Neustadt Über Umwege zum Ziel

Motiviert bei der Arbeit: Martin Schmidt.
Motiviert bei der Arbeit: Martin Schmidt.

Der Neustadter Martin Schmidt ist Landessieger 2018 im Bereich Elektronik. Jetzt wurde er von der Handwerkskammer Kaiserslautern beim „Tag der Besten“ geehrt. Im Sommer hatte der 26-Jährige seine Ausbildung zum Elektroniker für Energie und Gebäudetechnik mit einem Notendurchschnitt von 1,7 beendet.

Martin Schmidt

war ein Späteinsteiger in die duale Ausbildung. Er erwarb sein Abitur am Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium und startete danach in Kaiserslautern ein BWL-Studium. „Doch ich merkte ziemlich schnell, dass das zu theoretisch war. Und deshalb lag es mir überhaupt nicht“, verrät er. Anschließend bewarb er sich bei der Bundeswehr und war zwei Jahre bei einer Fallschirmspringerkompanie. Doch auch das Soldatenleben überzeugte den jungen Neustadter nicht. Beim Industriemontage-Unternehmen Wieland & Schultz startete er schließlich eine Ausbildung zum Elektroniker. Wegen seiner Vorkenntnisse hätte er die dreieinhalbjährige Ausbildung auf zwei Jahre verkürzen können. „Aber ich wollte den Beruf von Grund auf lernen und habe dann nach drei Jahren die Prüfung gemacht“, berichtet Schmidt. Zunächst waren Aufträge bei Planung und Einbau der elektrischen Anlagen in große Neubau-Projekte, wie etwa einem Altenheim, sein Aufgabengebiet. „Dabei sind in der Regel alle Stockwerke gleich aufgebaut. Wenn man also die erste Etage gemacht hat, dann geht es genau so weiter. Abwechslungsreicher war eine längerfristige Aufgabe in der Universität Karlsruhe. Hier waren wir für alle Räume zuständig, bei denen eine Reparatur notwendig war“, erzählt er. An eineinhalb Tagen in der Woche drückte Schmidt in der Neustadter Berufsschule die Schulbank. „Ich wollte mich voll reinhängen, gute Noten erzielen und eine gute Abschlussprüfung erreichen“, so der 26-Jährige. Er übernahm auch Verantwortung als Schülersprecher. Seine Mitschüler in der Elektronikklasse waren meist erst 17 Jahre alt. Bei ihnen erkannte Schmidt deutliche Motivationsprobleme. Er habe nicht nachvollziehen können, dass sich die Mitschüler während ihrer Lehrzeit nicht mehr engagierten. Viele hätten sich hängen lassen. Sie hätten nicht erkannt, dass eine gute Abschlussprüfung notwendig sei, um später im Beruf gut Fuß zu fassen, so Schmidt. Vergeblich versuchte er, sie zu motivieren. Schließlich zog er sein Ding alleine durch. Die Zwischenprüfung mit 96 Punkten zählte bereits zur Endnote. Neben einer schriftlichen Prüfung musste er bei der Abschlussprüfung auch einen Kundenauftrag bearbeiten. Im praktischen Teil war Schmidt erneut „sehr gut“. Beim Kammerwettbewerb qualifizierte er sich für den Landeswettbewerb. Wieder überzeugte er die Prüfer mit einem schlüssigen Konzept für ein „Brett“. Er musste eine Installation planen und Schaltkreise auf einem Brett verbinden. „Das hört sich einfach an und sieht vielleicht auch einfach aus, wenn man das fertige Produkt sieht. Aber man muss genau wissen, welche Schritte man machen muss“, erklärt Schmidt. Beim Bundeswettbewerb trat er auch an: Da stieß er auf große Konkurrenz aus zwölf Bundesländern und wurde Fünfter. Nach der Ausbildung fackelte der Neustadter nicht lange: Er kündigte seinen Job und stieg bei der Handwerkskammer in die Vollzeit-Meisterschule ein. In rund neun Monaten möchte er seinen Meisterbrief in der Hand halten. Der Unterricht ist kostenlos, seinen Lebensunterhalt finanziert er über Bafög und Wohngeld. Auch ein Teilzeitmodell wird angeboten: „Aber das läuft neben dem Beruf und wäre sehr anstrengend“, sagt er. Die Meisterschule bringt rund acht Schulstunden täglich. Dort sei es ganz anders als in der Berufsschule, sagt Schmidt. Die Mitschüler seien viel motivierter. Jeder wolle schließlich seinen Meisterbrief erwerben. Die Fächer seien anspruchsvoll und interessant. Im Januar wird Schmidt die Ausbilder-Eignungsprüfung ablegen. Seine Zukunftsaussichten sieht der angehende Elektromeister, der erst über Umwege zu seiner Berufung kam, sehr optimistisch. Er möchte sich selbstständig machen: „Zuverlässige Handwerker sind sehr gesucht.“

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