Ludwigshafen Spaßige Nummern vom Feinsten und Gemeinsten

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Die Dusche läuft wieder. In der vergangenen Saison war das Mannheimer Kabarett-Trio auf ein Duo geschrumpft. Jetzt ist es wieder vollzählig: Josefin Lössl, Hans Georg Sütsch und Wolfgang Schmitter. Ihr neues Programm „Der Letzte lacht das Licht aus“ hatte nun Premiere in der Klapsmühl` am Rathaus.

Die aktuellen Nachrichten liefern die Vorlage, die das Kabarett Dusche geschickt umzusetzen versteht, in so gedankenvolle wie spaßige Nummern vom Feinsten und Gemeinsten. Das 43. Programm der Klapsmühl`-Veteranen ist das beste seit langem. Auf der Bühne stehen Bürger, die sich, von der Nachrichtenlage alarmiert, Gedanken machen, wohin es noch führen soll, wenn Menschen mit betrügerisch wirtschaftlichen Absichten Grenzen missachten und sich über die Welt verteilen. Die von Volkswagen vermochten mit diesem Vorsatz sogar bis in die USA vorzudringen. Josefin Lössl bedenkt Winterkorn & Co. dafür mit dem Song „Piesel-Diesel“. Das Kabarett-Trio macht sich Sorgen wegen jener besorgten Bürger, die Angst vor Überfremdung haben und auf Pegida-Demos gehen. „Besorgte Bürger“, singt die Dusche, „legen unser Land in Brand, treten unumwunden immer nur nach unten“. Auf der Kleinkunstbühne geben sie Bericht aus einer Behelfsunterkunft, in die sich Deutsche vor den eigenen radikalisierten Stammtischbrüdern flüchten, die ausländerfreie Zonen fordern. Dabei legt Hans Georg Sütsch dar, gibt es hier doch ebenso angsteinflößende Parallelgesellschaften ohne jeden Migrationshintergrund: den kompromisslosen Öko-Romantiker und den dumpfen Kehrwochenmilitaristen beispielsweise, oder den ordnungsliebenden Garten-Nazi, der entartetes Zuwanderungskraut gnadenlos ausmerzt. Frauke Petry, der neuen „Führerin“ der AfD, ist für vergleichbares Verhalten ein Rocksong gewidmet, bei dessen Refrain das Publikum in der voll besetzten Klapsmühl` beherzt mitsingt: „Dumpfbacke – Dünnbrettbohrer – Dummkuh – Abwählen!“ Ähnlich kampfeslustig wird Ursula von der Leyen angegangen, deren Doktorarbeit durch Plagiatsstellen mittlerweile durchlöcherter sei als die Innenstadt von Kundus. Lössl besingt die Verteidigungsministerin spöttisch als „Flinten-Uschi“, während der patriotische Veteran Adolf Schmittke (Schmitter) sie als „Landadels-Fregatte“ abtut und sich nach alten Kriegsministern vom Schlage eines Manfred Wörner oder Volker Rühe zurücksehnt. Schon durch ihr markiges Auftreten hätten sie mehr zur Abschreckung des Feindes und zur Verteidigung des Landes beigetragen als die „Drei-Wetter-Taft-Schabracke“ Leyen mit ihrer zur Krabbelgruppe mutierten Kampftruppe. Eine große „Griechen-Operette“ schließlich verhandelt die Staatsschuldenkrise als die Pleite eines Landes, das sich mit getürkten Bilanzen in die Eurozone hineinzutricksen wusste. Anders als zuletzt, als die Dusche sich schon in Richtung „Monnemer“ Volkstheater zu entwickeln schien, ist „Der Letzte lacht das Licht aus“ mit Texten von Volker Heymann, Frederic Hormuth, Wolfgang Marschall und Volkmar Staub unter der Regie von Gerhard Piske wieder temporeiches, politisches Kabarett. Äußerst aktuell, angriffslustig, abwechslungsreich, fast ohne Längen - und witzig.

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