Landau „Erinnern tut weh“

Vor 71 Jahren, am 27. Januar 1945, ist das Konzentrationslager in Auschwitz von der Roten Armee befreit worden. Zur Erinnerung an die Opfer der NS-Zeit hatte Landaus Oberbürgermeister Thomas Hirsch (CDU) am Mittwochabend zusammen mit dem Verein für Volksbildung und Jugendpflege, dem Landesverband Deutsche Sinti und Roma und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in die Kapelle des Hauptfriedhofs eingeladen.

Wie gestern kurz berichtet, hielt Jacques Delfeld vom Landesverband Deutscher Sinti und Roma die Gedenkrede in der voll besetzten Kapelle. „Fast alle Sinti in Landau und der Südpfalz wurden bereits im Mai 1940 bei der ersten familienweisen Deportation verschleppt“, sagte Delfeld. Über fünf Jahre seien die Verschleppten den harten, unmenschlichen und barbarischen Bedingungen in den Konzentrations- und Vernichtungslagern ausgesetzt gewesen, „demütigend und beschämend behandelt worden, unter Beraubung jeglicher Menschenwürde“. Für die Überlebenden, führte Delfeld weiter aus, sei es „eher eine grausame Last gewesen, weil so viele Familienangehörigen ermordet wurden“. Jacques Delfeld schilderte die Erlebnisse einer 90-jährigen Frau, einer Sinti und Überlebenden aus Landau, die mit ihren Eltern und Geschwistern im Mai 1940 verhaftet und nach Asperg ins Zuchthaus gebracht worden sei. Ihr Bruder sei gemeinsam mit Frau und Kindern bei einer Massenerschießung der SS in Radum ermordet worden. Wolfgang Pauly, Geschäftsführer der Deutsch-Jüdischen Gesellschaft, appellierte in seinem Vortrag „an die Selbstverpflichtung aller Menschen, alles zu tun, um bereits ansatzweise Formen der Unmenschlichkeit und Unterdrückung zu erkennen und durch aktiven Widerstand zu bekämpfen.“ Landaus Oberbürgermeister Thomas Hirsch fasste seine Rede zusammen mit den Worten: „Erinnern tut weh, aber es ist absolut notwendig.“ Im Anschluss stand eine Lesung von Texten im Mittelpunkt, in denen es um das Schicksal verfolgter Sinti geht, vorgetragen von Schülern des Landauer Eduard-Spranger-Gymnasiums unter der Leitung der Lehrerin Barbara Hahn-Setzer. An der Orgel spielte Clemens Kerner. Am Ende der Gedenkstunde legte Hirsch am Holocaust-Gedenkstein auf dem Hauptfriedhof einen Kranz nieder. (ohu)

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