Ludwigshafen Verkehrsclub fordert Umdenken in Sachen Hochstraße

Der Verkehrsclub fordert einen besseren ÖPNV und plädiert dafür, alle geplanten Großprojekte rund um das Hochstraßensystem noch
Der Verkehrsclub fordert einen besseren ÖPNV und plädiert dafür, alle geplanten Großprojekte rund um das Hochstraßensystem noch einmal zu überdenken.

Die Kosten für den Wiederaufbau und Ersatz der Ludwigshafener Hochstraße laufen derzeit aus dem Ruder. „Brauchen wir das alles wirklich?“, fragt deshalb der Kreisverband Ludwigshafen-Vorderpfalz des ökologischen Verkehrsclubs (VCD) und fordert einen besseren ÖPNV statt überdimensionierter Straßenprojekte.

Angesichts der vielen, parallel laufenden Krisen wie Energieknappheit, Klimawandel, Corona-Pandemie, Inflation sowie der chronisch leeren Kassen der öffentlichen Hand und insbesondere der Stadt Ludwigshafen sollten alle geplanten Großprojekte rund um das Hochstraßensystem nach Ansicht des VCD noch einmal grundsätzlich in Frage gestellt werden. „Die vergangenen zwei Jahre haben gezeigt, dass es auch mit einer entfernten Hochstraße Süd nicht zu einem andauernden Verkehrskollaps kommt“, so der Vorsitzende Helmut Buchholz. Bei jetzt 1,5 Milliarden Kosten – und das sei noch nicht das Ende der Fahnenstange – sollte man sich nach Ansicht des gemeinnützigen Umweltverbands überlegen, ob ein Großteil davon nicht eingespart werden kann.

„Durch solche Einsparungen entsteht freier innerstädtischer Raum, der sich nutzen lässt“, teilt Buchholz mit. Angesichts eines drohenden Klimakollaps könne es nicht mehr das Ziel der Stadtplanung sein, möglichst viele Fahrzeuge möglichst ungehindert durch oder über die Stadt hinwegfahren zu lassen. „Ziel sollte sein, eine umweltverträgliche Mobilität zu ermöglichen“, betont der VCD. „Wenn es gewünscht ist, die Fahrgastzahlen des öffentlichen Verkehrs mindestens zu verdoppeln, muss man zumindest mittelfristig die Voraussetzungen hierfür schaffen. Andere Städte sind längst so weit, dass sie ihr Straßenbahnnetz erweitern und feiern damit Erfolge.“

„Linie 7 oberirdisch ersetzen“

Mit dem Abriss des Rathaus-Centers und dem Wegfall der dortigen Haltestelle drohe Ludwigshafen ein jahrelanger Busersatzverkehr, der die Attraktivität des ÖPNV sicher nicht steigern werde. „Wenn dann in ferner Zukunft ein Ersatz für die Linien geschaffen wird, darf man sich nicht wundern, wenn die Leute inzwischen wieder aufs Auto umgestiegen sind“, warnt Buchholz. Bereits vor dem endgültigen Aus der Haltestelle sollte nach Ansicht des VCD deshalb Ersatz geschaffen werden. „Die Linie 7 nach Oppau lässt sich auch heute schon weitgehend oberirdisch ersetzen, indem man die neue Strecke zwischen Hemshof und Ludwigsplatz neben dem Rathaus verlegt.“ Ein Anschluss dieser Strecke lasse sich dann innerhalb weniger Wochen realisieren, ohne jahrelangen Ersatzverkehr in Kauf zu nehmen.

Ein gleichwertiger Ersatz für die Linie 6 sei indes schwieriger zu schaffen, nichtsdestotrotz aber möglich. „Durch die Schaffung einer Straßenbahnstrecke zwischen Rohrlachstraße und Hauptbahnhof zur Kurt-Schumacher-Brücke kann die Verbindung nach Mannheim oberirdisch geführt werden und der überlastete Knotenpunkt am Berliner Platz entlastet werden“, glaubt man beim VCD, der zudem fordert, dass der Berliner Platz nach dem Stopp für das Metropol-Projekt so organisiert wird, dass er für steigende Fahrgastzahlen im ÖPNV gewappnet ist. Denkbar sei dort etwa ein drittes Straßenbahngleis wie vor dem Hauptbahnhof Mannheim.

Befürchteter Verkehrsinfarkt bleibt aus

Mit Blick auf das große Ganze resümiert Buchholz: „Die letzten Jahre haben gezeigt, dass der Ausfall der Hochstraße Süd nicht zum befürchteten Verkehrsinfarkt geführt hat. Wenn das Geld, das für die aktuelle Planung notwendig ist, fehlt, sollte man ruhig darüber diskutieren, ob die aktuelle Planung deutlich überdimensioniert ist und ob man für deutlich weniger Geld nicht auch eine höhere Lebensqualität in der Stadt erreichen kann.“ Ein Mittel, dies zu erreichen sei ein attraktiver, leistungsfähiger und bezahlbarer öffentlicher Verkehr.

„All diese Projekte für die Stadt lassen sich dann realisieren, wenn sie sich am Gemeinwohl und den Bürgern orientieren“, sagt Buchholz. Ein anderer Verkehr und eine lebenswertere Stadt seien auch in Ludwigshafen möglich. „Aber dafür muss man sie zumindest wollen“, betont der Kreisverband Ludwigshafen-Vorderpfalz des VCD, der die Städte Ludwigshafen, Frankenthal und Speyer sowie den Rhein-Pfalz-Kreis umfasst.

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