Ludwigshafen Ein Hauch von West Side Story: Chor für geistliche Musik singt „Chichester Psalms“

Der Chor für geistliche Musik – oft in der Friedenskirche zu Gast (unser Bild) – tritt diesmal in Herz Jesu in Ludwigshafen-Süd
Der Chor für geistliche Musik – oft in der Friedenskirche zu Gast (unser Bild) – tritt diesmal in Herz Jesu in Ludwigshafen-Süd auf.

Für sein Konzert am 23. Juni bereitet der Chor für Geistliche Musik Ludwigshafen ein spannend strukturiertes Programm mit den „Chichester Psalms“ von Leonard Bernstein und einem Werk, das Fußballfans bekannt vorkommen dürfte. Dabei spielen Gegensätze eine große Rolle – und doch haben alle Werke eine Gemeinsamkeit.

Nach 25 Jahren kehren die 60 Sänger des Chores für ihr Konzert zurück in die Herz-Jesu-Kirche in Ludwigshafen-Süd. Auf dem Programm stehen Werke von Händel, Monteverdi und Bernstein, die für sich genommen bereits ein abwechslungsreiches Konzerterlebnis versprechen. Doch Chorleiterin Christiane Michel-Ostertun geht noch einen Schritt weiter und verwebt die Werke zu einem außergewöhnlichen Gesamtkonzept. Als Solisten fungieren dabei die Sopranistin Angela Hinderberger und der Altus Thomas Nauwartat-Schultze, begleitet wird der Chor vom Heidelberger Kantatenorchester.

Für die Krönung komponiert

Den Mittelteil des Programms bilden Händels „Coronation Anthems“, die zur Krönungszeremonie des englischen Königs Georg II. im Jahr 1727 komponiert wurden. Die vier Krönungshymnen weisen eine typisch barocke Klangsprache auf und sind, dem Anlass der Komposition entsprechend, geprägt von prächtigen, strahlenden Klängen. „Die Krönung bestand aus 13 Abschnitten, und folglich wurden die Anthems bei ihrer Aufführung durch zeremonielle Handlungen unterbrochen“, erklärt Michel-Ostertun die historische Aufführungspraxis. Diese Entspannungsmomente integriert auch der Chor bei seinem Konzert. „Zwischen den Hymnen streuen wir drei Duette von Monteverdi ein. Diese sind zarte Kontrapunkte, die nur von den Solisten vorgetragen und von einer Truhenorgel begleitet werden“, ergänzt die Chorleiterin. Hierdurch ergibt sich eine geschickte Entzerrung Händels majestätischer und klanggewaltiger Komposition. Übrigens dürfte das erste Anthem, „Zadok the Priest“, der breiten Öffentlichkeit durchaus bekannt sein. Es diente als Vorlage für die Hymne der Uefa, die seit 1992 vor jedem Fußballspiel der europäischen Champions League erklingt.

Bernsteins Befreiungsakt

Umrahmt wird der Mittelteil mit den „Chichester Psalms“ von Leonard Bernstein, die zu Beginn und am Ende des Konzerts in voller Länge aufgeführt werden. „Das Publikum kommt somit in den doppelten Genuss dieser außergewöhnlichen Komposition und hat Gelegenheit zu einer tieferen Reflexion von Bernsteins Musik“, erklärt Michel-Ostertun die Idee der Spiegelung. Das Werk entstand 1965, nachdem Bernstein in den Jahren zuvor eine längere Auszeit von seiner Tätigkeit als Chefdirigent des New York Philharmonic Orchestra zur Erforschung experimenteller Tonsprachen genutzt hatte. „Es kann als Gegenentwurf zu dieser Phase gesehen werden, den Bernstein als Befreiungsakt hin zu seinem ursprünglich emotionalen und spontanen Stil nutzte“, schildert Michel-Ostertun die Entstehungsgeschichte. „Die Musik wirkt begeisternd, schwungvoll und voller Emotionen, man kann sich als Zuhörer den mitreißenden Rhythmen kaum entziehen.“ Die komplexen, aber eingängigen Melodien erinnern unweigerlich an Bernsteins berühmte West Side Story, und tatsächlich adaptierte der Komponist nicht verwendetes Material früher Entwürfe seines Musiktheaters für die „Chichester Psalms“.

Hilfe von Theologen

Obgleich sich das Werk unter Chören großer Beliebtheit erfreut, gilt es auf mehreren Ebenen als sehr herausfordernd. „An den Chichester Psalms proben wir seit fast einem halben Jahr. Zur rhythmischen Komplexität kommen der extreme Tonumfang und schwierige Intervalle“, erklärt die Chorleiterin die Herausforderungen. Zudem ist Hebräisch als Aufführungssprache obligat, eine zusätzliche Dimension für die Probenarbeit. „Die Sänger haben die Aussprache mit Übedateien einstudiert, und wir haben ein paar Theologen im Chor, die in den Proben auch mal korrigieren konnten“, erzählt Michel-Ostertun. Auch Bernsteins Vorgaben bei der Instrumentation werden getreu umgesetzt. Das Orchester wird um eine umfangreiche Schlagwerksektion sowie gleich zwei Harfen ergänzt. Wach auf, Psalter und Harfe, der erste erklingende Vers des Abends, wird somit auch zum Leitbild für das vielversprechende Konzertprogramm, denn alle Werke basieren auf biblischen Psalm-Texten.

Termin

Sonntag, 23. Juni 2024, 19 Uhr, Herz Jesu-Kirche, Ludwigshafen, Mundenheimer Str. 216. Karten im Vorverkauf sind über das Theater im Pfalzbau (Telefon 0621 5042558) erhältlich. Weitere Infos unter www.chor-cgm-lu.de.

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