Ludwigshafen Frei von Sentimentalitäten

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„Fröhlich Pfalz – Gott erhalt’s“ ist einer der bekannten Hits aus der Operette „Der Vogelhändler“, deren Musik Carl Zeller schrieb. Und weil die Operette in der Kurpfalz und der Kurfürst Theodor eine Rolle spielt – dieser aber in Abwesenheit –, hört man sie eben hier besonders gerne. Im Ludwigshafener Pfalzbau-Theater war eine Aufführung des Landestheaters Coburg zu erleben, die in allen Belangen sehr erfreulich geriet.

Eine hübsche, farbenfrohe Ausstattung (Andreas Becker) war zu sehen in einer sehr lebendigen und detailfreudigen Inszenierung (Volker Vogel). Ein freundliches, idyllisches Bühnenbild mit einer Schaustellerbühne oben und Biertisch gab es im ersten Akt. Ein Jägerhochsitz zur Linken und Flintenschüsse zu Beginn führten auch schon hinein in die Handlung: Brave Jäger und adelige Schürzenjäger geben sich ein Stelldichein. Der Kurfürst wird lediglich angekündigt, taucht aber selbst nicht auf. Eine Wildsau wünscht er sich vor die Flinte und danach eine Jungfrau. Reicher Impuls für eine muntere Handlung, bei welchem die Kurfürstin inkognito anreist, um dem hohen Gemahl auf die Finger zu schauen. Attraktiv in Erscheinung und in Stimme wurde sie von Anna Gütter gesungen. Elegant und samtig leuchtend erinnerte sie singend an ihr Kennenlernen mit dem Kurfürsten bei „Als geblüht der Kirschenbaum“. Insgesamt schöne Stimmen und treffliche schauspielerisch-komödiantische Fähigkeiten waren beste Voraussetzung für eine kurzweilige und musikalisch sehr ansprechende Aufführung. Ihre liebe Not mit der Liebe haben auch der Vogelhändler Adam und seine Verlobte, die Christel von der Post. Eifersucht und falsche Verdächtigungen führen den biederen Burschen dazu, mit der unbekannten Kurfürstin anzubandeln und den Duett-Evergreen „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ anzustimmen. Dirk Mestmacher gab der Titelpartie feine tenorale Lyrik: etwas dünn und leise zu Beginn, steigerte er sich bald zu einer trefflichen Leistung. Eine wunderbare Christel sang Marie-Christine Haase: jugendfrisch und höhensicher war ihr Sopran, eine stimmlich und darstellerisch liebreizende Erscheinung. Gut bei Stimme war ebenso der Graf Stanislaus des David Zimmer, der schwärmerische Tenorlyrik in schöner Färbung bot. Eine ebenso geckenhafte barocke Perückenfrisur trug er zur Schau wie sein Onkel, Baron Weps, von Michael Lion vergnüglich dargestellt. Ein echter Hit an guter Laune und zündenden, federnden Marschrhythmen ist das Duett der beiden Professoren „Ich bin der Prodekan“. Für den schön schrägen und komödiantischen Schwung in Gesang und Spiel sorgten Norman Hofmann und Stephan Ignaz. Unter der Leitung von Roland Fister brachte das trefflich musizierende Philharmonische Orchester Landestheater Coburg ordentlich Schwung in die Walzer und Märsche. Das war ein klanglich erfrischendes Musizieren, das keineswegs angestaubt wirkte, und von Sentimentalitäten freigehalten blieb. Und auch der Chor des Landestheaters hatte einen großen Anteil an einer musikalisch und szenisch ausgesprochen genussreichen Aufführung, die am Ende begeistert beklatscht wurde.

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