Landau Wenn Mikroplastik in Ballgröße zusammenklumpt

Im Kleinen waren die Versuche in der Landauer Kläranlage erfolgreich. Jetzt wird die nächste Stufe gezündet.
Im Kleinen waren die Versuche in der Landauer Kläranlage erfolgreich. Jetzt wird die nächste Stufe gezündet.

Der Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau (EWL) testet den Einsatz von Silikagel in der Kläranlage in Mörlheim, um Schadstoffe wie Arznei- und Pflanzenschutzmittel, Haushaltschemikalien sowie Mikroplastik im Wasser zu reduzieren. Das Land unterstützt diese Versuche jetzt mit 193.000 Euro.

Der EWL arbeitet seit 2017 an dem Verfahren, das ab 2012 von einem Team der Umweltwissenschaftlerin Katrin Schuhen an der Uni Landau entwickelt worden war und mit mehreren Umweltpreisen ausgezeichnet worden ist. Sie hat dabei mit dem Karlsruher Unternehmen ABCR zusammengearbeitet, einem Lieferanten von Substanzen für die pharmazeutische und chemische Industrie. Ziel ist es, eine vierte Reinigungsstufe in Kläranlagen zu entwickeln. Die ersten drei sind eine mechanische Reinigung des Abwassers, dann folgen eine biologische und eine chemische. Schuhen hat 2020 in Karlsruhe eine gemeinnützige Gesellschaft mit dem Namen Wasser 3.0 gegründet, um Arzneimittelrückstände aus der Anwendung beim Menschen und in der Tierhaltung, Schwermetalle, Pestizide und Düngemittel aus dem Wasser zu entfernen. Das Verfahren wird auch in der Kläranlage in Schwegenheim erprobt.

Stoffe schaden der Umwelt

Das Silika- oder Kieselgel bindet Schadstoffe, es sorgt aber auch dafür, dass Mikroplastik zur Größe von Tennisbällen zusammenklumpt, die an der Wasseroberfläche schwimmen und abgesiebt werden können. Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Anne Spiegel (Grüne) hat jetzt den Zuschuss für Landau bewilligt. „Die Belastung unserer Gewässer mit bestimmten Mikroschadstoffen wie Arzneimittelrückständen und mit Mikroplastik hat in der Vergangenheit stetig zugenommen“, so Spiegel. Diese Stoffe schadeten der Umwelt, deshalb sollten sie direkt an der Quelle reduziert werden, oder wenn das nicht möglich sei, in Kläranlagen zumindest reduziert werden. Mit dem Zuschuss soll der EWL in die Lage versetzt werden, die erforderliche Technik zu installieren und die Verfahrensweise für die Anwendung in der Praxis zu testen. So soll herausgefunden werden, wie effektiv und wie wirtschaftlich das neue Verfahren ist und ob Kieselgel für den Einsatz in der Abwasserreinigung geeignet ist.

Stolz auf Anerkennung

Der EWL hatte in Mörlheim bereits Pilotversuche mit Kieselgel gemacht, allerdings in kleinerem Maßstab. „Wir freuen uns und sind durchaus auch stolz auf die Anerkennung, die mit diesem Förderbescheid verbunden ist. Mit unserem Pilotversuch im kleineren Maßstab sind wir so weit gekommen, dass in der Zukunft daraus etwas Größeres für alle entstehen könnte“, sagte Bürgermeister Maximilian Ingenthron, der Verwaltungsratsvorsitzender des EWL ist.

Bisher haben sich laut EWL schon der Einsatz von Aktivkohle und die Ozonierung zum Abbau von Schadstoffen bewährt. Das Silikagel kann auch Mikroplastik binden. Im kleinen Maßstab ist das bereits in der Landauer Kläranlage erprobt worden. Aufgrund der bisherigen guten Zusammenarbeit habe die Wasser-3.0-Geschäftsführerin Schuhen beim EWL angefragt, ob der auch eine Pilotanlage in großem Maßstab erproben würde, berichtet EWL-Vorstand Bernhard Eck. Für das auf zunächst ein Jahr befristete Projekt, mit dem nach Möglichkeit ein weiteres Verfahren zur Abwasserreinigung bis zur Serienreife entwickelt werden soll, sind 410.000 Euro veranschlagt, von denen der EWL 90.000 Euro aufbringt. Außerdem beteiligen sich die ABCR und das Land, das den Löwenanteil übernimmt.

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