Kreis Südwestpfalz Nach der Wahl ist vor der Wahl

Bereits vor dem Jahreswechsel hat die SPD mit dem 27-jährigen Esra Limbacher aus Limbach ihren Direktkandidaten im ostsaarländischen Wahlkreis 299 Homburg für die Bundestagswahl im Herbst nominiert. So weit sind die meisten anderen Parteien noch nicht: Vielfach wollte man dort erst noch die saarländische Landtagswahl abwarten. Diese wiederum erwies sich für die kleinen und Kleinstparteien als Enttäuschung. Dennoch wollen sich auch diese Gruppierungen dem Abenteuer Bundestagswahl stellen.

Sollte er am 24. September in den Bundestag gewählt werden, würde sich Esra Limbacher (SPD) aus Kirkel-Limbach dort am liebsten mit Wirtschaft und Rentenpolitik beschäftigen. „Die betrifft alle Generationen“, sagt er. „Viele junge Leute sagen mir, sie glauben eh nicht mehr dran, dass sie noch eine nennenswerte Rente bekommen. Da muss man was tun.“ Auch am Bundestags-Verkehrsausschuss hat Limbacher Interesse. Im Bundestags-Wahlkreis 299 Homburg, der unter anderem den Saarpfalz-Kreis umfasst, haben die anderen Parteien noch kaum ihre Weichen gestellt. Allerdings verfügt die Piratenpartei, die soeben aus dem Saarbrücker Landtag geflogen ist, bereits seit Anfang März über eine Landesliste für den Bundestag. „Ich selbst stehe dort nicht drauf“, sagt Gerd Rainer Weber aus Ottweiler, der am Sonntag Spitzenkandidat für den Landtag war. „Angeführt wird unsere Bundestagsliste von der 18-jährigen Abiturientin Lea Laux aus Losheim. Am Sonntag stand sie auf Platz zwei der Landesliste für den Landtag.“ Die AfD, die ab April drei Mandatsträger in den Saar-Landtag schicken darf, plant für diesen Sonntag einen Landesparteitag in Sulzbach, um Bundestagskandidaten zu küren. „Den nächsten Bundestag haben wir im Moment noch nicht so ganz auf dem Schirm“, bekennt die Neunkircher CDU-Kreisgeschäftsführerin Rita Batz auf Anfrage. Fahrplan und Kandidatenkür bei den ostsaarländischen Christdemokraten seien noch nicht festgelegt. In einer Besprechung am nächsten Mittwoch werde das Thema aber zur Sprache kommen. Einen Direktkandidaten hat auch die saarpfälzische Linke noch nicht ausgeguckt. Mit Blick auf eine Bundestags-Landesliste wird sich die Partei Anfang Mai versammeln, sagt die Linken-Kreischefin Barbara Spaniol. Die Grünen stellen Mitte Mai ihre Bundestags-Landesliste auf. Dies sagt auf Anfrage die Landesvorsitzende Tina Schöpfer aus Neunkirchen-Kohlhof. Sie selbst kandidiere aber nicht: Das wolle sie dem schon amtierenden Grünen-Bundestagsabgeordneten Markus Tressel überlassen. Bei der Familienpartei wollte die Homburgerin Susanne Hentschel nach dem stressigen Landtags-Wahlkampf „erst mal ein paar Tage gar nichts mehr machen, um mir den Kopf neu zu sortieren“. Aber ihr Landesvorsitzender Roland Körner aus St. Ingbert sähe Susanne Hentschel im Wahlkreis Homburg gerne als Direktkandidatin für den Bundestag. Eine Entscheidung soll im April fallen. Roland Körner: „Natürlich sind wir mit unserem Ergebnis bei der Landtagswahl nicht zufrieden. Im Herbst wollen wir mal sehen, ob’s wirklich an der Zuspitzung Rot-Rot gegen Bürgerlich gelegen hat. Oder ob’s einen generellen Trend gibt, der sich von den kleinen Parteien weg bewegt.“ Das würden sie auch bei der FDP gern wissen. Deren ostsaarländischer Landtagswahl-Kandidat Marcel Mucker aus St. Ingbert bekennt, dass der Fahrplan der Liberalen bislang nur bis vorigen Sonntag festgezurrt gewesen sei. „Aber am Montag haben wir uns im FDP-Landesvorstand verständigt, dass wir Ende Mai die Bundestagsliste aufstellen. Bei uns im Wahlkreis gibt es noch keine Bewerber-Namen.“ „Ich kandidiere gerne wieder“, sagt Peter Kielbassa offen: Der unter dem Künstlernamen Peter Bond bundesweit bekannte frühere „Glücksrad“-Showmoderator hat sich vorgenommen, weiterhin seiner Partei Demokratische Bürger Deutschland (DBD) zu dienen. „Wir machen weiter“, stellt der Neunkircher klar, der nach Blieskastel-Alschbach umgezogen ist. „Seit der Landtagswahl gab es bei uns noch keine Sitzung. Jetzt wollen wir uns auf die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen konzentrieren, wo sich unser Stammsitz befindet. Und dann geht’s mit den Vorbereitungen für die Bundestagswahl los.“ Peter Bond: „Spätestens im August haben wir die Kandidatenliste beisammen.“ Und wie geht es beim Bündnis Die Reformer weiter? „Das kann ich noch nicht sagen“, gesteht Landesvorsitzender Ralf Berberich aus Kirkel: „Mit unseren knappen Ressourcen war der Landtagswahlkampf sehr anstrengend. Ob wir für den Bundestag antreten, wollen wir intern ausloten und sehen, welche Möglichkeiten wir haben.“ Enttäuscht zeigt sich Berberich darüber, wie seine Partei von den Medien behandelt worden sei: „Es war nicht fair, dass wir von vornherein als ,Sonstige’ eingruppiert wurden. So etwas kann man sich denken, man sollte es aber nicht sagen.“ Eine Teilnahme an der Bundestagswahl schließen Berberich und seine Reformer nicht aus: „Wir müssen aber klären, ob wir diesen Aufwand wirklich stemmen können. Das hängt auch mit den Finanzen zusammen. Geld aus der Parteienfinanzierung bekommen wir nach unserem Resultat bei der Landtagswahl ja leider nicht. Bislang werden unsere Ausgaben vor allem von den Mitgliedern und unseren Trierer Kollegen bestritten.“ Noch keine Vorbereitungen für die Bundestagswahl gibt es bei der Lucke-Partei Liberal-Konservative Reformer (LKR), wie deren St. Ingberter Landtagskandidat Yannik Neuschwander sagt: „Wir lecken noch die Wunden vom Sonntag. Mit dem Thema Bundestag geht es bei uns wohl erst in zwei Monaten los. Wir müssen schauen, ob wir hier im Saarland überhaupt die nötige Manpower dafür haben. Der Landtagswahlkampf war ja doch eine stramme Zeit.“

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