Ludwigshafen Dann werden alle Kräfte gebündelt

„Möglichkeiten für Katastrophen gibt es viele: Großbrände, Hochwasser, Unwetter, Bombenfunde, Kernkraft-Unfälle, Stromausfälle, Epidemien und noch einige“, zählt Jochen Hummel von der Berufsfeuerwehr Szenarien auf. Neben seiner Aufgabe als Technischer Einsatzleiter widmet er die Hälfte seiner Arbeitszeit der Organisation des Katastrophenschutzes. „Der Katastrophenschutz wird immer dann alarmiert, wenn die normalen Kräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten nicht mehr ausreichen“, erklärt Hummel. Den so genannten „Katastrophenfall“ gibt es in Rheinland-Pfalz seit einer Gesetzesänderung offiziell nicht mehr. „Eingeteilt werden Gefahren größeren Umfangs nun in fünf Stufen, die von der Einsatzleitung der Feuerwehr selbst bestimmt werden können“, erläutert Peter Friedrich, der Chef der Ludwigshafener Berufsfeuerwehr. Dies habe den Vorteil, dass schneller und flexibler reagiert werden könne. Zuvor war die Ausrufung des Katastrophenfalls Sache politischer Instanzen gewesen, im Falle Ludwigshafens die der Oberbürgermeisterin, die dazu aber erst erreicht und informiert werden musste. Trotzdem müsse die OB schnellstmöglich zur Einsatzleitung gebracht werden, sagt Friedrich, denn sie trage die politische Verantwortung. Die Leitung des technischen Einsatzstabs liegt dagegen beim Chef der Feuerwehr. „Die Besonderheit in Ludwigshafen ist das vorhandene Risiko durch 17 ,Störfallbetriebe’, darunter große Chemieunternehmen und die vielen 1000 Gefahrstofftransporte“, macht Friedrich deutlich. In diesen Bereich fällt auch der letzte „Katastrophenfall“: die gewaltige Gasexplosion, die am 23. Oktober 2014 den Stadtteil Oppau erschütterte. Zwei Mitarbeiter der Baufirma starben, weitere erlitten teils schwere Verletzungen. Anwohner von 60 beschädigten Wohnungen mussten für einige Zeit ihr Heim verlassen. „Alle Kräfte der Berufsfeuerwehr sind dorthin ausgerückt. Angesichts der Verhältnisse vor Ort wurde dann der Katastrophenschutz alarmiert“, schildert Hummel den damaligen Ablauf. Unter dem Kommando der Berufsfeuerwehr wurde sofort ein Stab für die technische Einsatzleitung gebildet. Seine Aufgabe ist die Organisation der vorhandenen Kräfte. Dazu gehören auch die Sperrung von Straßen und Versorgung aller Betroffenen. Angefordert wurde in Oppau neben dem Rettungsdienst daher auch die Schnelle-Einsatz-Gruppe (SEG) von Hilfsorganisationen wie dem Roten Kreuz. Ähnlich wie die Freiwilligen Feuerwehren bringen sie mehr Ausstattung und eine größere Anzahl von Sanitätern mit. Dazu wurden die Freiwilligen Feuerwehren sowie die BASF-Werksfeuerwehr alarmiert. Wenig später seien noch das Technische Hilfswerk und ein Notfallseelsorger hinzu gekommen, so Hummel. Das DRK habe sich um die Sammelstelle in Oppau gekümmert, zu betreuen waren 50 bis 60 Evakuierte. „Eine wichtige Aufgabe für den Katastrophenschutz ist die Warnung der Bevölkerung“, betont der 37-Jährige. Neben Sirenen und Rundfunk-Ansagen gibt es inzwischen die App „Katwarn“, die Besitzer von Smartphones informiert. „Inzwischen haben wir 5000 Benutzer von Katwarn. Dreimal so viele, etwa zehn Prozent der Bevölkerung, wären gut“, sieht der Feuerwehrmann hier noch Verbesserungsbedarf. Die App gibt es unter www.katwarn.de. Zur Sache Die Feuerwehren sind Hauptträger des Katastrophenschutzes: Sie sind acht Minuten nach der Alarmierung vor Ort. Verfügbare Sonderausrüstung: Zelte, Feldbetten, Decken, Jodtabletten bei Kernkraft/Strahlen-Unfall, Chlortabletten für Trinkwasserbereitung. Unterstützung gibt es durch Schnelle-Einsatz-Gruppen (SEG) von Hilfsorganisationen. In Ludwigshafen: je eine SEG im Bereich Sanitätsdienst von DRK und Johanniter-Unfall-Hilfe, dazu eine gemeinsame SEG von ASB und Malteser-Hilfsdienst zur Betreuung. Die SEG des Technischen Hilfswerks (THW) in Maudach verfügt über Personal und Geräte zur Räumung und Sicherung.

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