Ludwigshafen „Zwei Noten, vier Takte und das Grauen ist da“

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„Star Wars“, „Indiana Jones“, „Der weiße Hai“ oder „Harry Potter“ sind wahre Hollywood-Blockbuster. Die Titelmelodien gehören zu den bekanntesten der Filmgeschichte. Sie alle stammen aus der Feder von John Williams. Die Gelegenheit, diese Melodien einmal live von einem großen Orchester eingespielt zu hören, hat es in der Mannheimer SAP Arena gegeben.

In seinen Soundtracks lässt sich John Williams wie kaum ein anderer Filmkomponist ganz auf die Bildgewalt, die Energie und die Atmosphäre eines Films ein. Das brachte dem 84-Jährigen zwölf Grammys, fünf Oscars und 50 Oscar-Nominierungen ein. Unter anderem gewann er die begehrteste Trophäe der Filmindustrie für seine Musik zu „Star Wars“, „Der weiße Hai“ und „Schindlers Liste“. Der große Meister war zwar nicht anwesend, dafür dirigierte Claudio Vandelli – selbst ein großer Williams-Fan – das 70 Musiker umfassende Orchester der Nationalen Akademie des Bolschoi Opern- und Balletttheaters Minsk. Die starteten fanfarenartig mit dem Hauptmotiv der „Star Wars“-Saga in den Abend. Dazu flimmerte zuerst das „Star Wars“-Logo und dann die Anfangsszenen aus Episode 4 über die große Leinwand im Hintergrund. Doch die Bilder waren gar nicht notwendig. Es ist ein Teil der Faszination von John Williams’ Musik, dass es nur die markanten Klänge braucht, damit die Bilder von allein vor dem inneren Auge vorbeiziehen. Mit „Star Wars“ begann auch Vandellis Leidenschaft für den Komponisten. „Es war der erste Kinofilm mit seiner Musik, den ich gesehen habe“, erzählt er dem Filmjournalisten Knut Elstermann, der durch den Abend führte. „Doch es war die Musik von ,E.T.’, in die ich mich wirklich verliebt habe.“ Natürlich gab es die auch zu hören. 1982 eroberte der niedliche Außerirdische E. T., der Freundschaft mit dem Jungen Elliott schließt, die Leinwände rund um den Globus. Die Komposition ist charakteristisch für Williams’ Schaffen: Sie beginnt mit einem Solo, dann stimmen immer mehr Instrumente ein, so dass aus einer zaghaften Melodie ein starkes sinfonisches Werk wird. „Es ist diese Musik, die die Grenzen der Schwerkraft aufhebt, wenn sich Elliott und E.T. mit dem Fahrrad in die Lüfte erheben“, sagte Elstermann. „E.T.“ ist eine der vielen Kooperationen von John Williams mit Regisseur Steven Spielberg. Begonnen hat sie 1975 mit „Der weiße Hai“. Und es ist genau dieser Film, der zeigt, wie wichtig Filmmusik sein kann. Denn eigentlich war Steven Spielberg nicht sehr zufrieden mit dem Film. Die Hai-Puppe, die für die Schlussszenen hergestellt worden war, gefiel ihm bei den Probe-Screenings ohne Musik nicht – sie war nicht furchteinflößend. Doch dann kam die Musik dazu. „Zwei Töne, vier Takte und das Grauen ist da“, bilanzierte Knut Elstermann. Dass das stimmt, davon überzeugte das Orchester seine Zuhörer sehr eindrucksvoll. Steven Spielberg empfahl John Williams an seinen Freund George Lucas, der einen Komponisten für seinen Science-Fiction-Film „Star Wars“ suchte. Der Rest ist Geschichte. Die Melodien, die Williams für die Saga schuf, gehören zu den Höhepunkten seines Schaffens und durchzogen deshalb den ganzen Abend. Die „Star Wars“-Musik zeigt auch die Einflüsse großer Komponisten wie Richard Wagner. Denn wie Wagner verwendet Williams musikalische Leitmotive. Den Hauptfiguren werden Themen zugewiesen. Williams gelingt es, die wesentlichen Charaktereigenschaften in seine Musik hineinzukomponieren. So zeigt „Anakin’s Theme“ zu Beginn eine kindliche Unschuld, um dann in einer Variation von „Darth Vader’s Theme“ zu enden. John Williams ist einer der vielseitigsten Komponisten seines Metiers. Aus seiner Feder stammt die zauberhafte Melodie der „Harry Potter“-Filme, die auch seine Nachfolger stets verwenden. „Hedwig’s Theme“ öffnet die Türen in die magische Welt von Harry Potter mit dem verspielten Klang der Celesta. Eine Symbiose aus westlicher und östlicher Musiktradition kreierte er für „Die Geisha“. Er komponierte das abenteuerlustige Intro zu „Indiana Jones“ und das anrührende Violinensolo aus „Schindlers Liste“. Für Filmfans war es also ein monumentaler Abend.

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