Ludwigshafen Naturferne Lichtspiele

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Malerei mit Licht, Lichtinstallation, eine lichtgezeugte Spielart der Kinetik? In Annika Hipplers Arbeiten verschwimmen die Zuordnungen. In einer Ausstellung in der Ludwigshafener Rudolf-Scharpf-Galerie kann man sehen, wie frei und poetisch die aus Technik und Phantasie gespeisten Arbeiten der in Berlin lebenden Künstlerin sind.

Atmosphäre wäre ein Wort, das passt und auch wieder nicht passt. „405-780 Nanometer“ heißt die Ausstellung und meint den Bereich des elektromagnetischen Spektrums, den das menschliche Auge als Licht erfassen kann. Annika Hipplers Lichtspiele brauchen kein natürliches Licht. Aus Laser, Prismen, Folien und fluoreszierenden Pigmenten schafft sie Welten von naturferner Künstlichkeit. Dafür hat sie 2011 vom Karlsruher Zentrum für Kunst und Medientechnologie einen Preis erhalten, der den schönen Namen „Gewebtes Licht“ trägt. Irgendwie gewebt und gesponnen sind die Kreationen schon, in denen das Laserlicht, von pragmatischen Verwendungen erlöst, als vergängliche, von der Steckdose abhängige Erscheinung frei wirken kann. Annika Hippler, Jahrgang 1978, hat einmal als Malerin begonnen. In ihren neuen Laserbildern „Sinus Plus Minus“ – wieder so ein Titel! – schwingt das bis heute nach. Technisch gesehen, werden Lichtfarben verschiedener Intensitäten und Frequenzen mit fluoreszierenden Farbpigmenten gemischt, die mit Acrylbinder auf Japanpapier aufgetragen werden. In der Wirkung, man muss es so sagen, ist das ziemlich romantisch in seiner mysteriösen Dynamik, seinem zwar unbestimmten, aber präzisen Leuchten und Glühen, hinter dem die um aktuelle Technologien erweiterte Beziehung zu künstlerischen Vorfahren – als da sind Zero-Leute wie Piene, Uecker, Mack – rasch verschwindet. Immer wieder stellt sich in dieser Ausstellung die Frage nach dem „Bild“, dem räumlich sich ausdehnenden Objekt, der kinetischen Invention, dem sich aus den Spiegelungen unterschiedlicher Schallfrequenzen ständig verändernden Klang. Wie anders als anmutig beschreiben ließe sich Hipplers aus Laser, Wasserbecken, Tropf und fluoreszierendem Pigment bestehende Arbeit „Schwingungen“ mit ihrer synästhetischen Verschmelzung von Licht, Klang und Raum. Ähnliches gilt für die raumgreifenden Installationen, in denen der illusionistische Part insofern ironisiert wird, als die dazu nötigen Gerätschaften immer sichtbar bleiben. In Hipplers „Luminogrammen“ begegnen wir Nachfahren des guten alten Photogramms. Das gebündelte Licht von Linienlasern wird über eine bewegte Wasseroberfläche auf Schwarz-Weiß-Fotopapier projiziert. Zum Wandbild wird das Phänomen in einem rein analogen Verfahren in der Dunkelkammer, bei der ein eigenständiges Lichtbild entsteht, eine spezielle Art der kameralosen, abstrakten Fotografie, die sich Wasser, Licht und der Bewegung der Luft verdankt. Man denkt an Rauch in der Luft, fühlt sich an die Umrisse von Körpern erinnert, entdeckt Torsi, abstraktes Design und bewegte Linienformationen und in sich bewegte Gespinste, und ist am Ende doch nicht sehr viel weiter gekommen. Dass Licht nicht sichtbar ist, sondern sichtbar macht, wenn es auf einen Widerstand fällt, gehört zu den Binsenweisheiten, die immer wieder neu erzählt werden müssen. Annika Hipplers lasergenerierte Kunst-Stücke in der abgedunkelten Scharpf-Galerie gehören dazu. Termin Bis 19. Juni in der Rudolf-Scharpf-Galerie, Hemshofstraße 54. Do und Fr 15-18 Uhr, Sa und So 13-18 Uhr.

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