Landau Einmal Michendorf und zurück

Queichheim will seine Telefonzelle zurück. Nußdorf auch. Aber nicht zum Telefonieren. Nein, das Fernsprechhäuschen soll als öffentlicher Bücherschrank heimkehren. Schmökern statt Quasseln, so die Idee. Doch es ist gar nicht so unkompliziert, an die Glaszelle zu kommen, wie der Queichheimer und der Nußdorfer Ortsbeirat gelernt haben. Die Landauer reiten auf jener Retrowelle mit, die Deutschland bereits vor ein paar Jahren erfasst hat. 2014 hat die Telekom mit dem Verkauf der gelben und magentafarbenen Boxen an Privatleute begonnen. Seitdem sprudeln Telefonzellennostalgiker vor kreativen Ideen: Umfunktioniert als Tanz-Zelle, Mini-Tonstudio oder Kunstprojekt, holen sie die Zellen, die vom Smartphone verdrängt wurden, wieder zurück in den öffentlichen Raum. Dass die Fernsprechhäuschen innen meist schlecht rochen und etwas siffig waren, verklärt sich in der Erinnerung. Der Nostalgie wegen wollen auch die Nußdorfer und Queichheimer jetzt wieder ein Telefonhäuschen in ihrer Ortsmitte haben. Wo früher Telefonstreiche gespielt wurden, sollen künftig Bücher getauscht werden. Eine gute Idee: Denn in Zeiten, in denen den Deutschen Lesefaulheit nachgesagt und Grundschülern eine verbesserungswürdige Lesekompetenz attestiert wird, kann es nicht genug Anreize geben. Den „Stoff“ haben die Stadtdörfer bereits. Allerdings fehlen ihnen noch die ersehnten Häuschen. Denn was leicht gedacht ist, lässt sich nur kompliziert ausführen. Die Ortsvorsteher können nicht einfach so Zellen kaufen und in ihr Dorf schleppen. Selbst dann nicht, wenn sie noch herumstehen, aber längst außer Betrieb sind. Jürgen Doll aus Queichheim etwa liebäugelte mit der Zelle auf dem alten Landauer Messplatz. Die Telekom sammelt alle ihre Boxen erst einmal ein und karrt sie gen Osten: in den Michendorfer Wald bei Potsdam. Dort residiert die Telefonzelleninstandsetzung. Ein Friedhof für Fernsprechhäuschen, auf dem Tausende Exemplare vor sich hin rotten. Und dort hin muss, wer eines haben will. Verkauft werden sie nur an Selbstabholer. Rund 450 Euro kostet der magentafarbene Kasten; das gelbe Original ist vergriffen. Plus Speditionskosten. Theoretisch ist dann folgendes Szenario möglich: Jürgen Doll und Thorsten Sögding reisen gen Osten, erwischen ein Pfälzer Exemplar und fahren es ein zweites Mal quer durch die Republik. Die beiden Männer suchen Gleichgesinnte, um die Speditionskosten so gering wie möglich zu halten.

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