Ludwigshafen Bekifft besser als Helene Fischer

„Ah ja, ihr seid die Band ohne Musik“ soll Helene Fischer mal zu den Sängern gesagt haben. Aber was macht die „A cappella Boy Band“ Viva Voce mit einem ganzen Orchester im BASF-Feierabendhaus?

„Stimmphonie“ – so nennt das Ensemble den Auftritt mit Sinfonieorchester. Die Philharmoniker aus Koblenz, geleitet von Enrique Ugarte, waren schon mal mit den Sängern im Feierabendhaus, damals für eine Weihnachtsshow. Und schon damals harmonierten Orchester und Sänger ganz vorzüglich. Diesmal gab es eine ganz besondere Show zur Feier des 20-jährigen Bestehens des Vokalensembles zusammen mit dem Staatsorchester Rheinische Philharmonie Koblenz. So große gemeinsame Shows wie im Feierabendhaus sind für die Vokal-Artisten eher die Ausnahme, bekannt geworden sind sie anders. Helene Fischer meinte natürlich, dass Viva Voce ohne Begleitung singen. „Vox Pop“ nennt die singende Männercombo ihren Stil, den sie nun schon 20 Jahre pflegt. Davon gibt es an diesem Abend einiges zu hören – ohne Mikrofone und Verstärker. Heute sind es Bastian Hupfer und David Lugert (beide Tenor), Bariton Matthias Hofmann, Jörg Schwartzmanns (Bariton und Mund-Schlagzeug) sowie der Bass Heiko Benjes, die den typischen Sound auf die Bühne bringen. Harmonische Arrangements und exzellente Intonation begeistern die Zuhörer. Schwartzmanns mundgemachte Schlagzeug-Imitation klingt verblüffend echt, wie er mit einem beeindruckenden Solo vormacht. Benjes singt einen bemerkenswerten Bass. Er ist der erste Sänger des Ensembles, der sein Handwerk nicht beim Windsbacher Knabenchor gelernt hat. Auch in seiner saarländischen Heimat blieb ihm der Jugendchor verwehrt. „Da brummelt doch einer“ habe der Leiter gesagt und dann Benjes nach Hause geschickt. Seit 2004 ist er bei Viva Voce dabei. Auch beim Sprechen merkt man seine außergewöhnlich tiefe Stimme. Schwartzmanns und Benjes bilden die Rhythmusgruppe, die anderen drei teilen sich auf Leadstimmen und Chorgesang auf. Wobei die Rollen auch mal wechseln können und jeder die Führungsstimme übernehmen kann. Angefangen hat das Quintett, nachdem es dem Knabenchor entwachsen war, mit klassischem Männerchor-Gesang. Heute singt es selbst arrangierte Cover oder eigene Kompositionen. Im Feierabendhaus brachte auch das parodistische Talent der Sängercombo die Zuhörer zum Jubeln. Auf Zuruf sangen sie Helene Fischers größten Hit „Atemlos“ als bekiffte Reggae-Band und als Blues. Die Ausflüge in andere Musikstile sind dabei immer wieder Höhepunkte im Programm. Zum Schreien komisch war ihre Version des AC/DC Krachers „Highway to Hell“. Während vier Mann die Hardrock-Band mit hartem Beat und Brett-Gitarren imitierten, kam David Lugert im Frack auf die Bühne und besang im Stil von Max Raabes 20er-Jahre-Sound die „Autobahn zur Hölle“ auf Deutsch und mit gerolltem „R“. Da blieb kein Auge trocken. Dirigent Enrique Ugarte hatte sichtlich Spaß mit den Sängern und ließ es sich nicht nehmen, sie auch auf dem Akkordeon zu begleiten – etwa als die Herren „You are so beautiful“ vor Zuschauerin Gabi aus Böhl-Iggelheim schmachteten. Die Orchester-Arrangements, die der Dirigent für diesen Abend eingerichtet hat, waren sehr effektvoll, opulent und differenziert zugleich. Am Ende kurzweiligen Programms gab es noch ein großes Beatles-Medley als Zugabe.

x