Ludwigshafen Ganz und gar Gartenstädter

Günter Dinzler am Eingang zur Geschäftsstelle der Genossenschaft in der Königsbacher Straße. Er ist sehr gerührt, dass er zum Eh
Günter Dinzler am Eingang zur Geschäftsstelle der Genossenschaft in der Königsbacher Straße. Er ist sehr gerührt, dass er zum Ehrenvorstand ernannt worden ist.

Einmal Gartenstädter, immer Gartenstädter. So einfach scheint das Leben zu sein. Jedenfalls aus der Sicht von Günter Dinzler. Der 77-Jährige sitzt in der Geschäftsstelle der Baugenossenschaft Gartenstadt in der Königsbacher Straße und blickt auf ein beeindruckendes ehrenamtliches Engagement zurück: 44 Jahre lang war er im Vorstand der Baugenossenschaft tätig.

Dinzler muss nicht lange überlegen bei der Frage, warum er sich vor 44 Jahren wählen ließ. „Ich bin hier geboren und groß geworden und wohne ja nur zwei, drei Häuser weiter.“ Die Bewohner der Gartenstadt und insbesondere die Mitglieder der Genossenschaft sehen sich eben als große Familie. Deshalb habe er damals gerne mit angepackt. Weil ihm der Job Spaß gemacht habe, „habe ich weitergemacht, warum soll ich auch mit etwas aufhören, das ich gerne mache?“ Das Kompliment bekommt Dinzler gleich zurück. Denn Aufsichtsratschef Manfred Vondung sagt im Prinzip gleichlautend: „Warum soll man jemanden nicht mehr wählen, der seine Aufgabe so gut erledigt?“ Doch jetzt ist der Punkt für die Übergabe der Verantwortung erreicht. Dinzler bekennt offen, dass ihm im fortgeschrittenen Alter „die Kraft für all die Aufgaben“ fehle. Denn als Vorstand sei er quasi immer ansprechbar gewesen. „Das Amt hat man auch am Wochenende inne, nicht nur für zwei, drei Stunden, die man im Büro ist.“ Dass Ursula Günther seine Nachfolge antritt, freue und beruhige ihn: „Sie ist hier groß geworden und kennt alle Strukturen.“ Er selbst ist wegen der Ernennung zum Ehrenvorstand gerührt. „Das hat mich sehr gefreut. Ich bin auch künftig da, wenn man mich braucht.“ Über diesen Satz wundern sich die bisherigen Vorstandskollegen und Aufsichtsratschef Vondung überhaupt nicht. Sie sprechen mit großem Respekt über Dinzler, beschreiben ihn als sehr verträglich, pflichtbewusst, um den Frieden bemüht und nicht aus der Ruhe zu bringen. Vorstandsmitglied Harald Kentrup unterstreicht Dinzlers Leistung zusätzlich: „Seine 44 Jahre sind rekordverdächtig. Das wird wohl nie wieder jemand erreichen.“ Dinzler wiederum will es nun etwas ruhiger angehen lassen, freut sich, „mal länger schlafen zu können“. Aber ganz ausruhen geht nicht für ihn und seine Frau: „Wir haben zwei kleine Enkel, da sind wir auch eingespannt.“ Vom Genossenschaftsgedanken und den Gartenstadt-Mitgliedern ist der 77-Jährige immer noch überzeugt. Alles sei familiär, viele seien füreinander da. „Wir haben tolle Mitglieder.“ Als Vorstand habe er mit dafür gesorgt, dass in die Wohnungen investiert wurde – etwa in neue Dächer, neue Fassaden, eine bessere Isolierung und moderne Haustechnik. „Das lohnt sich, die Bausubstanz ist gut.“ Auch in der Geschäftsstelle war viel zu tun. Als er 1973 anfing, wurde die Buchhaltung noch handschriftlich erledigt. „Die Mitarbeiter mussten alles im Kopf rechnen und durften nicht zur Rechenmaschine greifen“, sagt er und lächelt bei der Erinnerung. Die Buchhaltung habe er umgestellt und modernisiert. Auch jetzt stehen wieder Aktualisierungen bei der EDV-Anlage an. „Auch bei uns zählt ja ganz normales wirtschaftliches Denken.“ Ein Projekt liegt ihm neben der schon vor Jahren angestoßenen kontinuierlichen Modernisierung der Gebäude bei Mieterwechseln noch am Herzen: „Derzeit lassen wir prüfen, ob wir unsere Mehrfamilienhäuser aufstocken können, um so in den vier Blöcken noch neue Wohnungen anbieten zu können“, sagt Dinzler. Ob sich das aber realisieren lasse, sei „letztlich eine Preisfrage“. Mit Blick in die Zukunft hofft der langjährige Vorstand, dass „die Baugenossenschaft noch lange existiert“. Am Wohnort Gartenstadt gibt es seiner Meinung nach nichts zu rütteln: „Wir haben hier eine tolle Infrastruktur und leben im Grünen.“

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