Landau Banges Hoffen, dass die Igel überleben

Im Waldlager finden Anouk, Magnus, Max und Julian (von links) Unterschlupf.
Im Waldlager finden Anouk, Magnus, Max und Julian (von links) Unterschlupf.

«Kandel.»Im Sommerkurs „Den Wald erleben“ haben 26 Kinder aus dem Kreis Germersheim allerlei Wissenswertes über Bäume und Lebewesen im Wald gelernt. Sie haben mit Holzstücken vom Waldboden gebastelt, zum Beispiel Flöten geschnitzt und ein Lager gebaut. Der Höhepunkt im Sommerkurs mit dem Waldpädagogen Jean Beetz waren die beiden verletzten Igel James und sein kleiner Bruder.

„Der kleinere Igel stirbt“, sagt Max (8) aus Erlenbach. Und zeigt auf zwei stachelige Igelrücken in einem kleinen Loch im Waldboden. „So schnell ist der Tod auch nicht“, beruhigt Waldpädagoge Jean Beetz aus Landau den jungen Teilnehmer seines Sommerkurses. „Wir lassen die zwei Igel jetzt hier im Waldboden ruhen und schauen heute Mittag wieder nach ihnen.“ Anouk (6) aus Jockgrim deutet auf den größeren Igel. „James bewegt sich schon!“ Beetz gibt ihr Recht: „Der kommt sicher durch. Und seinen kleineren Bruder säubern wir nachher und geben ihn Max` Mutter in einer Kiste mit. Dann schauen wir, ob er durchkommt.“ Einen Tag zuvor haben die Kinder vom Ferien-Kurs „Den Wald erleben“ die verletzten Igel auf dem Waldboden gefunden. Max` Eltern haben Erfahrung mit Igeln und werden daher mit der Igel-Pflege beauftragt. „Was hat Haribo mit Pilzen zu tun?“, fragt Beetz und setzt sich unter einen Baum. „Pilze sind doch nicht etwa in Gummibärchen drin?“ fragt Johannes. „Doch, indirekt“, erklärt der Waldpädagoge. „In Haribo stecken Aromastoffe. Und aus Pilzen werden Aromastoffe gemacht.“ Julian und Max kichern. Und lassen sich die Gummibärchen trotzdem schmecken. „Was habt ihr in der Woche mit mir denn so alles über den Wald gelernt“, will Beetz wissen. „Im Wald darf man nichts kaputt machen“, antwortet Anouk. „Der Wald bietet Tieren ein Zuhause. Vögeln, Eulen, Spinnen und Ameisen zum Beispiel“, weiß Johannes. „Der Wald ist ein Holzlieferant. Es dürfen aber nur so viele Bäume gefällt werden wie wieder nachwachsen“, erinnert sich Max. „Bäume wandeln Kohlendioxid in Sauerstoff um“, sagt Julian. „Sehr gut gemerkt“, lobt der Pädagoge die Kindergruppe. „Und was wisst ihr noch über Pilze?“ fragt der gelernte Kunsttischler. „Pilze brauchen den Wald. Sie holen sich von den Bäumen Zucker“, antwortet Johannes. „Genau. Und im Gegenzug holt sich der Baum vom Pilz Mineralstoffe“, ergänzt Beetz. „Der Butterröhrling ist mit dem Baum verbunden. Er gilt oft als essbarer Pilz, kann aber giftig sein“, weiß Felix. Jetzt haben die Teilnehmer des Sommerkurses ihre Pause wirklich verdient! Magnus, Max und Julian machen es sich im „Lager“ gemütlich: eine kleine Holzhütte, an der die Jungs mitgebaut haben. Und in der sie prima Süßigkeiten naschen können. Anouk kramt derweil ihre Flöte hervor, die sie mit dem Kunsttischler geschnitzt hat. Der aus dem Elsass stammende Naturbursche ist im Wald großgeworden. Seine Uroma sei Pflanzfrau gewesen, sein Uropa Förster. „Der Wald spielt in meinem Leben eine große Rolle, daher spiele ich auch gerne im Wald“, scherzt der 53-Jährige. Sein Wissen und seine Liebe zur Natur weiterzugeben, ist ihm wichtig. „Immer wieder höre ich von jungen Teilnehmern meiner Kurse die Worte: Ich brauche den Wald nicht“, erzählt er. Dann zeigt er stolz auf seinen Sommerkurs: „Nach ein paar Stunden im Wald ändern die Kinder ihre Meinung rasch. Dann begreift jeder, wie das Ökosystem funktioniert und wie oft wir den Wald im Alltag brauchen.“ Übrigens: Inzwischen haben sich die beiden Igel etwas erholt. Sie fressen ein wenig und machen ihren Mittagsschlaf. Max und seine Eltern haben weiterhin Hoffnung, dass die zwei Stachelwesen überleben.

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