Landau Queichheimer Verkehrskonzept: Anwohner kritisieren Raser

Im Vogelsang ist es meistens ruhig. Trotzdem stören sich Anwohner aus zwei Gründen an der Verkehrssituation.
Im Vogelsang ist es meistens ruhig. Trotzdem stören sich Anwohner aus zwei Gründen an der Verkehrssituation.

Das Verkehrskonzept für das Stadtdorf polarisiert weiter. Anwohner sehen sich durch die neue Verkehrsführung benachteiligt. Die Zahl der Autos ist aber nicht ihr Hauptproblem.

Ein Reizthema ist das Verkehrskonzept für Queichheim nicht erst seit gestern. Seit Jahren ringen die Einwohner des größten Landauer Stadtdorfs, Stadt- und Ortsbeirat um eine Lösung, die alle Beteiligten zufrieden zurücklässt. Beziehungsweise: eine Lösung, die die wenigsten unzufrieden zurücklässt. Denn irgendwo muss der Verkehr hin, der im aktuellen Konzept von Schneider- und Brandenburger Straße weggeleitet wird – mal abgesehen von jenen 3000 Fahrten täglich, um die Queichheim nach Angaben der Stadt insgesamt entlastet worden ist. Deutlich mehr Verkehr landet auf der K5, die neben der A65 verläuft, aber ein Mehr an Verkehr – plus 700 bis 800 Fahrzeuge – gibt es auch in der Finkenstraße und Im Vogelsang.

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Als sich die RHEINPFALZ am Dienstagmittag ein Bild von der Lage in der Schneiderstraße macht, ist einiges los: Es ist kurz nach eins, für viele Schüler der IGS und des Eduard-Spranger-Gymnasiums ist gerade Schulschluss. Beide Schulen liegen an der Schneiderstraße, viele Schüler werden mit dem Auto abgeholt. Dass Anlieger und damit auch Elterntaxis weiter in die gesperrte Zone der Schneiderstraße einfahren dürfen, machen sich offenbar einige zunutze. Kurz nach der Stoßzeit lassen sich in fünf Minuten nur noch 14 Autos zählen, die durch den Anliegerbereich der Schneiderstraße fahren, davon neun aus Richtung der Queichheimer Brücke. Etwas weniger Radfahrer und Fußgänger komplettieren das Bild.

„Ich habe keine Alternative“

Weiter geht es also in die beiden Straßen, die seit der Umstellung einer Mehrbelastung ausgesetzt sind: die Finkenstraße und Im Vogelsang. An der Kreuzung der beiden Straßen kann die RHEINPFALZ in fünf Minuten fünf Autos zählen, die vorbeifahren. Die meiste Zeit hört man getreu dem Straßennamen tatsächlich Vögel zwitschern – ob es Finken sind, ist nicht in Erfahrung zu bringen. Eine Anwohnerin aus dem Vogelsang, die auf ihrem Fahrrad mit Kindersitz und Hund an der Leine vorbeikommt, bestätigt aber auf Nachfrage, dass der Verkehr zugenommen habe – besonders mache sich das im Berufsverkehr bemerkbar. Ihren Namen möchte sie nicht geschrieben sehen: Das sei ihr unangenehm.

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Das Problem mit dem neuen Verkehrskonzept seien vor allem Raser Im Vogelsang und in der Schneiderstraße. Ihr neunjähriger Sohn spiele beim FV Queichheim Fußball und radle aus Sicherheitsgründen auf dem Gehweg zum Sportplatz. Dieser liegt am Ende der Finkenstraße in der Nähe eines Spielplatzes – eine weitere sensible Stelle. In der bisherigen Neugestaltung sieht die Queichheimerin eine Verlagerung, keine Behebung des Problems. Aber: „Ich habe selbst keine vernünftige Alternative“, sagt sie.

„Es fehlt ein Gesamtkonzept“

Bei längerer Betrachtung wird klar: Die meiste Zeit ist die Verkehrslage ruhig – aber wenn mal ein Auto kommt, kommt es oft nicht allein. Zusätzlich zur Ballung zu bestimmten Stoßzeiten – laut Anwohnern im Berufsverkehr und zum Schulschluss – fahren häufig mehrere Autos hintereinander durch die Straßen. Dem ersten Eindruck nach tun sie das gerne mit etwas mehr als den erlaubten 30 Stundenkilometern. Ein in der Finkenstraße wohnendes Ehepaar hat eine Erklärung parat: Wer die Straße Zum Queichanger von Norden befahre, dürfe nur bis zur Ecke Finkenstraße fahren und müsse dort abbiegen. Da direkt nach dem Abbiegen auf der rechten Straßenseite kein Wohnhaus stehe, sondern nur die Hecke des Sportplatzes, würden die Autofahrer weniger aufs Tempo achten. Dass mehr Autos durch die Finkenstraße fahren, erklären die beiden, störe sie nicht, auch der Lärm halte sich in Grenzen. Aber: „Ein Gesamtkonzept fehlt mir so ein bisschen“, findet die Frau. Schließlich beklage man nun in der Finkenstraße ein Verkehrsproblem.

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Morgens kämen schon einmal Autos mit Tempo 70 oder 80 durch die mit Tempo 30 beschriftete Straße, berichtet eine weitere Anwohnerin der Finkenstraße. Sie erzählt, warum sie das Thema besonders aufwühlt: Vor wenigen Wochen sei ihre Katze Bella in der Straße überfahren worden. Um Raser abzuschrecken, müsse man in der Finkenstraße stärker kontrollieren, fordert sie. Das hatte Bürgermeister Lukas Hartmann (Grüne) auch schon versprochen. Denn: Auch Kinder seien auf den Straßen und nicht zuletzt auf einem Weg zwischen Vogelsang und Finkenstraße unterwegs. Dieser endet direkt neben der Hecke des Sportplatzes – von der Straße aus schlecht einsehbar. Vielleicht hänge es aber an der Bürokratie, sagt die Anwohnerin. Sie überlegt: Ob Queichheim vielleicht einen mobilen Blitzer kaufen kann, um rasch Abhilfe zu schaffen? Sie weiß nicht, ob das möglich ist.

Wie geht es weiter?

Die Masse an Autos sei nicht das Problem, sondern deren Geschwindigkeit, sagt sie. Tatsächlich: Während unseres Gesprächs kommen hin und wieder mutmaßlich zu schnelle Autos vorbei – wenn auch nicht so schnell wie zu Hochzeiten beschrieben. Was dabei mehrere Anwohner positiv hervorheben: Verkehrsdezernent Lukas Hartmann sei im Mai persönlich vor Ort gewesen. Gut vorbereitet sei er gewesen. Trotzdem: Das Queichheimer Verkehrskonzept, gegen das es zwei politische Vorstöße der örtlichen CDU und der Pfeffer&Salz-Fraktion sowie eine Unterschriftenaktion gegeben hat und das nun etwas früher als geplant auf den Prüfstand gestellt werden soll, bleibt ein sensibles Thema – was bereits daran deutlich wird, dass die Anwohner ihren Namen nicht gedruckt sehen möchten, obwohl sie differenziert argumentieren. Zwar können ihre Ausführungen kein vollständiges Bild vermitteln, ihr Wunsch nach einer Überarbeitung ist aber klar erkennbar. Wie geht es also jetzt weiter? Im Herbst wird das Verkehrskonzept evaluiert. Bis dahin stehen unter anderem noch weitere Verkehrszählungen an.

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