Ludwigshafen „Ich mache weiter, bis ich 100 bin“

Arnold Schroth (Mitte) bei der Senioren-WM in Torun.
Arnold Schroth (Mitte) bei der Senioren-WM in Torun.

«LUDWIGSHAFEN.» Der Lambsheimer Arnold Schroth (TG Oggersheim) ist zweifacher Senioren-Weltmeister. Nur Deutscher Meister war er in seiner langen Karriere noch nie. „Und das ist mein großes Ziel. Wenn es sein muss, dann mache ich weiter, bis ich 100 bin“, sagt er lachend. Arnold Schroth ist wahrlich fit. Das war nicht immer so. 2017 war ein Schicksalsjahr des heute 81-Jährigen. Damals trug er einen Herzschrittmacher, der nicht richtig funktionierte. Schroth ging es gar nicht gut. Er bekam zwei Bypässe und die Ärzte verordneten ihm striktes Sportverbot. „Hätte ich damals keinen Sport gemacht, dann hätte ich vermutlich nicht überlebt“, sagt der lebensfrohe Lambsheimer. Nach einem Jahr Pause durfte er wieder durchstarten – ohne Wenn und Aber. Und das tat Schroth auch. „Mein Arzt meinte, dass ich mit den beiden Bypässen schneller werde, weil mehr Sauerstoff durchs Blut gepumpt wird“, berichtet der Senior. Die Krönung seiner Laufbahn war der Mannschafts-Weltmeistertitel im Crosslauf der Altersklasse M80 im polnischen Torun. Schon vor fünf Jahren hatte Schroth Gold mit dem Team geholt. Der Lambsheimer ist heimatverbunden, allerdings durchs Laufen schon viel in Europa herumgekommen: Malmö, San Sebastian, Izmir, Budapest, zuletzt Torun. „Torun ist eine wunderbare Stadt. Die Leichtathletikhalle – ein Traum. Und an jeder Ecke gibt es eine Pizzeria“, erinnert er sich an die Titelkämpfe Ende März. Schon im Februar sollte Schroth nach den Erfolgen bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften ein Porträt in der RHEINPFALZ gewidmet werden. Doch er lehnte ab, wollte das Abschneiden bei der WM abwarten. „Ich setze mich sonst unter Druck, wenn das alle lesen und es dann vielleicht nicht so klappt“, sagte der 81-Jährige damals. In Torun lief er die 1500 und 3000 Meter als Vierter und Fünfter verhalten, um sich auf den Crosslauf zu konzentrieren. Denn dort spekulierte er auf eine Medaille. Die sechs Kilometer lange Strecke forderte die Athleten. „Eigentlich mag ich keine Berge mehr, seitdem ich in meiner Zeit beim LC Bad Dürkheim so viele Bergläufe gemacht habe. Es ist vor allem eine Kopfsache“, erzählt er von seiner Hassliebe. Und trotzdem meisterte er die Passagen mit Bravour und freute sich am Ende über Team-Gold. Sport spielt im Leben des Arnold Schroth von jeher eine große Rolle. Als Fußballer wäre er fast ein ganz Großer geworden. Zunächst kickte er beim ASV Lambsheim, mit 14 Jahren – im Jahr 1952 – stand er kurz vor einer Verpflichtung beim 1. FC Kaiserslautern. Ein Kindheitstraum, doch er durfte nicht. Seine Eltern betrieben eine Landwirtschaft, dort musste er helfen. Mit 21 Jahren war die Fußball-Laufbahn vorerst beendet. „Ich hatte immer gesagt, wenn ich mich im Fußball mal so verletze, dass ich ins Krankenhaus muss, dann höre ich auf“, erzählt er. Und es sollte so kommen. Statt weiter dem runden Leder hinterherzujagen, schnürte Schroth fortan die Laufschuhe und sammelte erste Meriten als Mittel- und Langstreckenläufer. Zehn Kilometer lief er in 34 Minuten und auch die Zeiten auf den kürzeren Distanzen konnten sich sehen lassen. Doch die Liebe zum Fußball war größer. Mit 28 Jahren landete er bei Viktoria Lambsheim, spielte als Linksaußen und linker Läufer in der zweithöchsten deutschen Amateurliga. Mit 34 Jahren war das Kapitel Fußball endgültig beendet. Dreimal pro Woche ist Training Schroth, der 20 Jahre als Laborant bei der BASF und später als Registraturleiter arbeitete, verlegte seine sportlichen Aktivitäten aufs Rad und begann mit 46 Jahren wieder mit dem Laufen. Von da an holte er reihenweise Siege und Pfalztitel. „Gezählt habe ich die nie“, sagt er. Und trotzdem hat er alle Urkunden akribisch in Ordnern abgeheftet. Die polierten Pokale im Eingangsbereich des Kellers erinnern an die vielen Läufe, die Schroth bestritten hat. Ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. Schroth trainiert dreimal pro Woche – im Winter in der Leichtathletikhalle, im Sommer im Maxdorfer Wald. Dort ist alle 100 Meter eine Markierung am Baum. „So laufe ich meine Intervalle und weiß genau, wie viele Kilometer ich zurückgelegt habe“, sagt er. Eine GPS-Uhr braucht Schroth nicht, genauso wenig einen Trainingsplan. Der 81-Jährige verlässt sich auf sein Körpergefühl. Sein Erfolgsgeheimnis? „Ich gehe bei Zeiten schlafen und stehe früh auf. Ich rauche und trinke nicht“, verrät Schroth. Sein Wettkampfprogramm in diesem Jahr ist straff: Pfalz-, südwestdeutsche und deutsche Meisterschaften stehen an, ebenso die EM in Venedig. „Wenn das Laufen nicht mehr nach Laufen aussieht, dann höre ich auf“, sagt er schmunzelnd. Bis dahin muss aber viel passieren.

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