Ludwigshafen Der Lehrer und sein Schüler

Herman Reimer (links) und Klaus Fußmann vor einem von Hermann Reimers Landschaftsbildern.
Herman Reimer (links) und Klaus Fußmann vor einem von Hermann Reimers Landschaftsbildern.

Siebzig Jahre sind im Leben eine recht lange, im Kunstbetrieb sogar eine sehr lange Zeit. Genauso alt ist die Galerie Lauth in der Mundenheimer Straße in diesem Jahr aber geworden. Für den Galeristen Werner Lauth ist der Geburtstag ein schöner Anlass, mit einer besonderen Ausstellung zu feiern, nämlich mit Landschaftsbildern von Klaus Fußmann und Hermann Reimer.

Der Lehrer und sein Schüler könnte man sagen. Obwohl sich das bei dem 59-jährigen Zweimetermann Hermann Reimer inzwischen eigentlich verbietet. Aber das Verhältnis der beiden Maler dauert an, bis hin zu gemeinsam verbrachten Malsommern an Klaus Fußmanns Zweitwohnsitz in Gelting an der Flensburger Förde. Dort sind die meisten Bilder der Doppelausstellung auch entstanden: Landschaften an der Ostsee in klassischer Plein-air-Malerei, das Finish im Atelier. Nichts, was den Blick auf die Natur trüben könnte. Einfach schöne Bilder. Also altmodisch? Genau das sind sie nicht. Beginnen wir bei Klaus Fußmann, der im März seinen achtzigsten Geburtstag gefeiert hat. Dazu gab es den mit 20.000 Euro dotierten Kunstpreis des Landes Schleswig-Holstein und eine noch bis 28. Oktober zu sehende groß angelegte Retrospektive auf Schloss Gottorf in Schleswig. Um einen so geballten Auftritt handelt es sich bei der Galerie Lauth natürlich nicht. Fußmann überrascht mit in diesem Jahr gemalten Kleinformaten, Quadraten von 45 Zentimetern Kantenlänge oder wenig von diesem Maß abweichenden Rechtecken, alle in silbernen Rahmen, die anscheinend dazugehören. Einen „Skeptiker der Malerei“ hat man den Wahl-Berliner einmal genannt. Einen „Berserker“ könnte man ihn auch nennen, so wild, laut und kraftvoll manifestiert sich die Farbe in diesen an Farbstudien oder auf Größeres vorausweisende Bozzetti erinnernden Arbeiten. Die aus opak gespachtelten, nebeneinandergesetzten Farbflächen mehr gebauten als gemalten Bilder erwecken einerseits den Eindruck gegenstandsfreier Farbfeldmalerei, andererseits bleiben sie dem Thema „Landschaft“ nichts schuldig. Wie verriegelt sind diese Bilder und dennoch weit zum Betrachter hin geöffnet. Das in sich reich strukturierte Farbrelief brennt sich in die Augen hinein. Virtuoser geht es nimmer. Virtuos ist Klaus Fußmann auch als Schreiber. Mehrfach hat er sich ausführlich und luzide zu Kunst und zu Künstlern geäußert. Sein 2005 herausgekommenes Buch „Wahn der Malerei“ ist eine immer wieder lohnende Lektüre. Hermann Reimer war schon diplomierter Physiker, als er sich der Malerei zuwandte, auch hier als Landschafter im kleinen und im großen Format, wobei die mit 180 auf 220 Zentimetern recht großen Bilder die vielleicht interessanteren sind. Es handelt sich um maltechnisch perfekte, tiefgründige Seelenlandschaften, stimmungsgesättigte Bildbühnen, wenn man so will, Waldszenen und Wolkenhimmel, die nur mit den Augen betreten werden können, so soghaft ihre ins Bild hineinziehende Wirkung auch sein mag. Das Licht und seine die Natur überflutenden Wirkungen sind Reimers große Passion, die er mit tiefgründiger Dringlichkeit behandelt. Realistisch ist bei beiden Malern nichts. Seltsam gelassen, fast heiter scheint ihre an Feldweg, Wald, Blumenstück oder Ostseeblick erprobte Kunst, die immer auch kritisch distanziert bleibt gegenüber dem eigenen Können, das über die Jahrzehnte doch schon ganz unzweifelhaft ist. Eine schöne Ausstellung zum Geburtstag der Galerie Lauth. Ganz ohne Zweifel: Der Farbbaumeister Fußmann und der vergrübelte Reimer sind auf jeden Fall die richtigen Gäste. Termin Bis 3. November in der Galerie Lauth, Mundenheimer Straße 252. Montags bis freitags 9 bis 13 und 14.30 bis 18.30 Uhr, samstags 10 bis 13 Uhr.

x