Ludwigshafen „Beleidigungen gehen gar nicht“

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Sie heißen Debora Giletto-Lazzaro (15), Fatia Sabi (16) und Franciska Ladyszko (16). Gestern sind alle drei mit dem Albert-Schweitzer-Preis für soziales Engagement ausgezeichnet geworden. Verliehen wird der Preis vom Protestantischen Kirchenbezirk Ludwigshafen und dem Religionspädagogischen Zentrum. Die Preisverleihung fand im Lutherturm in in der Innenstadt statt.

Debora Giletto-Lazaro kam am 3. September 2014 aus Sizilien nach Deutschland – und zwar ohne deutsche Sprachkenntnisse. Die ehrgeizige und talentierte Schülerin lernte innerhalb eines Jahres die deutsche Sprache so gut, dass sie inzwischen die neunte Klasse der Realschule plus am Ebertpark besucht. Ausgezeichnet wurde sie aber nicht für diese Leistung allein, sondern auch für ihr Engagement für die Mitschüler. Für Mitschüler, die noch Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache haben, setzt sie sich in besonderer Weise ein. „Sie kommen und fragen mich. Ich helfe dann bei den Hausaufgaben, besonders bei Mathe“, erklärt Debora. Unterstützt wird sie von Lehrerin Rosa Follmann, die sie auch als Preisträgerin vorgeschlagen hat. Fatia Sabi ist in Deutschland geboren und aufgewachsen. Die dunkelhäutige junge Frau kennt rassistische Bemerkungen wegen ihrer Hautfarbe und hat gelernt, sich gegen solche Beleidigungen zu behaupten. Ihre Ethik-Lehrerin Ute Bärnert-Fürst, die Fatia seit der sechsten Klasse an der Integrierten Gesamtschule Ernst-Bloch unterrichtet, begleitete die Schülerin zur Preisverleihung und hat sie als Preisträgerin vorgeschlagen. „Ich mische mich ein, wenn es Streit gibt zwischen Mädchen und Jungen. Alle Menschen sind gleich. Beleidigungen, weil man ein Mädchen ist, gehen gar nicht“, sagt Fatia. Franciska Ladyszko ist in ihrer Klasse der Integrierten Gesamtschule Gartenstadt mutig gegen Mobbing vorgegangen. Es traf eine Mitschülerin. „Wir sind eine Klasse. Das ist nicht okay, wenn sich alle gegen eine stellen“, begründet Franciska ihr Engagement. Sie sprach mit allen Beteiligten und stellte sich hinter die betroffene Klassenkameradin. Auch die Lehrer bezog sie ein und legte das Mobbing in der What’s -App-Gruppe offen. Ihre Lehrerin Nina Tobi-Metz ist seitdem auch Mitglied dort und sorgt für einen respektvollen Umgang der Schüler miteinander. Verliehen wurden die Preise von der evangelischen Dekanin Barbara Kohlstruck, dem Beauftragten für Religionsunterricht Rainer Huy und dem Bürgermeister von Limburgerhof Peter Kern (SPD). Kern hatte den Preis 1996 als Rektor der Pestalozzi-Schule, ins Leben gerufen. „Mir lag es am Herzen, dass auch an Schüler der Haupt- und Realschulen Preise verliehen werden. Und zwar nicht nur für hervorragende schulische Leistungen, sondern auch für besonderes soziales Engagement“, erläuterte Peter Kern seine Beweggründe und lobte ausdrücklich die Integrations-Kompetenzen der drei Schüler. Sinn des Preises sei die gelebte „Ehrfurcht vor dem Leben, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe oder Religion“, für die Albert Schweitzer als Pate stehe, sagte Kern. Die drei Preisträgerinnen zeigten sich gestern sehr stolz auf ihre Auszeichnungen. Alle drei äußerten sich zuversichtlich, dass der Preis ihnen helfen werde, in Zukunft noch besser gehört zu werden. (css)

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