Edenkoben / Gommersheim Risse im Mauerwerk – Schänzelturm muss saniert werden

An dem fünf Meter hohen unteren Teil ist eine halbwendige Außentreppe angebracht, die zum oberen Teil führt, in dessen Inneren e
An dem fünf Meter hohen unteren Teil ist eine halbwendige Außentreppe angebracht, die zum oberen Teil führt, in dessen Inneren eine Treppe zur Aussichtsplattform führt.

Ein Aufstieg zum Schänzelturm auf dem 613 Meter hohen Steigerkopf bei Edenkoben lohnt sich, denn der höchstgelegene Turm des Pfälzerwalds bietet einen herrlichen Rundblick. Aber ist die Besteigung des 13 Meter hohen Bauwerks überhaupt noch gefahrlos möglich?

Ein Schild mit dem Hinweis „Betreten auf eigene Gefahr“ gibt es am Turm schon länger, doch seit einiger Zeit sind unübersehbare Risse aufgetreten, die im vergangenen Jahr schon einmal für eine zeitweilige Sperrung des Turms gesorgt haben. In der Gemeinde Gommersheim, auf deren Gemarkung der Schänzelturm steht, hat man sich laut einem RHEINPFALZ-Bericht vom 8. November vergangenen Jahres auch bereits Gedanken über weitergehende Sanierungsmaßnahmen gemacht, konkrete Planungen gibt es aber wohl noch nicht. Diesbezügliche Anfragen bei der Verbandsgemeindeverwaltung Edenkoben und der Kreisverwaltung Südliche Weinstraße blieben bisher unbeantwortet.

Eine baldige Sanierung des Schänzelturms ist nicht nur aus Sicherheitsgründen dringend geboten, das Bauwerk ist auch ein bedeutendes Kulturdenkmal. Seine Errichtung fällt in die Zeit der nationalen Begeisterung nach dem siegreichen Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71, in dessen Anschluss das Deutsche Kaiserreich gegründet worden war. Damals bildete sich in Edenkoben ein Turmbauverein mit dem Ziel, an die Kämpfe auf dem Schänzel zur Zeit des Französischen Revolutionskrieges im Sommer 1794 zu erinnern. Dies geht aus der Inschrift auf der Gedenktafel am Turm hervor: „Dem Andenken der tapferen preußischen Krieger, welche im Kampfe gegen das französische Invasionsheer am 13. Juli 1794 hier den Heldentod für das deutsche Vaterland starben. Errichtet durch den Schänzelturmbau-Verein zu Edenkoben 1874“. Die in ihrem „vaterländischen“ Grundton zeittypische Inschrift verrät den doppelten historischen Bezug des Schänzelturms: War es den französischen Soldaten im Revolutionskrieg gelungen, die von preußischen Soldaten verteidigte Schänzelstellung zu erstürmen und den Feldzug des Jahres 1794 für sich zu entscheiden, so hatte man den alten Gegner hundert Jahre später schließlich besiegt.

Schänzelturm auch architektonisch beachtenswert

Frühere Generationen hatten Freude daran, die militärischen Aktionen rund um die Eroberung des Schänzels bis in jedes Detail nachzuvollziehen, und wer will, kann dies mithilfe der einschlägigen Literatur und der zahlreichen Hinweise auf den „Rittersteinen“ vor Ort auch heute noch tun. Heute stellen sich aber noch andere Fragen: Wie sah der Alltag der Mannschaften aus, die über Wochen hinweg im Wald in provisorischen Unterkünften oder unter freiem Himmel kampieren mussten? Wie funktionierte die Verpflegung und wie stellte man die Versorgung mit dem lebensnotwendigen Trinkwasser sicher? Wer kümmerte sich um die Verwundeten und Kranken? Über all dies erfährt man im militärhistorischen Schrifttum nur wenig. Man muss schon zu Goethe greifen, der den Feldzug der verbündeten Preußen und Österreicher in Frankreich im Jahr 1792 mitgemacht hat und in seinem Bericht immer wieder genaue Beschreibungen des „Kriegsalltags“ auch der einfachen Soldaten bietet.

Unabhängig von den historischen Bezügen ist der Schänzelturm auch architektonisch beachtenswert. Das aus heimischem Sandstein in historisierenden Formen errichtete Bauwerk besitzt eine achteckige Grundform. An dem fünf Meter hohen unteren Teil ist eine halbwendige Außentreppe angebracht, die zum oberen Teil führt, in dessen Inneren eine Treppe zur Aussichtsplattform führt. Die schmalen, Schießscharten gleichenden Fenster und die beiden gotischen Eingänge geben dem Bauwerk den Charakter eines mittelalterlichen Burgturms

Der Schänzelturm ist aus heimischem Sandstein gebaut.
Der Schänzelturm ist aus heimischem Sandstein gebaut.
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