Landau Gesicht nach Mekka statt Leiche im Flieger

Landau will ein muslimisches Gräberfeld westlich vom Hauptfriedhof mit 64 Plätzen für Erwachsene und zwölf für Kinder einrichten und den Sargtourismus beenden.

So hat Stadtrat Aydin Tas (SPD) im Umweltausschuss die Tatsache bezeichnet, dass viele Muslime nach ihrem Tod in ihre Herkunftsländer geflogen und dort in unberührter Erde beigesetzt werden. Die Entscheidung für das Gräberfeld fiel einstimmig und mit viel Lob für das Projekt (wir haben es am 23. Oktober vorgestellt). Für Tas war es ein bewegender Moment. Er hat seine Entscheidung schon getroffen, geleitet vom Wunsch, „dass meine Kinder und Enkel mich besuchen können“. Er glaubt, dass vielleicht noch nicht die jetzige, ganz bestimmt aber die nächste Generation Landauer Muslime den neuen Friedhofsteil dankbar annehmen werde. Emotional besetzt scheint das Thema auch für manche Anwohner zu sein – wenn auch weniger positiv. CDU-Mann Jürgen Doll hat unter Berufung auf nicht genannte Nachbarn recht energisch gefordert, dass die Verwaltung noch vor der Stadtratssitzung am 13. November, bei der die endgültige Entscheidung über den neuen Friedhofsteil fallen soll, eine Infoveranstaltung einberufen müsse – eine Forderung, die Bürgermeister Maximilian Ingenthron (SPD) zurückgewiesen hat: informieren gerne, aber nicht mehr vor der Ratssitzung. Das sieht Lukas Hartmann (Grüne) genauso: „Was würde das für einen Eindruck erwecken?“ Sonja Baum-Baur (SPD) wurde noch deutlicher: Die Bevölkerung ist doch nicht völlig weltfremd. Das geht zu weit. Doll zeigte sich einsichtig und versicherte, dass die Christdemokraten zustimmen. Gerhard Blumer vom Friedhofsamt erläuterte, dass, anders als in muslimischen Ländern, 48 Stunden bis zur Bestattung vergehen müssen. Die vorgeschriebene rituelle Waschung kann in einem Raum auf dem Hauptfriedhof erfolgen. Von dort werde der Tote im Sarg zum Gräberfeld gebracht, dort aber nur in seinem Leichentuch mit dem Gesicht nach Mekka beigesetzt. Die Totenruhe soll ewig sein. Ingenthron erklärte, dass die Grabstätte auf 30 Jahre gemietet wird, diese Zeit aber verlängert werden kann. Nach Ablauf kann das Grab, trotz der Forderung nach unberührter Erde, wieder mit einem muslimischen Toten belegt werden. Für Aydin Tas ist das Gräberfeld ein Angebot, aber auch eine Pflicht. Er will, dass die Muslime nicht mehr vorzugsweise unter sich bleiben, sondern sich mehr der Gesellschaft öffnen. Die CDU hat heute ab 17 Uhr im Hauptausschuss Gelegenheit, die Bedenken der Nachbarn darzulegen. Für Tas ist dagegen alles klar. „Der Tod kann kommen“, sagte er.

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