte Betreiber der früheren Hauensteiner Schuhfabrik Jubo. Im Blick haben sie dort ganz Besonderes: limitierte Top-Modelle in Vitrinen, die sich Sammler bis zu fünfstellige Summen kosten lassen. „Fourtytree“ heißt der Laden, eine Wortspielerei des Inhabers mit seiner Schuhgröße 43 und der umgebenden Natur seines Heimatortes. Ein Laden im Naturlook auf dem Land, der aber keine Wanderschuhe verkauft, sondern hippe Sneaker für urban orientierte Trendsetter – der Kontrast überrascht. Das ging offenbar auch jenen namhaften Herstellern so, die Philip Seibel von seinem Konzept ebenso überzeugen konnte wie den Hauensteiner Schuhproduzenten Carl-August Seibel, der ihn unterstützt. Für einige Marken war der Schuhhändler zwar kein Unbekannter, betreibt er doch im „Shoe City“ seit 2006 den Laden Jump-N-Shoez mit Sneakers und Textilien und seit Oktober 2016 mit einem Partner einen Laden in Landau. Doch dass da jemand aus einem Dorf in dieser Handelsliga mitspielen wollte, sei neu für die Großen gewesen, stellt Seibel fest. Denn bislang gebe es solche Sneaker-Stores nur in größeren Städten – die nächsten in Mannheim und in Saarbrücken. Die „Liga“, das bedeutet eine andere Verkaufswelt: Viele große Markenhersteller, nicht mehr der Händler, bestimmen mittlerweile, was wo und bis wann verkauft werden „darf“. Leisten können sich das richtig angesagte Marken, um deren Produkte sich Kunden reißen. Die werden an ausgewählten Orten und vor allem in limitierter Auflage verkauft – eine Marketingstrategie, die die Nachfrage erst richtig anheizt. Mit Folgen für die Handelslandschaft. Denn dort bildet sich infolgedessen ein inoffizielles „Ranking“: Nur bestimmte Händler können ein besonders gefragtes Produkt verkaufen. Sie müssen dafür etwas vorweisen können, zum Beispiel hohe Verkaufszahlen oder einen guten Standort. Wie viel Paar Schuhe er in welcher Auflage von welcher Marke erhält, lässt Seibel offen. Nur so viel: „Wir sind unter den Top-100-Händlern in Deutschland.“ Mit Luft nach oben, fügt er hinzu. Die erste Bewährungsprobe hat der 39-Jährige bestanden: Das geforderte Vermarktungskonzept für die nächsten drei Monate hat er geliefert. Auch die Lage in der „Schuhmeile“ hat mit den Ausschlag gegeben, dass namhafte Hersteller mitzogen. Ausruhen kann Seibel aber nicht. Er hat kräftig die Werbetrommel gerührt. Vor allem in sozialen Netzwerken und Foren, in denen die Sneaker-Szene unterwegs ist. Zudem hat er Partnerschaften mit Bloggern im Blick. Denn die erreichen im Netz viele Fans. Das Internet spielt für Seibel eine sehr große Rolle. Dort will er auch mit einem Online-Shop den Hauptumsatz machen. Dennoch, sein neuer Laden ist anfassbar. Für Seibel hat er vor allem eine Funktion: Kunden ein Einkaufserlebnis zu bieten, woran es aus seiner Sicht in vielen Fußgängerzonen mangelt – nicht so in Landau, wo es viele Ideen gebe, betont er. Er ist überzeugt davon, dass stationärer und Internet-Handel zusammen bestehen können, wenn man es richtig anpacke.

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