Landau Die Munition ist am teuersten

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Hördt. Mit zehn hat Wolfgang Fuchs zum ersten Mal auf den Abzug eines Luftgewehrs gedrückt, im Hördter Schützenhaus sonntags nach der Kerwe. Der Schießsport hat ihn seither nicht losgelassen. Der 46-Jährige reist mittlerweile mit seiner Pistole um die Welt. Bei einem Wettkampf in den USA hat er mit seinem „Team Europe“ jetzt den zweiten Platz belegt.

„Schlecht bin ich nicht, aber auch kein Top-Schütze“, meint Fuchs. In seiner Leistungs- und Waffenklasse ist er in der Einzelwertung 17. von 47 geworden. Beim „Midway USA & NRA Bianchi Cup“ – benannt nach dem Hauptsponsor, einem Lieferanten für Waffenteile – waren im Mai insgesamt 204 Schützen in Columbia/Missouri angetreten, darunter sieben Deutsche. Fuchs hat zum dritten Mal teilgenommen. „Seit ich dabei bin, treffe ich dort immer die gleichen Leute“, erzählt er. Sie kommen von weit her, aus der Schweiz etwa, von Barbados und Neuseeland. Der Wettbewerb ist beliebt. 12.000 Dollar steckt sich der Gewinner in die Tasche. „In Amerika gibt es Schützen, die von Wettkampf zu Wettkampf tingeln und davon leben“, weiß Fuchs. Nicht nur vom Preisgeld, auch vom Sponsoring: „Bei manchen erkennt man vor lauter Logos nicht mehr die Farbe des Trikots.“ „Bianchi Cup“ heißt die Disziplin, die geschossen wird – „ein Programm mit 192 Schuss“. Es teilt sich auf in vier so genannte Events: Der Schütze muss stehend frei schießen, mit Barrikaden sowie auf laufende und umkippende Scheiben. Die Distanzen variieren jeweils zwischen neun und 45 Metern, das Ganze natürlich auf Zeit. Ausgedacht hat sich den Ablauf ein früherer Polizist, John Bianchi, als effizientes Training für den Job. Polizisten und andere Waffenträger tummeln sich auch bei den Wettkämpfen: „Vom Sheriff bis zum Secret Service Agent triffst du dort alles“, berichtet Wolfgang Fuchs. Die treten dann freilich in einer anderen Klasse als der Hobbyschütze an. Erstmals gab es auch einen Team-Wettbewerb. Zehn Mannschaften mit je vier Schützen unterschiedlicher Waffenklassen gingen an den Start. Im „Team Europe“ waren auch ein Berliner, ein Frankenthaler und ein nach USA ausgewanderter Däne. Nach seiner Bundeswehrzeit ist der Hördter Anfang der 90er Jahre in den örtlichen Schützenverein eingetreten, hat dort mit Luftgewehr und -pistole begonnen. Nachdem er die Waffensachkundeprüfung gemacht hatte, kaufte er sich zunächst eine kleinkalibrige, dann eine großkalibrige Sportpistole. Bei der vor 16 Jahren gegründeten Schießleistungsgruppe des Vereins ist er der „Vorturner“, der Leiter. „Wenn man erfolgreich sein will – egal ob mit Sportpistole oder Luftgewehr – ist das Training das A und O“, sagt Fuchs. Unmittelbar vor dem Wettkampf trainiert er mehrmals in der Woche auf der ehemaligen Standortschießanlage der Bundeswehr in Philippsburg. Hier fand 2012 die Bianchi-Cup-WM statt. „Das war mein erster internationaler Wettkampf, dort bin ich infiziert worden“, erzählt der Hördter. Auf der Anlage seines Vereins übt er kurze Distanzen, im eigenen Garten das „Zielen ohne Munition“. „95 Prozent spielt sich im Kopf ab beim Schießen, das ist eine mentale Herausforderung“, sagt Fuchs. Sei die „Kugel aus dem Lauf, hält sie niemand mehr auf“. Seine Munition macht Wolfgang Fuchs übrigens selbst. Aus Kostengründen, denn sie sei das teuerste an diesem Hobby. Sein Sprengschein und ein Wiederlade-Lehrgang befähigen ihn mit explosiven Stoffen zu hantieren. Die deutschen Kontrollen und Sicherheitsmechanismen seien im Vergleich zu den Gesetzen in Amerika streng. Alle drei Jahre werde er auf seine Zuverlässigkeit geprüft, muss unter anderem ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, erzählt Fuchs. Seit das Waffenrecht 2009 novelliert wurde, sind unangemeldete Kontrollen der Wohnung möglich, „Nachwirkungen des Amoklaufs von Winnenden“, sagt der 46-Jährige. Fuchs schießt noch eine weitere Disziplin, PPC 1500 – bei der die Zeit eine geringere Rolle spielt –, geht auf die Jagd und betreibt Bogensport. „Für mich ist die Waffe ein Sportgerät, bei der Jagd ist sie ein Werkzeug. Manche Amerikaner betrachten sie als Hausratversicherung.“ Vor dem Midway-Wettkampf hat Fuchs, der als Instandhaltungselektriker im Global Logistic Center (GLC) bei Daimler in Germersheim arbeitet, den Flaglers Cup in Kansas City geschossen. Vorvergangenes Wochenende war er bei der Deutschen PPC-Meisterschaft in Ahlsfeld dabei. Auch ins europäische Ausland führt ihn sein Hobby oft. Im August will er zum Bianchi-Cup-Wettbewerb nach Holland fahren und im November steht die Weltmeisterschaft in Neuseeland an. Die juckt ihn in den Fingern, gibt Wolfgang Fuchs zu. Hundertprozentig entschieden für die Reise hat er sich aber noch nicht. |naf

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