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Vor einigen Tagen hat Fußball-Weltmeister André Schürrle den Silbernen Löwen der Stadt Ludwigshafen bekommen. Das ist die höchste Auszeichnung, die ein Sportler von der Stadt erhalten kann. Nur Weltmeister und Olympiasieger bekommen die Ehrung. Doch war die Organisation an jenem Tag alles andere als weltmeisterlich. Der Andrang war so enorm, dass die Autogrammstunde des 24 Jahre alten Ludwigshafeners bei seinem kurzen Heimaturlaub unterbrochen werden musste. Dabei hatte die Stadt ernsthaft darüber nachgedacht, den Empfang des Stars des Londoner Klubs FC Chelsea im Rathaus stattfinden zu lassen. Das wäre im wahrsten Wortsinne ein Eigentor geworden. Der Ludwigshafener SC, der erste Verein von Schürrle, hatte wohl die interne Order herausgegeben, dass alle Jugendteams bei diesem Empfang antanzen müssen. Diese Anordnung wurde aber offensichtlich nicht an die Stadt weitergeleitet, sonst wäre so ein Chaos nämlich ausgeblieben. Das nennt man dann missglückter Doppelpass. (mne) Die Stadt Ludwigshafen hat dieses Jahr weltweit Beachtung erfahren. Nun wird wohl auch der interessierte Fußballfan in Anatolien, Afrika, Andalusien oder Argentinien wissen, wo Ludwigshafen liegt. Dank Fußballstar André Schürrle, der mit seiner Vorlage zum Siegtor von Mario Götze im Endspiel der Fußballweltmeisterschaft im Sommer in Brasilien unschätzbare Werbung für die pfälzische Stadt gemacht hat. Das eher wissenschaftlich interessierte Publikum brauchte wohl weniger geografischen Nachhilfeunterricht. Doch nun scheint auch der bislang noch nicht so kundige Wissenschaftsfreund zu wissen, wo Ludwigshafen liegt. Denn: Der aus Ludwigshafen stammende Stefan Hell hat dieses Jahr den Nobelpreis in Chemie erhalten. Jetzt fragen Sie sich sicherlich, was haben André Schürrle und Stefan Hell gemeinsam? Beide sind auf das Carl-Bosch-Gymnasium gegangen. Und das nennt man dann einen wissenschaftlich-sportlichen Doppelpass. (mne) Erfolg macht selbstbewusst, ist aber auch vergänglich. Und so ist es kein Wunder, dass Fußballer die Phase, in der es gut läuft, gerne weidlich auskosten. Rückschläge kommen schließlich noch früh genug. Beim Bezirksligisten BSC Oppau läuft es schon seit geraumer Zeit prächtig, genaugenommen zählt das Jahr 2014 zu den besten in der Vereinsgeschichte. Das begann im Januar mit dem Gewinn der Ludwigshafener Stadtmeisterschaft und setzte sich im Spätsommer mit dem Besuch der Traditionsmannschaft von Schalke 04 anlässlich des 100-jährigen Bestehens des BSC fort. Kaum waren die prominenten Gäste wieder verschwunden, gab es einen weiteren Grund zum Feiern: Die Oppauer waren nach starker Vorrunde Herbstmeister geworden. Vor ein paar Tagen wurde das Jahr 2014 mit dem Gewinn des Hallenturniers in Maxdorf gekrönt. Ein würdiger Abschluss, sollte man meinen. Doch Spielleiter Horst Mempel kann von Erfolgen offenbar nicht genug bekommen. „Gibt es vor Neujahr nicht noch irgendwo ein Hallenturnier, an dem wir teilnehmen können?“, fragte Mempel lachend und lieferte die Erklärung für seine Frage gleich hinterher. „2014 läuft es bei uns optimal, das muss man nutzen.“ Mal sehen, ob der BSC 2015 an seine Erfolgsserie anknüpfen kann oder ob dann der Katzenjammer folgt. (thl) Einmal ist immer das erste Mal. Damir Ugljen, Stürmer des Fußball-A-Ligisten SV Schauernheim, ist erst 21 Jahre alt und wurde beim Hallenturnier des ASV Fußgönheim in Maxdorf erstmals Torschützenkönig bei einem Turnier dieser Größenordnung. Und zum ersten Mal stellte er sich in einem Interview den Fragen eines Journalisten. Noch etwas schüchtern, aber keinesfalls auf den Mund gefallen. Offenbar haben ihm nicht alle Kollegen die Bewältigung dieser Aufgabe zugetraut, denn die Routiniers Ralf Haberern (39) und Manuel Lochbrunner (33) hatten gute Tipps für den jungen Kollegen parat – natürlich völlig uneigennützig. Er solle sagen, es läge an seinen Mitspielern, dass er so viele Tore geschossen habe. Die hätten ihn blendend in Szene gesetzt. Gut, dass Ugljen die feixenden Kameraden im Rücken hatte und deren Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. Der junge Mann beantwortete gekonnt die Fragen, doch fast am Ende des kurzen Interviews gab er dann doch noch brav zu Protokoll, was die Mitspieler hören wollten: „Ich habe ja nicht alleine gespielt, sondern die Tore dank der Unterstützung der Mannschaft erzielt.“ Eigentlich müssten ihm die Herren Haberern und Lochbrunner jetzt einen ausgeben. (thl)

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