Lokalsport Südpfalz Für ein paar Minuten aufgestiegen

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HAUENSTEIN. Das dritte und letzte Spiel der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Südwest zwischen den Vizemeistern der Oberligen Rheinland-Pfalz/Saar und Baden-Württemberg bot alles, was Fußball so faszinierend macht. Am Ende stand ein für den SC Hauenstein bitteres 4:4 (1:3) gegen den damit aufgestiegenen FC Nöttingen – die RHEINPFALZ am SONNTAG informierte. Hauensteins Held des Tages hätte Mittelfeldspieler Steffen Straub sein können. Der flinke Techniker erzielte drei Tore, die am Ende doch nicht reichen sollten. „In der ersten Halbzeit haben wir drei unnötige Gegentore bekommen. Die zweite Hälfte war überragend von uns. Vor dem 4:4 für Nöttingen wollte ich den Ball im Mittelfeld durchstecken. Leider ging er verloren. Am Ende war das wirklich traurig“, bilanzierte Straub. Etliche Gästefans steckten noch im Stau, da führte ihre Mannschaft bereits mit 2:0. Sieben der acht Treffer resultierten aus Freistößen und Elfmetern. Der erste Treffer war ein herrlicher Freistoß in den Winkel von Niklas Hecht-Zirpel (4.). Der Elfmeter zum 0:2 (8.) und der Freistoß, der zum 1:3 führte (36.), waren sehr harte Entscheidungen von Zweitliga-Schiedsrichter Robert Kempter gegen Hauenstein. Torhüter Sebastian Grub sprach nach seinem letzten Spiel für Hauenstein von „brutalen Fehlentscheidungen“. Beim Strafstoß hatte der Torwart Pech. Grub parierte, doch der Ball sprang dem Schützen Mario Bilger genau vor die Füße, er schob mühelos ein. Der Freistoß zum 1:3 mag unberechtigt gewesen sein. Trotzdem hatte sicher niemand der Hauensteiner Abwehr vorgeschrieben, den Torschützen Holger Fuchs völlig ungedeckt zum Kopfball kommen zu lassen. Der Elfmeter, den Straub zum 1:2 verwandelte, gehört in die Rubrik „Konzessionsentscheidung“ (28.). Was nach dem Seitenwechsel passierte, war für die meisten Zuschauer kaum zu begreifen. Hauenstein präsentierte nun Entschlossenheit. Es dauerte nicht einmal eine halbe Stunde, bis der SC das Spiel gedreht hatte und nun seinerseits auf Regionalligakurs war. Für den unauffälligen Armin Jusufi hatte Trainer Jürgen Kohler mit Alexander Zimmermann einen zweiten Stürmer gebracht. Als wäre der einsetzende Regen das Startsignal, setzte Hauenstein, angetrieben von den überragenden Nico Hillenbrand und Jesper Brechtel, zu einem Sturmlauf an, den Kapitän Sandro Rösner mit seinem Kopfballtreffer zum 2:3 in der 51. Minute zusätzlich befeuerte. Riccardo Di Piazza hatte die maßgenaue Freistoßflanke geliefert. Als Straub nach 64 Minuten per Freistoß zum 3:3 ausglich, schien Nöttingen stehend k. o. Nach Straubs Freistoß köpfte Rösner an die Latte des Nöttinger Tores. Nach einem erneuten Freistoß von Straub setzte Zimmermann in der Tormitte zum Kopfball an, Gegenspieler Felix Zachmann riss ihn zu Boden – Elfmeter! Erneut trat Straub an und traf zur 4:3-Führung (73.). Mit diesem Resultat wäre Hauenstein aufgestiegen gewesen. Der Torschütze riss sich das Trikot vom Leib und versank in einer Jubeltraube. Dann griff wieder Schiedsrichter Kempter ein. Nach einer Grätsche, bei der Zimmermann den Ball spielte, zeigte Kempter Rot. „Wir sind nicht wirklich bevorteilt worden. Aber Respekt vor der Mannschaft: Sie hat alles gegeben“, sagte Hauensteins Manager Jürgen Lejeune. Letztlich gab die bessere Trefferquote der Gäste den Ausschlag. Im ersten Durchgang hatte Nöttingen drei Torschüsse. Der Sportclub schoss in den ersten 45 Minuten auch dreimal aufs Gästetor, traf aber nur einmal. In Halbzeit zwei besaß Nöttingen bis zum 4:4 nur eine Möglichkeit. Die zweite Möglichkeit brachte den Ausgleich per Kopf für die Gäste (86.). „Die Rote Karte war der Knackpunkt zu unseren Gunsten“, bekannte Nöttingens Trainer Gerd Dais. Hauenstein war kurzfristig unsortiert und konnte die Fehlerkette vor dem 4:4 nicht mehr unterbrechen. Mehrere Abwehrversuche scheiterten, bevor der Ball zum völlig ungedeckten Claudio Bellanave kam, der die Flanke zu Leutrim Nezirajs Treffer lieferte. Im Presseraum wurde nach dem Spiel nicht nur Aufsteiger Nöttingen, sondern auch Hauensteins scheidender Trainer Jürgen Kohler mit Applaus gefeiert. „Ich werde Hauenstein im Herzen tragen und bedanke mich bei allen, die mir zur Seite standen. Das Team hat heute noch mal gezeigt, was es auszeichnet. Es hat bis zum Schluss an den Erfolg geglaubt“, sagte Kohler.

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