Landau Leser befeuern Diskussion um Rathausgestaltung mit Vorschlägen

Schatten werfende Bäume und ein Wasserspiel am Fuß des Reiterstandbildes – der Vorschlag von Pablo Torres-Schulmeyer.
Schatten werfende Bäume und ein Wasserspiel am Fuß des Reiterstandbildes – der Vorschlag von Pablo Torres-Schulmeyer.

Der Klimawandel lässt den Landauer Rathausplatz nicht außen vor. Er soll umgestaltet werden, darin sind sich Politiker und Stadtspitze einig. Die RHEINPFALZ hat ihre Leser gefragt, wie sie sich den einstigen Paradeplatz künftig vorstellen. Einige möchten das Rotterdamer Pflaster rauswerfen.

Die Stadtverwaltung wird sich nach der Sommerpause einer Umgestaltung des Rathausplatzes widmen. Die von Fraktionen unterbreiteten Vorschläge reichen von Wein-umrankten Pergolen bis zu einem Brunnen mit dem Reiterstandbild des Prinzregenten Luitpold in der Mitte. Es werde eine große Herausforderung sein, alle mitzunehmen, sagt Beigeordneter Lukas Hartmann im Gespräch mit der RHEINPFALZ. „Wir sollten da keinen Schnellschuss machen.“ Der jetzige Platz habe mindestens eine Generation gehalten, diesen Anspruch hat Hartmann auch für den neuen Platz. Er erwägt, den Gremien einen Ideenwettbewerb vorzuschlagen.

Leser der RHEINPFALZ sind da schon im Spiel. Sie haben auf den Aufruf der Lokalredaktion reagiert und ihre Wünsche und Vorschläge geschildert, zum Teil auch Fotos mitgeschickt.

Uwe Kai Jacobs verpasst dem Reiter einen bunten Sockell.
Uwe Kai Jacobs verpasst dem Reiter einen bunten Sockell.

Für grüne Lösungen

Pablo Torres-Schulmeyer hält nicht viel von einem „Brunnenbauwerk“, das bei Wochenmarkt, Weinfesten oder Weihnachtsmarkt nur im Wege steht. Er hält es eher mit einem Wasserspiel, „das der Luftqualität zuträglich ist und im Nichtbetrieb eben unsichtbar“. Auf einer bearbeiteten Fotografie ist gut zu erkennen, was er meint. Torres-Schulmeyer verfolgt die Stadtentwicklung. Die „rückwärtsgewandten historistischen Entwürfe“, die der Verein Stadtbildpflege neulich über das neue Wohnquartier Südwest vorgestellt habe, könne er allerdings nicht gutheißen. „Da braucht es eher grüne, zukunftsorientierte Lösungen.“

Axel Gröninger aus Landau plädiert für mehr Schatten spendende Bäume und erinnert daran, dass früher einmal doppelreihige Robinien den Platz säumten. Als Beleg schickt er ein Luftbild mit, das möglicherweise von dem Landauer Fotografen Ludwig Bingenheimer 1911 bei einer Zeppelinfahrt aufgenommen wurde. Ein Brunnen in der Mitte wäre angenehm, schreibt Gröninger. Überlebenswert sei der Platz wohl auch genau so wie er sei – außer dem mehr als rustikalen Pflaster, das nerve.

Axel Gröninger hat diese Aufnahme in den 1990er-Jahren auf einem Flohmarkt in München gekauft. Sie könnte 1911 von dem Landauer
Axel Gröninger hat diese Aufnahme in den 1990er-Jahren auf einem Flohmarkt in München gekauft. Sie könnte 1911 von dem Landauer Fotografen Ludwig Bingenheimer vom Zeppelin aus gemacht worden sein. In der Mitte des Rathausplatzes ist ein Brunnen mit dem Reiter-Standbild zu erkennen.

Brunnen mit Reiter Highlight

Für Gröninger wäre der originäre Brunnen mit Reiterstandbild in der Mitte keine Reminiszenz an die Monarchie, sondern vielmehr ein zu Landau passendes gestalterisches Highlight. Gröninger sieht auch kein Problem darin, dass der Brunnen bei Festen im Weg stehen könnte: „Wo ein Wille ist, ist sicher genug Raum für Feste und Markt.“ Das trifft auch für Claus Schlink aus Annweiler den Kern der Sache. Er empfiehlt einen Blick in andere Städte – etwa Tübingen oder Baden-Baden, um den Reiz einer historischen Gestaltung nachzuempfinden.

Auch Gudrun Bauer, die ein Bild mitgeschickt hat, wünscht sich den Brunnen in der Mitte des Marktplatzes, umsäumt von Schatten spendenden Bäumen. „Meine Großeltern hatten auch seinerzeit, wie auf dem Bild, einen Stand mit Obst und Gemüse auf dem Rathausplatz“, schreibt Bauer und spricht einen anderen Punkt an, der in Landau immer wieder Thema ist. Einige der „Rotterdamer Stolpersteine“ weniger wäre auch von Vorteil und gleichzeitig eine Teil-Entsiegelung, meint sie. „Wir nennen uns Gartenstadt, und da kann es nicht genug Grün und Wasser geben. Mir als Bürgerin und Rentnerin wird auch klimamäßig finanziell einiges abverlangt.“

Rolf Buschmann schickt diese Aufnahme aus einem Bildband, der anlässlich des bayerischen Städtetags 1913 entstanden ist.
Rolf Buschmann schickt diese Aufnahme aus einem Bildband, der anlässlich des bayerischen Städtetags 1913 entstanden ist.

Reiter steht über der Zeit

Die ungeliebten Pflastersteine könnten tatsächlich bei einer Umgestaltung dran glauben. Zumindest lässt Lukas Hartmann im Gespräch durchblicken, dass er sie infrage stellt. Es handele sich nicht um ein historisches Pflaster, das erhalten werden müsse. Es könnten zunächst vielleicht die Gehwege aus Granitplatten in der Breite verdoppelt und einige neue über den Platz gelegt werden, wenn nicht alles in einem Rutsch umgekrempelt werden soll.

Wie auch immer, der Platz solle nicht zu steif wirken, sondern heiter, meint Uwe Kai Jacobs aus Landau. Er hat eine Darstellung geschickt, auf der er dem Reiter einen bunten Sockel verpasst hat. „Ein cooler Reiter ist er schon, der ewig rüstige Bayer. Und er steht so schön über der Zeit.“

Gudrun und Michael Littmann dagegen meinen, der Reiter könnte auch auf den alten Messplatz umziehen. Ein Brunnen in der Mitte wäre schön, ergänzt um Trinkwasser-Spender, schreiben sie. Wichtig ist ihnen, dass Menschen mit Rollator oder Kinderwagen auf dem behindertenfeindlich gestalteten Platz künftig deutlich besser unterwegs sein können. Das solle auch mit Marktbeschickern und Ausstellern abgestimmt werden.

Wasser ist Leben

Analog zum „Jardin de Luxembourg“ in Paris spricht Karl Unold schon vom „Jardin de Landau“. Er schreibt: „Schwamm-Stadt statt Schwarm-Stadt – Steinwüste no go! – Kleiner Brunnen go! Denn: Wasser ist Leben! – Tolle Bäume go! ad on: mediterran bepflanzen! – Den Prinzregenten freut’s.“ Unter mediterraner Bepflanzung versteht der Landauer Lavendel, Rosmarin, Thymian und Palmen.

Petra Beez-Pfaff hat eine Liste an Vorschlägen parat. Auch sie möchte das Pflaster herausreißen. Sie wünscht sich große Schatten spendende und trockenresistente Stadtbäume, insektenfreundliche Sträucher in Hochbeeten, mehr Sitzgelegenheiten im Schatten ohne Anbindung an die Restaurants, künstliche, bespielbare Bachläufe wie in Neustadt oder Freiburg und die Aufstellung der „Badenden“, die im Innenhof des Rathauses steht. Außerdem sollte es kostenlose Trinkwasserstellen, Spielgeräte im Schatten, mehrere über den Platz verteilte Bildtafeln zur Geschichte des Rathausplatzes und der Stadt sowie eine „Speakers Corner“ am Rathaus geben. Das Reiterdenkmal sollte gegen die Landavia auf dem Martha-Saalfeld-Platz ausgetauscht werden. Und der Wochenmarkt könnte in die angrenzenden Straßen der Fußgängerzone ausgeweitet werden, meint Beez-Pfaff aus Landau.

Mit begrünten Segeln nach einem spanischen Vorbild könnten Teile des Platzes überdacht werden, meint Téa-Lynn Hardegger und schi
Mit begrünten Segeln nach einem spanischen Vorbild könnten Teile des Platzes überdacht werden, meint Téa-Lynn Hardegger und schickt diesen Vorschlag.

Kein Grün opfern

Kein vorhandenes Grün für neues Grün opfern möchte Michael Wagenblatt. Die Stadt solle einfach einige höhere, schneller wachsende Bäume dazu pflanzen, wenn möglich. Das Standbild bleibe wegen der Kosten stehen, und einen Brunnen oder einen Wasserlauf solle es nur geben, wenn Kinder davon etwas hätten. „Vielleicht noch ein paar Graspflastersteine anstatt des Kopfsteinpflasters?“

Kurz und knapp äußert sich Helga Howell: „Ich bin dafür dass wieder ein Brunnen um das Reiterdenkmal gebaut wird. Das würde den Platz sehr aufwerten und wäre ein schöner Platz zum Abkühlen.“ Das ist auch die Meinung von Thomas Wind aus Herxheim. „Wichtig ist, dass der Reiter bleibt, wo er ist, und da sollte man vielleicht tatsächlich wieder den Brunnen rundherum bauen. Wie er einmal war, mit den vier Fontänen.“ Wind möchte allerdings das Rotterdamer Pflaster gegen ein wegsameres getauscht wissen, und weil es im Sommer dort unerträglich heiß werde, benötige es auch mehr Schatten spendende Bäume. Die könnten ja so stehen, wie sie früher auf dem Paradeplatz standen.

Im Brunnen planschen

Wenn es nach den Wünschen ihrer 96-jährigen Mutter ginge, die in der Marktstraße 48 mit direktem Blick auf den Paradeplatz aufgewachsen sei, wäre wieder ein runder Brunnen mit Reiterstandbild in der Mitte des Platzes und vier kleinen Wasserfontänen das Richtige, schreibt Ulrike Marquardt-Lohmann. „Von den vier Ecken des Platzes sollten Gehwege direkt zum Brunnen führen, und die Kinder könnten gerne im Brunnen planschen. Große Bäume säumen den Platz an den Rändern, wo auch die Marktstände aufgebaut werden können.“ In dreieinhalb Jahren werde ihre Mutter 100, da wäre eine solche Umgestaltung doch ein schönes Geburtstagsgeschenk für sie, meint die Landauerin.

Ulrike Mergenthaler verfolgt einen anderen Ansatz: „Bevor man über irgendwelche Umgestaltungspläne redet, sollte man klären, wozu der Platz künftig nutzbar bleiben soll!“ Bäume, die groß genug seien, nennenswert Schatten zu werfen und auf die Temperaturen im Sommer kühlend zu wirken, müssten eine gewisse Größe erreichen, so die Landauerin, das heißt sie stünden bestimmten Aktivitäten im Weg. „Sie bewirken auch erhebliche Dauerkosten durch Laubfall (Unfallgefahr) und Pflegemaßnahmen. Besonders die Marktbeschicker werden entzückt sein, wenn ihre Auslagen dann durch die Hinterlassenschaften der Krähen – diese begrüßen die Anpflanzung von Bäumen bestimmt vorbehaltlos – ,verziert’ werden.“

Gudrun Bauer hat diese Postkarte von 1935 nach einem Aquarell von August Croissant (1870 - 1940) herausgekramt.
Gudrun Bauer hat diese Postkarte von 1935 nach einem Aquarell von August Croissant (1870 - 1940) herausgekramt.

Sonnensegel die Lösung

Mergenthaler hält deshalb nur eine Lösung für zielführend: Sonnensegel! Sie könnten im späten Frühjahr montiert und im Herbst zum Federweißen entfernt werden. „Man muss sie nicht gießen, sie machen keinen Dreck, die Gastronomie profitiert auch, und die Krähen sind desinteressiert. Geschickt montiert, können einige sogar die jetzigen Bäume zusätzlich bewässern, wenn es denn mal regnet. Wenn man will, kann man rund um den Luitpold einige von den großen pinkfarbenen Töpfen aufstellen, das gibt Farbtupfer und die Statue bleibt sichtbar.“

Die Idee mit Sonnensegeln hat auch Téa-Lynn Hardegger auf dem Schirm. Sie hat sich an ein „bewachsenes Sonnensegel“ aus Spanien namens Vegetal canopy erinnert und sich auch die Mühe gemacht, eine Darstellung dazu anzufertigen. Mit der speziellen Anfertigung der Segel sei es super einfach, Natur in Städte zurückzubringen. Sie regulierten die Temperatur und verringerten die Luftverschmutzung. Außerdem werde die Tierwelt in städtischen Gebieten wiederhergestellt. „Vegetal canopy hat ein sehr schlau designtes Bewässerungssystem, welches sich um die Pflanzen kümmert. Die Überdachung ist schräg gestellt, so dass es den Abfluss von überschüssigem Wasser auffängt. Die Pflanzen reinigen auf natürliche Art die Luft. CO2, Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid werden aufgenommen, und so wird die Luft von ihren stärksten Verschmutzungsfaktoren in Städten befreit. Wäre es nicht toll, wenn Landau diese Vegetal canopys benutzen würde?“, fragt Hardegger.

Claudia Ehrhardt hat dieses Bild von den Kirschblüten 2019 gemacht.
Claudia Ehrhardt hat dieses Bild von den Kirschblüten 2019 gemacht.

Regenwasser speist Brunnen

Man könnte diese Überdachungen mit dem geplanten Brunnen verbinden, um ihn mit Wasser zu speisen, schlägt sie vor. Vielleicht könnte man die Segel auch so anbringen, dass der Brunnen nicht der vollen Sonne ausgesetzt wäre und weniger Wasser verdunsten würde. Was nach ihrer Ansicht auch für Vegetal canopy spricht: Es gäbe bei Veranstaltungen mehr Schatten. Feste und Wochenmarkt unter den Segeln wären weiterhin ohne Probleme möglich.

Auch die Laternen am Marktplatz könne man mit Grüner Energie verschönern. „Man befestigt an jeder Laterne ein Solarmodul, wodurch die Lampen tagsüber Sonnenenergie sammeln, um sich abends/nachts selbstständig zu betreiben. Diese Lampen werden dann noch mit Klima/Insektenfreundlichen Pflanzen bedeckt.“ Viele weitere Infos zu dem Thema gibt es laut Hardegger auf der Website von Singular Green: Generate shadows without trees: vegetable awnings, a new way to generate shadows in the city.

Claudia Ehrhardt liebt die Kirschblüten und möchte sie auf jeden Fall erhalten. Sie hätten Charme, kämen offensichtlich gut mit dem Hitzestress zurecht und hätten eine gewisse Größe erreicht. Dazu sollten weitere Bäume gepflanzt und ein Brunnen mit Wasserläufen installiert werden, wo Kinder spielen dürften wie auf dem Obertorplatz. „Der Luitpold kann bleiben, wo er ist. Steht er doch sowieso auf einem Podest und bildet den Mittelpunkt des Platzes.“ Der Wochenmarkt könnte auf dem alten Messplatz stattfinden, wie es bei Festen bereits jetzt möglich ist. „Das wäre für die Marktbeschicker viel einfacher für Auf- und Abbau, wie mir versichert wurde.“

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