Kreis Südliche Weinstraße Rückkehr nach Südafrika schon geplant

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PLeisweiler-Oberhofen. Warum sollte man als junger Mensch ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren? Die 21-jährige Jana Müller aus Pleisweiler-Oberhofen, vor wenigen Tagen zum zweiten Mal aus Südafrika in die Südpfalz zurückgekehrt, kennt viele Gründe, warum junge Menschen an einem Auslandaufenthalt und damit einem großen Abenteuer fernab der Heimat Interesse haben können.

Bei Jana Müller, die eine Ausbildung als Bankkauffrau bei der Sparkasse Germersheim-Kandel absolviert, kam der Gedanke, ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in Südafrika zu absolvieren, nach eigenen Angaben schon beim Besuch des Alfred-Grosser-Gymnasiums in Bad Bergzabern. „Die täglichen Nachrichten über Flüchtlingslager von Kriegsflüchtlingen im Nahen Osten haben mit bewusst gemacht, in welch schrecklicher Lage sich diese Menschen befinden“, sagt Jana Müller im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Diese Bilder hätten sie zum Nachdenken gebracht. Ziemlich bald sei dann der Entschluss gereift, selbst zu helfen. Im Gespräch mit ihrer damaligen Lehrerin habe sie von der Organisation „Auszeit – Weltweit“ erfahren und sich für die Freiwilligenarbeit beworben. Nach der positiven Nachricht habe sie sich für Südafrika entschieden. Schon als Kind habe sie der Kontinent Afrika fasziniert. Hier lebten Menschen aller Hautfarben, den unterschiedlichsten Religionen, Kulturen, Bräuchen und Traditionen. Während des ersten Freiwilligeneinsatzes im vergangenen Jahr hat sie in einem Kinderheim mit Einheimischen zusammengearbeitet und dabei hautnah deren Lebensweise mitbekommen. Es gebe keine bessere Möglichkeit in eine neue Welt einzutauchen, als mit Einheimischen zu leben und zu arbeiten, ein gemeinsamer Alltag verbinde. Dadurch könnten beide Seiten voneinander lernen und Schritt für Schritt die Kultur des anderen erfahren und verstehen. Jana Müller war von ihrem ersten Aufenthalt in Südafrika so beeindruckt, dass sie auch in diesem Jahr im Kinderheim in Laudium, rund 35 Kilometer von Pretoria und 75 Kilometer von Johannesburg entfernt, mitarbeitete. Jana Müller erzählt von sechs Hausmüttern, die in dem Heim leben und elf Babys sowie 19 weitere Kinder bis zu sieben Jahren betreuen. Zahlen, die allerdings nur eine Momentaufnahme seien, da sich die Situation permanent verändere. Janas Arbeitstag begann um 7 Uhr mit dem Vorbereiten des Mittagessens, anschließend wurde das Frühstück für die Kinder zubereitet. Zwischendurch wurden die Babys gefüttert. Was folgte, war Spielen mit den Kindern, Mittagessen und um 17 Abendessen sowie das Baden der Kinder. Gegen 19 Uhr müssen die Kinder ins Bett. Beim jüngsten Aufenthalt im Kinderheim hat sie mit zwei deutschen Mädchen aus der Nähe von Marburg und Stuttgart das Zimmer geteilt. Nachhaltig in Erinnerung bleibt ihr, dass während ihres Aufenthalts täglich von der Polizei oder von Sozialarbeitern Babys ins Kinderheim gebracht wurden, da die Eltern zum Teil nicht mehr für sie sorgen konnten oder sie das Kind nicht mehr bei sich haben wollten. An einem Tag sei ein Baby ins Kinderheim gebracht worden, dessen Mutter es töten wollte. Zwei Jungen im Alter von vier und sechs Jahren waren zu Hause einfach „getürmt“ und versprachen sich vom Kinderheim ein besseres Zuhause. Ganz anders auch die Lebensumstände. Wo es bei uns ganz selbstverständlich ist, auf die Straße zu gehen, sei das in Südafrika fast unmöglich. „Bei unserem Projekt durfte ich selbst am helllichten Tag nicht alleine auf die Straße gehen, weil es einfach zu gefährlich ist“, berichtet die 21-Jährige. Auch nach der Rückkehr sind ihre Gedanken bei den Kindern. Jana Müller ist eine begeisterte Reiterin. Sie ist im Fohlenhof in Steinweiler aktiv. Mit ihrem Pferd „Wölkchen“, das 2013 gestorben ist, hatte sie an mehreren Turnieren in Dressur und Springreiten teilgenommen. Aktiv ist sie seit 13 Jahren im Karneval bei den „Kelterdrickern“ in Pleisweiler-Oberhofen. Sie hat in verschiedenen Garden getanzt, trainiert in diesem Jahr zum ersten Mal die „Junge-Männer-Truppe“. Mittlerweile hat sie das Training der roten Garde übernommen. Für die angehende Bankkaufrau ist Freiwilligenarbeit längst zur Selbstverständlichkeit geworden. Für das nächste Jahr hat sie eine Reise nach Brasilien geplant. Spätestens im Jahr 2017 heißt das Reiseziel wieder: Kinderheim in Südafrika. (som)

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