Ludwigshafen Jazz und Marschmusik

„Entertainer“ hieß das Motto der 27. Maudacher Sommerserenade. Im Kirchgarten von St. Michael spielten das Maudacher Streichquartett und das Saxophonquartett Sax-o-fourth. Dem Motto entsprechend, ging es bei dem Kultursommer-Konzert um Musik, die unterhalten will.

Den Anstoß gab der 100. Geburtstag des Ragtime-Komponisten Scott Joplin. Dessen berühmtestes Stück ist „The Entertainer“. Dieser Ragtime bekam als Titelmusik des Kinohits „Der Clou“ besondere Popularität. Die Maudacher Musiker zeigten interessante Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Musiktraditionen auf. Musikhistorische Hintergründe erläuterte der stellvertretende Vorsitzende des Kulturfördervereins Maudach, Gerhard Rottmayer, anhand von Anmerkungen, die der gesundheitlich verhinderte Vorsitzende Manfred Müller verfasst hatte. Den ersten Programmteil, den das Streichquartett bestritt, umrahmten die Scott-Joplin-Stücke „Country Club“ und „Paragon Rag“. Das Cello von Roselore Poigné übernahm die Funktion der linken Hand des Pianisten. Wechselbässe und Akkorde deuteten den Stil an, der als Stride-Piano in den Jazz eingegangen ist. Die weiteren Quartettmitglieder sind Constanze und Christoph Hertrampf (Violine) sowie Therèse Eberle (Bratsche). Das Streichquartett spannte einen weiten Bogen: von Henry Purcell am Übergang später Renaissance zu frühem Barock bis zu Paul Hindemith im 20. Jahrhundert. Das Menuett stand dabei für Tanzmusik, ein Paradebeispiel ist ein Stück von Boccherini, hier leicht und elegant gespielt. Waren es europäische Traditionen, die Jazzmusiker wie Scott Joplin oder Jelly Roll Morton beeinflussten, so gab es auch eine Rückwirkung aus der Neuen Welt nach Europa. Beispiele waren Stücke von Claude Debussy wie „Le petit nègre“ und „Golliwogg’s Cake Walk“. Die Amerikaner hörten dagegen Märsche, die im Europa des 19. Jahrhunderts beliebt waren. So spielte das Quartett auch Schuberts Militärmarsch Nr. 1. Recht witzig war Hindemiths Marsch-Parodie, der „Hohenfürstenberger“. Mit Absicht sind hier falsche Noten gesetzt, und vermutlich hat es Roselore Poigné Überwindung gekostet, wie verlangt neben den Grundton zu hauen. Das Ensemble Sax-o-fourth besteht aus Andrea Krahn (Sopran- und Altsaxophon), Winfried Hotten (Altsaxophon), Thomas Nahstoll (Baritonsaxophon) und Heike Büchler (Tenorsaxophon). Mit dem „Entertainer“ eröffneten die Bläser ihren Konzertteil. Mit Jelly Roll Morton folgte ein Komponist aus New Orleans, der über sich selber gerne sagte, er habe ganz allein den Jazz erfunden. Spannend war wieder die Rückverbindung zu Europa über den Franzosen Eric Satie, der eine „Ragtime Parade“ geschrieben hat. Zum Schluss gab es noch von beiden Ensembles gemeinsam „Pomp and Circumstances“. Das hat ein Brite geschrieben, aber die Amerikaner lieben das Stück als Einzugsmusik für Wrestler, Footballer und alle, die einen großen Auftritt wollen.

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