Ludwigshafen Viel auf dem Tisch, viel im Kopf

Viele Kugelschreiber, viele Notizblöcke – auf denen schreibt Holger Scharff spontane Einfälle auf.
Viele Kugelschreiber, viele Notizblöcke – auf denen schreibt Holger Scharff spontane Einfälle auf.

Drei „Hauptarbeitsplätze“ hat Holger Scharff als Geschäftsführer der SPD-Stadtratsfraktion, Kreisvorsitzender des Arbeiter-Samariter-Bunds und als Mitarbeiter des Bürgerbüros der SPD-Landtagsabgeordneten Anke Simon in Verbindung mit dem Stadtkreisvorstand der Arbeiterwohlfahrt (AWO). „Und dann ist da noch mein Schreibtisch zu Hause für die kleineren Sachen.“ Dazu gehören unter anderem der Vorsitz der Arge Munden-heimer Vereine, im Förderverein Schullandheim Ramsen, die Tätigkeiten als Senatspräsident und Fördervereinsvorsitzender der Munnemer Göckel und viele andere Mitgliedschaften und Ehrenämter. „Manche Schreibtische sind sauber, andere eher chaotisch.“ Für das Porträt hat Holger Scharff zu einem ausgesprochen aufgeräumten Schreibtisch ins AWO-Büro geladen. Hier, wie auch auf allen anderen Schreibtischen gilt: „Ich habe überall viele Kugelschreiber und Notizblöcke, auf denen ich spontane Einfälle sofort festhalte, um sie später abarbeiten zu können.“ Was bei der AWO fehlt, ist das Sideboard mit Erinnerungsstücken von den unterschiedlichsten Tätigkeiten. Einziger Schmuck ist ein AWO-Herz aus einer Werbekampagne und ein SPD-Würfel aus dem Wahlkampf. Ansonsten herrscht reine Funktionalität. Bei aller Modernität („Mittlerweile erledige ich viel unterwegs vom Laptop oder auch mit dem Smartphone.“), den die neuen Büromöbel in heller Holzoptik und die indirekte Beleuchtung ausstrahlen, herrscht gerade bei der AWO noch immer ein bisschen der Geist der Vergangenheit. Von „papierfreiem Büro“ ist Scharff hier meilenweit entfernt. „Gerade in der Sozialpolitik läuft noch vieles über Papier.“ Anträge, Widersprüche oder auch Verlautbarungen mit dem jeweiligen Briefkopf werden nach wie vor beschrieben und ausgedruckt. „Ich habe hier auch noch eine Faxnummer“, sagt Scharff. Entsprechend angefüllt sind Schränke und Regale. „Hier ist teilweise auch unser Archiv untergebracht“, sagt der AWO-Vorsitzende fast entschuldigend. Er sorgt aber selbst dafür, dass es nicht ins Chaos abdriftet. „Zwei bis drei Mal im Jahr rolle ich den Altpapiercontainer im Hof direkt ans Fenster und dann wird aussortiert.“ In anderen Organisationen sei die Ablage mittlerweile elektronisch gespeichert. Nur teilweise eine Erleichterung. „Man sollte die Unterlagen bei Ausfällen entsprechend noch im Kopf haben.“ Scharff schafft das, hat ein ausgeklügeltes System mehrfacher Speicherorte ersonnen, das ihm die Kopfarbeit ersparen hilft. In gewisser Weise auch ein Selbstschutz: „Das einzige, was ich nicht habe, ist Geduld“, sagt er über sich. Aber dafür mehrere Arbeitsplätze. Und das sei auch gut so. Immerhin verbringt er den Großteil des Arbeitstags an einem der Schreibtische. „Ich erledige hier auch die Lesearbeit, kann mich hier viel besser konzentrieren.“ Nach den Arbeitsplätzen wartet noch einmal „für drei bis vier Stunden“ der Schreibtisch zu Hause in Mundenheim. „Richtig Feierabend mache ich oft erst zum ,Heute Journal’.“ Eine gewaltige Umkehr seiner ursprünglichen Pläne: „Vor 40 Jahren habe ich zu meiner Frau gesagt, dass ich durch mein Ehrenamt als Elternsprecher im Kindergarten vielleicht an einem Abend in der Woche nicht zu Hause bin. Mittlerweile bin ich froh, wenn ich einmal in der Woche einen Abend daheim verbringe.“ Das Geheimnis dabei seien die kleinen Auszeiten zwischendurch. „Ich versuche, mir jeden Tag zwei bis drei Stunden Raum zu schaffen. Mal für ein ausgedehntes Mittagessen, mal für Spaziergänge.“ Außerdem freue er sich über jede Minute, die er mit den Enkelkindern verbringt. Und wenn für all das keine Zeit ist, gibt es immer noch die Musik. „Zu Hause höre ich sehr gerne die Amigos und das vorzugsweise auch ganz laut.“ Die „sozialkritischen Texte“ der Combo aus Mittelhessen haben es Holger Scharff dabei angetan. Dann sei der Kopf wieder frei für die Arbeit an einem seiner Schreibtische.

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