Kreis Südliche Weinstraße Neue Perspektiven

„Wir müssen aktiv werden“, sagte Stadtbürgermeister Fred-Holger Ludwig (CDU), „uns sitzt ja auch die Kreisverwaltung im Nacken. Wenn die der Meinung ist, die in Bad Bergzabern tun ja nichts, dann schließt sie uns das Museum.“ Wie mehrfach berichtet, gibt es für das Stadtmuseum, das seit 1984 im Obergeschoss des Engel untergebracht ist, keine Baugenehmigung. Die Museumsnutzung ist nicht zugelassen. Am 31. März endet die Winterpause des Museums. Derzeit gehen die Verantwortlichen davon aus, dass das Museum am 1. April in die Saison starten kann. Wie die Zukunft des Engel aussehen könnte, präsentierten im Ausschuss Stadtplaner Hans Dennhardt und Architekt Kristoph Rheinwalt. Derzeit stockt die Sanierung des zwischen 1556 und 1579 erbauten Gebäudes. Im Erdgeschoss war früher eine Gaststätte eingerichtet, seit Anfang 2014 stehen die Räume leer. Im Oktober 2015 hatte die Stadt beim Land einen Förderantrag gestellt, sie wollte nicht nur die Sanierung des Fundaments bezuschusst haben, sondern auch die Einrichtung einer Weinstube im Erdgeschoss und die Renovierung der Museumsräume im Obergeschoss. Eine Kostenschätzung lag bei 2,3 Millionen Euro. Während die Struktur- und Genehmigungsdirektion grundsätzlich Zustimmung signalisierte, legte der Rechnungshof sein Veto ein. Eine Weinstube sei unwirtschaftlich und könne nicht gefördert werden. Der Rechnungshof schlug unter anderem vor, im Erdgeschoss Räume für Museum und Tourismusbüro einzurichten, im Obergeschoss sollte Wohnraum zur Vermietung geschaffen werden. 2016 beschloss der Stadtrat, dass der Engel auf jeden Fall im Besitz der Stadt bleibe, außerdem solle dort auch in Zukunft eine Gaststätte betrieben werden. „Die Dame vom Museumsverband hat uns gesagt, dass der Engel ein Museum an sich sei“, sagte Dennhardt. Die Denkmalschutzbehörde habe mitgeteilt, dass zeitgemäße Wohnungen in diesem Gebäude nicht möglich seien. Die komplette Gebäudesubstanz müsse erhalten bleiben. Auch der Brandschutzgutachter komme zu dem Ergebnis, dass sich der Engel nicht für Wohnungen eigne. Das Stadtmuseum brauche ein Alleinstellungsmerkmal, habe Bettina Scheeder, Geschäftsführerin des Museumsverbands, betont, so Dennhardt. Bad Bergzabern habe eine einzigartige Geschichte. Auch sei eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit dem Elsass denkbar. Der Planentwurf sieht vor, dass im Erdgeschoss das Tourismusbüro eingerichtet wird. Zwischen 180 und 200 Quadratmeter werden dafür benötigt. Das habe ihm Geschäftsführer Jochen Anthes mitgeteilt, so Dennhardt. Im Erdgeschoss soll ein Raum eingerichtet werden, der Appetit aufs Museum machen soll, etwa mit einer Multimediashow. Ein Aufzug soll eingebaut werden, der die Besucher ins Museum im Obergeschosse bringt. Dort soll es Themenräume geben, etwa für die Bergzaberner Republik, Pfarrer Sebastian Kneipp oder Edith Stein. Besondere Bedeutung soll das Karolinen-Fürstenzimmer mit seiner einzigartigen Stuckdecke bekommen. Der Stadtplaner schlug auch einen Raum für die Geschichte der Böhämmer-Jagd vor. Audio-Guides sollen die Besucher durchs Museum geleiten und Geschichten über die Stadt und die Region erzählen. Gerhard Rodrian (Grüne) bezweifelte, dass die Pläne umsetzbar sind: „Wir bräuchten mindestens zwei bis drei Halbtagskräfte für das Museum, das können wir nicht bezahlen.“ Alfred Burckhardt (CDU), der im Stadtmuseum arbeitet, schlug vor, den einstigen Museumsverein zu reaktivieren. „Wir müssen erst den ersten Schritt machen. Wenn unser bauliches Konzept akzeptiert wird, dann können wir uns über das inhaltliche Konzept unterhalten“, meinte Stadtchef Ludwig. Der Rechnungshof hat die Stadt aufgefordert, bis 27. März ein alternatives Planungskonzept für den Engel vorzulegen. Der Ausschuss beschloss, dass die Fraktionen sich bis zur Stadtratssitzung am 22. März mit dem Alternativkonzept befassen sollen. Stimmt der Stadtrat zu, soll das Konzept dem Zuschussgeber, das heißt dem Land und Rechnungshof, vorgelegt und auf seine Förderfähigkeit geprüft werden.

x