Ludwigshafen Gläsern anmutende Lineaturen

Seit vielen Jahren schon kommt das Duo Allegro, bestehend aus dem Geiger Alexander Galushkin und dem Pianisten Rolf Fritz, aus dem Odenwald nach Ludwigshafen, um beim hiesigen Kultursommer zu spielen. Diesmal gaben sich die beiden Musiker ein Stelldichein in der neu gestalteten Stadtbibliothek – dank der Klimaanlage dort ein gut gewählter Ort für ein Konzert an einem heißen Sommerabend.

Das Konzert war Claude Debussy gewidmet, dessen Todestag sich 2018 zum 100. Mal jährt, natürlich mit der großen Violinsonate g-moll. Daneben gab es Werke von Komponisten aus dem Umfeld des Franzosen zu hören. Alexander Galushkin wurde in Kasachstan geboren und in seiner Heimat und in Russland ausgebildet. Im Jahr 2001 übersiedelte er nach Deutschland. Hier lehrt er an der Musikschule des Weschnitztals im Odenwald und ist Konzertmeister des SAP-Sinfonieorchesters. Rolf Fritz stammt aus dem ungarischen Szeged. Nach seinem Klavierstudium in Budapest kam er 1999 nach Deutschland und setzte seine Ausbildung an der Mannheimer Musikhochschule fort. An der Evangelischen Kirchenmusikhochschule Heidelberg nahm er zusätzlich ein Orgelmusikstudium auf. Lange Jahre leitete er das Szegediner Kammermusikfestival. Heute wirkt er in der Rhein-Neckar-Region als Kammer- und Kirchenmusiker, Pianist und Musikpädagoge. Zu Beginn ihres Konzerts in der Ludwigshafener Stadtbibliothek gab es die Sonate Nr. 1 op. 3 von Darius Milhaud. Dieser hatte sich die Abkehr vom romantischen Musikideal auf die Fahnen geschrieben. Diatonische Melodiefolgen, harmonisch aber in Bi- und Polytonalität, wurden sein Markenzeichen. Mit seiner frühen 1. Sonate bewegte sich der damals 19-Jährige noch auf dem Weg von der französischen Spätromantik zum Impressionismus. Spielerisch dahinströmende Musik, von Galushkin und Fritz adäquat interpretiert. Dem folgte ein Werk von Erik Satie. Der geniale Exzentriker und Dadaist war sowohl Anreger für Debussy als auch Vorläufer der späteren amerikanischen Komponisten um John Cage, die der Musik jeden tieferen Sinn austreiben und sie auf sich selbst zurückwerfen wollten. Wie stets bei Satie, hatte die dreisätzige Komposition, die Galushkin und Fritz spielten, einen witzigen Titel: „Choses vues à droit et à gauche (sans lunettes)“ - Dinge, die man rechts und links sieht (ohne Brille). Dann kam Debussy selbst zu Wort, mit seiner Sonate g-moll aus dem Jahr 1917. Es ist sein letztes vollendetes Werk, ohne den üppigen Klangzauber der frühen Jahre, sondern auf fast karge, sensitive, gläsern anmutende Lineaturen reduziert. Galushkin und Fritz spürten bis in die feinsten Nuancen Debussys Strukturen nach und vermochten dabei auch das von diesem angestrebte Ideal der Verschmelzung der Klänge beider Instrumente zu verwirklichen.

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