Ludwigshafen Songs aus den Archiven

Perfekter Songbegleiter: Daniel Prandl in Aktion.
Perfekter Songbegleiter: Daniel Prandl in Aktion.

Zum „Mittwochsjazz“ im Salischen Hof in Schifferstadt hatte Sängerin Jutta Brandl diesmal den Mannheimer Pianisten Daniel Prandl eingeladen. Gemeinsam interpretierten die beiden Songs aus Musicals und Musikfilmen, darunter einige fast vergessene Songperlen.

Musicals haben eine lange Tradition und gehören zur amerikanischen Unterhaltungskultur seit den 1920er-Jahren. Nach einer Blütezeit in den 1940er- und 1950er-Jahren schien diese Form der Unterhaltung etwas in den Hintergrund zu treten, bis Rockmusicals wie „Hair“ und „Jesus Christ Superstar“ Ende der 1960er neuen Schwung brachten. Andrew Lloyd-Webber wurde zum erfolgreichsten Komponisten dieser neuen Phase. Sein Ruhm überstrahlt seine Vorgänger, die oft interessantere Musik geschrieben haben als der Brite. Da ist es zu begrüßen, dass Jutta Brandl und Daniel Prandl ein wenig in den Archiven gegraben und dabei echte Perlen gefunden haben. Da sind zum Beispiel Oscar Hammerstein und Richard Rodgers, die man mit Fug und Recht als Lennon/McCartney des Broadway-Musicals bezeichnen kann. Viele ihrer Melodien sind Jazz-Standards geworden. Zu hören gab es in Schifferstadt „Hello Young Lovers“ und „Shall we Dance“ aus „Der König und ich“, einem Musical, das durch seine Verfilmung mit Yul Brynner und Deborah Kerr auch in Europa bekannt wurde. Daniel Prandl breitete hier einen geschmackvollen roten Teppich aus Akkorden aus, auf dem die Sängerin Jutta Brandl dann in Richtung groovenden Chorus schreiten konnte. Während heutige Disney Filme ziemlich poppige Musik haben, stand „Alice in Wonderland“ 1951 noch ganz in der Tradition der Broadway Melodien. Zum Titelsong im swingenden Drei-Viertel-Takt improvisierte Jutta Brandl ein virtuoses Scat-Solo. Große Komponisten wie Cole Porter und George Gershwin haben Songs geschrieben, die Klassiker wurden, wie „It’s Wonderful“ oder „It’s all right with me“, die das Duo flott swingend interpretierte. Prandl spielte dabei mit viel Gefühl für das Genre und erwies sich als exzellenter Begleiter. Echte Perlen hat Stephen Sondheim geschrieben. Seine bekanntestes Musical ist „Sweeney Todd“, das 1979 Premiere hatte und dessen Verfilmung mit Johnny Depp und Helena Bonham Carter im Jahr 2007 ein großer Erfolg wurde. Sondheim ist ein bemerkenswerter Komponist, der sehr anspruchsvolle Stücke schreibt. Und er hat viel Humor. Seine Parodie des Bossa-Klassikers „Girl from Ipanema“ ist „Boy from ...“ und dann folgt ein spanischer Ortsname, der hier gedruckt etwa zehn Zeilen einnehmen würde und den Jutta Brandl jedes mal ohne zu stolpern gesungen hat. Am Ende des Stücks sucht sich der Boy einen neuen Wohnort. Er zieht nach Wales in einen noch zungenbrecherischen Ort. Die Sängerin hatte keine Mühe, das ganze Stück später noch mal als Zugabe zu singen. Termin Beim nächsten Konzert am 8. August ist der Speyerer Gitarrist Bernd Sperrfechter Jutta Brandls Gast.

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