Ludwigshafen Ein Abend mit dem King

„Ich kann mich nicht genau erinnern, wo wir das gespielt haben, schließlich bin ich über 80“, sagt Elvis im Mannheimer Capitol. Der King ist tot – es lebe der King, das könnten sich die Roll Agents zum Motto erkoren haben. Ihre Show „The Elvis Experience“ brachte einen hervorragenden Elvis-Wiedergänger auf die Bühne und auch der Rest machte einen guten Eindruck.

Es war der späte Elvis Presley, der die Show dominierte. „Viva Las Vegas“, ein Musical und „Aloha from Hawaii“, die Live-Show aus dem Jahr 1973, von denen die Elvis Experience inspiriert wurde. Ein besonderer Block war auch dem Comeback-Special von 1968 gewidmet. Bei dieser Fernsehaufzeichnung spielte Elvis mit Freunden aus Memphis vor kleinem Publikum – im Sitzen. Und auch das brachten die Roll Agents und ihr Elvis ganz authentisch auf die Capitol-Bühne. Nils Strassburg heißt der Mann, der in die Rolle des Kings schlüpfte. Und das macht er wirklich gut. Die Stimme und das Äußere passen, aber es ist ein besonderer Kniff, der Strassburg so überzeugend macht. Er kopiert nicht einfach, sondern liefert eine Vorstellung davon, wie Elvis sich vielleicht verhalten hätte, wäre er mal ins Capitol gekommen. Er schäkert mit dem Publikum, witzelt über „Mänheim“ und wundert sich über „Monnem“ als lokale Aussprache. Vergleicht man Strassburgs Auftreten mit den TV-Aufzeichnungen des Originals, dann ist diesem der heutige Elvis in Tonfall, Gestik und Mimik schon sehr nahe. Auch die barocke Opulenz der Elvis-Shows kommt auf der Capitol-Bühne erstaunlich gut zur Geltung. Da sind die „Hot Damn Horns“, wie sich die Bläsersektion nennt, eine richtig gute Rhythmusgruppe und die beiden Sängerinnen Maria Wagener und Becky Sammeth. Wichtig für das musikalische Elvis-Portrait ist auch der Gospel-Teil. Nicht nur hat Elvis diese Musik geliebt, er hat dafür auch einen Grammy bekommen. Und da ergeben die Sängerinnen plus die nun singende Hornsection einen beeindruckenden Gospelchor. Die Show beginnt, wie damals „Aloha from Hawaii“ mit „Also sprach Zarathustra“ vom Band, das dann in den Bläser-Vamp mündet, zu dem der King die Bühne betritt, um dann „CC Rider“ anzustimmen. „Jetzt ein Song von meinem guten Freund Hartmut Engler...“, der Saal kichert bei der Nennung des Pur-Frontmanns, „nein, Xavier Naidoo...“, die Mannheimer lachen, „nein, ernsthaft, Neil Diamond“, sagt Strassburg-Elvis und singt „Sweet Caroline“. Später witzelt die Elvis-Figur über die Schauspielkarriere: „Titanic, das war ich. Und Django Unchained, der Schwarze...“ Für den Auszug aus dem Comeback-Special erscheint Strassburg in schwarzem Leder wie das Original. Das Verteilen von Elvis-Devotionalien in Form von Teddybären und vor allem von unzähligen Schals, hat fast karikierende Form. Die Schals legt sich der King kurz um den Hals, tupft sich die Stirn, dann reicht er die so geheiligte Reliquie an kreischende Mädels. Von denen gibt es viele und sie tragen dazu bei, das Elvis-Gefühl der Show zu verstärken. Dass das Ganze viel Spaß machte, muss kaum noch erwähnt werden.

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