Ludwigshafen Der linke Flügel der Freien Wähler

Was liebt ein Gartenstädter ganz besonders? „Seinen Garten“, betont Hans Arndt.
Was liebt ein Gartenstädter ganz besonders? »Seinen Garten«, betont Hans Arndt.

Es ist schön im Garten von Hans Arndt in der Gartenstadt. Die Sonne scheint, der Tisch mit ein paar Getränken steht im Schatten. Der Politiker der Freien Wähler wirkt zufrieden. Als es um den Gesprächstermin ging, hat er gleich gesagt: „Wo sollte ein Gartenstädter Besuch empfangen? In seinem Garten.“ Es ist richtig grün und ruhig hier. Deshalb fällt Arndt dieser Satz auch nicht schwer: „Ich mag Ludwigshafen.“ Er habe einen guten Kontakt zur Nachbarschaft und zu vielen weiteren Bekannten. Dass diese zum Teil aus ganz unterschiedlichen Ländern kommen, mache eben Ludwigshafen aus. „Aber die sind alle integriert, das passt.“ Das Gespräch hat schnell eine politische Ebene erreicht. Arndt mischt hier seit acht Jahren an der Basis im Ortsbeirat mit. Dass die Freien Wähler in Rheinland-Pfalz die drittstärkste politische Kraft auf kommunaler Ebene seien, belege für ihn, dass ihre Politik den richtigen Ton treffe. Aber Arndt weiß auch: „Auf lokaler Ebene sind die Einflussmöglichkeiten begrenzt. Ums Geld geht es in Berlin und Mainz.“ Und deshalb findet er es richtig und wichtig, dass die Freien Wähler auch bei Land- und Bundestagswahlen mitmischen. Zum zweiten Mal kandidiert der 60-Jährige nun für einen Sitz im Berliner Parlament. Dass er sich so für die Freien Wähler reinhängt, ist dabei durchaus kurios. Denn: „Ich bin ein Fan von Helmut Schmidt. Das war einer, der angepackt und Entscheidungen getroffen hat. Das fehlt heute.“ Wäre da der Weg in die SPD nicht naheliegender gewesen? Arndt lacht und ergänzt gleich noch: „Ich bin auch schon seit 30 Jahren Gewerkschafter. Bei den Freien Wählern bin ich quasi der linke Flügel.“ Aber er wird jetzt wieder ernst. Kommunalpolitiker hätten es ihm „vermiest, in die SPD zu gehen, und dann kam noch Gerhard Schröder mit der Agenda 2010“. Spätestens in dem Moment habe er für sich entschieden: „Ich vertrete die Gewerkschaften bei den Freien Wählern.“ Bei ihnen überzeuge ihn auch der Verzicht auf einen Fraktionszwang. Arndt sagt: „Wenn ich gegen etwas bin, dann stimme ich doch auch dagegen.“ Er wolle einen ehrlichen Politikstil pflegen. Dazu passt, dass der 60-Jährige vor knapp zwei Jahren mal aus Protest eine Sitzung des Ortsbeirats verlassen hat, weil er sich in einer Verwaltungsantwort nicht ernst genommen gefühlt hatte. Die Freien Wähler seien ohnehin nicht mit großen Parteien vergleichbar. „Wir kleben unsere Plakate selbst.“ Ihn treibe aber an, „dass einer ja den Finger in die Wunde legen muss“. Dabei motivierten ihn die ganz normalen Bürger: „Sie kommen mit ihren Sorgen zu uns, und wir versuchen, etwas für sie zu verändern.“ Deshalb wolle er im Wahlkampf auch keine Wahlstände machen, sondern inhaltliche Veranstaltungen anbieten. Vor allem wolle er mit Menschen reden. „Ich spreche viele direkt an. Etwa an der Supermarktkasse. Da kriegt man viel mehr mit als sonst.“ Man müsse als Politiker für den Bürger da sein – das zähle und nicht, „dass man eine Show abzieht oder ein Parteiprogramm vorzeigt“. Er fühle sich in seinem Ansatz, Alternativen aufzuzeigen, bestätigt. So habe er bei der Landtagswahl 2016 knapp 14 Prozent bekommen. Deshalb wolle er den Bürgern auch jetzt wieder die Chance geben, „die Freien Wähler zu wählen“. Sollte er den Wahlkreis gewinnen, würde er sich in Berlin vor allem und mit mehr Nachdruck um die regionalen Themen kümmern wollen. Das vermisst er bei den bisherigen Abgeordneten aus der Region. Arndt findet es ein Unding, dass sich das Thema Abriss der Hochstraße Nord schon so lange hinzieht. „Es geht da um Infrastruktur und Arbeitsplätze und unser Leben. Und zwar das der gesamten Region.“ Ärgerlich sei auch, dass es zehn Jahre gebraucht habe, ehe die Elektrifizierung der S-Bahn-Anbindung in die BASF geklappt habe. „Das kann nicht so lange dauern. Um so etwas muss sich ein Abgeordneter kümmern.“ Glaubt er also, dass die Freien Wähler den Sprung in den Bundestag schaffen? „Ja.“ Dann schiebt er nach kurzem Überlegen noch nach: „Auch wenn die Ergebnisse zuletzt nicht berauschend waren.“

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