Kreis Südwestpfalz „Alles ist besser, als gar nichts zu tun“

„Bei einem Herzstillstand ist der Patient tot. Was also könnte man in diesem Moment falsch machen ? außer gar nicht zu reagieren
»Bei einem Herzstillstand ist der Patient tot. Was also könnte man in diesem Moment falsch machen ? außer gar nicht zu reagieren? Alles was Sie tun, kann die Situation nur verbessern«, ermutigt Chefarzt Carsten Henn medizinische Laien, Menschen bei einem Herzstillstand zu helfen.

Anlässlich der „Woche der Wiederbelebung“, die deutschlandweit bis Sonntag stattfindet, veranstaltet die Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie im Städtischen Krankenhaus Pirmasens mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) und dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) heute den Aktionstag „Ein Leben retten“. Können auch medizinische Laien Leben retten? Eindeutig ja, versichert der Mediziner Carsten Henn im Gespräch mit RHEINPFALZ-Mitarbeiterin Birgit Oster.

Herr Henn, der Vortrag „Ein Leben retten“ dauert heute inklusive Übung gerade mal anderthalb Stunden. Bringt eine Kurz-Schulung zu einem so wichtigen Thema wie Wiederbelebung wirklich etwas? Kann ich danach mehr als vorher?

Ja, können Sie ganz sicher. Bei einem Herzstillstand ist irgendetwas zu tun auf jeden Fall besser, als gar nichts zu tun. Falsch machen kann man nichts. Dafür wollen wir ein Bewusstsein schaffen. Der plötzliche Herzstillstand ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Die Reanimationsquote ist im Vergleich zu anderen Ländern alarmierend gering. Viele trauen es sich nicht zu, aktiv zu handeln. Dabei ist es wirklich ganz einfach, effektive und lebensrettende Hilfe zu leisten. Aber wie stelle ich fest, wann ich tatsächlich eingreifen muss? Und was ist dann zu tun? Verliert eine Person das Bewusstsein, gibt es eine Regel, die heißt: prüfen, rufen, drücken. Es gilt zu überprüfen, ob der Patient ansprechbar ist, ob er auf Schmerzreize wie etwa leichtes Knuffen reagiert, ob er atmet. Auch den Puls zu überprüfen ist nicht schwer. Wir zeigen heute, wie das alles ganz einfach gelingt. Was kann dabei schon passieren? Im besten Fall schlägt der Patient bei der Untersuchung die Augen auf. Ist der Patient nicht ansprechbar, sollten Sie sofort den Notarzt verständigen (rufen). Wenn Sie keine Atmung oder keinen Puls feststellen, beginnen Sie umgehend mit der Herzdruckmassage, also dem Drücken. Davor schrecken aber vielleicht doch einige zurück, weil sie Angst haben, etwas falsch zu machen. Bei einem Herzstillstand ist der Patient tot. Was also könnte man in diesem Moment falsch machen − außer gar nicht zu reagieren? Alles was Sie tun, kann die Situation nur verbessern. Wenn ein Mensch nicht reagiert und nicht normal atmet, muss man davon ausgehen, dass der Kreislauf nicht funktioniert und das Gehirn nicht mehr mit Sauerstoff versorgt wird. Hier zählt jede Minute für das Überleben. Mit der Herzdruckmassage übernimmt man vorübergehend die Funktion des Herzens, pumpt das Blut in Organe und das Gehirn, bis die Ersthelfer vor Ort sind. Wir zeigen Ihnen, dass wirklich jeder das kann! Muss ich den Patienten in diesem Fall beatmen? Nein, müssen Sie nicht. Ich weiß, dass das für die meisten Menschen eine große Hürde darstellt. Gerade wenn es sich um eine fremde Person handelt. Aber eine Beatmung ist in diesem ersten Schritt gar nicht notwendig. Es zählt einfach nur die Herzdruckmassage. Was erhoffen Sie sich von diesem Vortrag? Jeder kann in eine Situation kommen, in der seine Hilfe gebraucht wird. Meist geschieht ein Herzstillstand zu Hause oder bei Freunden. Wir sprechen mit unserem Vortrag deshalb auch Familien an, Jung und Alt gemeinsam. Mit jedem Menschen, den wir erreichen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass im Notfall lebensentscheidende Maßnahmen richtig getroffen und eingesetzt werden. Info —Die kostenlose Veranstaltung „Ein Leben retten − 100 Pro Reanimation“ beginnt heute im Krankenhaus Pirmasens (Konferenzraum im ersten Untergeschoss) um 18 Uhr und soll bis 19.30 Uhr dauern. Zunächst referiert Oberarzt Uwe Fink, dann zeigen Mitarbeiter der Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie sowie des ASB und des DRK, wie man reanimiert. — Im Internet: www.einlebenretten.de. | Interview: Birgit Oster

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