Pfälzer Teufelssagen Das teuflische Wildschwein: Eine alte Sage aus Großbundenbach

Die Kirche in Großbundebach.
Die Kirche in Großbundebach.

Teufelssagen sind in der Pfalz weit verbreitet. Was Großbundenbach (Landkreis Südwestpfalz) über den „Teufelsritt“ zu berichten hat, ist jedoch schwer zu übertreffen.

„Wen der Teufel einmal in seinen Klauen hält, den gibt er nicht mehr so schnell frei“, beginnt die Sage „Der Teufel will keine Reue“ aus dem zweiten Band von Viktor Carls Sagensammlung „Pfälzer Sagen“. So muss es auch einem Bauern aus Großbundenbach ergangen sein. Was genau er Übles angestellt haben soll, ist nicht überliefert. Eine große Sünde? Vielleicht sogar ein Pakt mit dem Teufel? Jedenfalls schien der Großbundenbacher Reue dafür zeigen zu wollen. Nachts soll er in die Kirche gegangen sein, „um mit seinem Gott ins Reine zu kommen.“

„Gerade öffnete er die Kirchtür, als ihm ein Wildschwein zwischen die Beine sauste und ihn in rasendem Galopp dreizehnmal um die Kirche trug“, beschreibt die Sage den turbulenten Abgang des reumütigen Bauers. Doch damit nicht genug. „Mit zertrümmertem Schädel an einem Pfeiler liegend“, tot, soll er am nächsten Morgen gefunden worden sein. Ein tragischer Unfall? Nein!

An diesem eingravierten „Kopf“ soll der Bauer seinen Kopf gespalten haben.
An diesem eingravierten »Kopf« soll der Bauer seinen Kopf gespalten haben.

„Wildschweinborsten deuteten darauf hin, dass der Teufel den reuigen Sünder zu Tode geritten haben musste“, schließt die Sage dieses merkwürdige Kapitel Großbundenbacher Geschichte ab. Am Stützpfeiler rechts neben der Kirchentür ist noch heute ein Schädel eingraviert. Hier soll der Tote gefunden worden sein. Was aber genau an der Sage dran ist, ist im Laufe der Jahrhunderte verloren gegangen.

Teufelsmythen warnen und mahnen

„Teufelsgeschichten sollen Angst machen“, schätzt Barbara Schmidt vom Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde Sagen dieser Art ein. „Solche Angstgeschichten könnten durchaus auf tatsächlich geschehenen Kriminalgeschichten beruhen“, führt sie aus. Möglich also, dass der tot aufgefundene Bauer Opfer eines Kriminellen geworden war – eben Opfer eines Wildschweines.

„Daneben dienten Teufelsmythen dazu, vor Gefahren zu warnen. Sie sollten vermitteln: ’Geh da lieber nicht hin’“, führt Schmidt weiter aus. Damals sei die Wildnis des Westrichs noch nicht erschlossen gewesen. Eine eindeutige Warnung vor diesen Gebieten sei also nützlich gewesen. Barbara Schmidt hält einen Vergleich mit einer soften Traumatisierung für richtig. Die Kinder und auch Erwachsene seien demnach von den gruseligen Teufelsgeschichten traumatisiert worden, sodass sie in Reaktion die gefährlichen Orte vermieden, meint Schmidt.

Teufelspfuhl und Teufelsfels: Warnende Namen

Im Landkreis Südwestpfalz gibt es noch heute Landschaftsnamen, die auf diesen psychologischen Mechanismus hinweisen. Der Teufelspfuhl zwischen Reifenberg und Rieschweiler-Mühlbach beschrieb einst eine sumpfige Stelle, wo man Gefahr laufen konnte, feststecken zu bleiben. Der Teufelsfels bei Käshofen hingegen könnte ein Hinweis darauf sein, dass man vor Stürzen warnen wollte. Mögliche Sagen, die mit diesen beiden Teufels-Orten in Verbindung gestanden haben könnten, sind in Vergessenheit geraten.

„Das, was wir heute noch an Teufels-Sagen kennen, wurde meistens ohne Belege niedergeschrieben. Wenn etwas mündlich tradiert und dann schriftlich konserviert wird, ergibt das eine finale Einfärbung durch den Autor“, meint Schmidt. Die Sagen und Erzählungen aus der Vergangenheit sind also auf dem einen Weg oder dem anderen heute verloren.

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