Ludwigshafen Soulman aus dem Schwarzwald

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„Und das im Sitzen!“ freute sich Max Mutzke über die tolle Stimmung bei seinem bestuhlten Konzert im Mannheimer Capitol. Die Zuhörer standen später aber auch auf und machten überhaupt kräftig mit, lieferten sich schöne Wechselgesänge mit dem Schwarzwälder Soulman. Als Überraschungsgast kam Jazzsaxophonist Tony Lakatos dazu.

Ein Konzert mit Mutzke macht einfach Spaß, denn der Sänger und seine Begleitband Monopunk grooven wie die Hölle. Mutzke hatte viel bewährtes Material dabei, aber auch eine Premiere: „Still the Same“ von seinem Album „Max“ aus dem Jahr 2015 hatte er bislang noch nicht live gesungen. Zur Einführung auf dieses Stück erzählte Mutzke vom Älterwerden und von der Midlife Crisis, die ihn wohl kürzlich gestreift hat. Der Mann ist 35, hat Frau und Kinder und viel erreicht. „Wir werden 100 Jahre alt, und man fragt sich, will ich das die nächsten 70 Jahre so haben?“, meinte er. Die Zweifel hätten sich nach etwas Grübeln dann aber verflüchtigt. Das Publikum wirkte angesichts solcher Überlegungen recht amüsiert, die Altersspanne im Saal reichte geschätzt von Mitte 20 bis knapp über 60. Dass Mutzkes Musik über Generationen hinweg Leute anspricht, ist kein Zufall. Die Mischung aus Soul, Pop und etwas Jazz hat stets einen ansprechenden Groove, klingt interessant genug, um die Hörer bei der Stange zu halten, hat aber auch keine allzu scharfen Ecken und Kanten. Die englischen und deutschen Texte können auch mal ernster werden. Sehr persönlich wird Mutzke bei dem Song „Hier bin ich Sohn“. Da spricht er über eine Krankheit, die oft nicht erkannt werde, im Lauf des Stücks wird dann klar, dass es um Alkoholismus geht. Mutzkes Mutter ist vor wenigen Jahren an den Folgen dieser Suchterkrankung gestorben. Ein ernstes und ganz persönliches Anliegen ist Mutzke der Kampf gegen Rassismus. Seine Frau stammt aus einer ostafrikanischen Familie, und er berichtet, dass er mit ihr die Kinder auf „alle möglichen Reaktionen“ vorbereitet. Die Band unterstützt den Sänger schon seit Jahren. Das Trio ist bestens eingespielt. Für den fast hypnotischen Groove ist das Zusammenspiel von Schlagzeuger Tobias Held und Bassist Danny Sammar verantwortlich. Held lässt am Schlagzeug praktisch alles weg, was nicht dem Groove dient, auch Sammar verzichtet auf jede Selbstdarstellung. Maik Schott liefert die passenden Sounds auf E-Piano und Orgel. Später begleitete er Mutzke bei zwei Balladen allein. Neben dem Schwerpunkt Soulpop macht Mutzke in verschiedenen Projekten immer mal wieder Jazz. Dabei hat er wohl auch Tony Lakatos kennengelernt. „Mensch komm doch mal vorbei, wir sind grad in Mannheim“, habe er dem in Frankfurt lebenden Saxophonisten am Telefon gesagt, und Lakatos hat tatsächlich sein Instrument eingepackt und ist losgefahren. Als er dann auf die Bühne kam, ging die Post ab. Am Ende des ersten Solos bekam er Ovationen, es brodelte im Capitol. Ein Höhepunkt des Konzerts war ein ausgiebiger Jam zwischen Mutzke, Lakatos und Keyboarder Schott. Mutzke sang vor, die anderen beiden antworteten. Und selbst das Publikum konnte einsteigen und „Charlotte“ rufen, nach dem Titel des Single-Hits. Einen sehr guten Eindruck machte zur Eröffnung des Abends auch Daniel Docherty, ein junger Liedermacher aus Schottland.

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