Neustadt Anekdoten um die Fußball-Promis

Ulf Quaisser (51) betreibt seit 20 Jahren in Haßloch eine eigene Versicherungsagentur. Dort fühlt er sich wohl. Der ehemalige Profi des SV Waldhof Mannheim in den 1980er Jahren (126 Bundesligaspiele) ist kein Stadtmensch. Auf dem Marktplatz in Neustadt ist er fast nie anzutreffen. Und auch in die Mannheimer Innenstadt verirrt er sich nicht. „Wen ich etwas einkaufe, dann nur ganz gezielt.“ Der laufstarke Quaisser wollte als kleiner Junge eigentlich gar nicht Fußball spielen und vergoss sogar Tränen. Sein Opa begleitete ihn in der Anfangszeit. Der im Mannheimer Stadtteil Käfertal geborene Defensivspezialist kickte ab der A-Jugend für den SV Waldhof, mit dem er 1980 deutscher A-Junioren-Meister wurde. Als ihn Trainer Klaus Schlappner überraschend für die Erste Mannschaft nominierte, überzeugte Quaisser und gehörte fortan fest zum Team. 1983 stieg er mit den Blau-Schwarzen in die Bundesliga auf. Ein Tor ist ihm dort nie gelungen. Zweimal war er nahe dran, doch jedes Mal machte ihm Mitspieler Karl-Heinz Bührer als Abstauber einen Strich durch die Rechnung. Heute hat Quaisser kaum noch Berührungspunkte mit dem Fußball, spielt lieber Golf in Geinsheim (Handicap 15) und kümmert sich um seine große Familie mit sieben Kindern, darunter drei Pflegekinder. (thl) Hans-Günter Neues (63) ist eine rheinische Frohnatur – meist gut gelaunt, redegewandt und immer für ein Späßchen zu haben. Demir Hotic, Trainer des VfL Neustadt, steht ihm in dieser Hinsicht in nichts nach. Was liegt da näher, als dass beide sich zusammentun? Neues als sportlicher Leiter beim VfL? Hotic lässt die Katze aus dem Sack. Neues lacht vielsagend. Meinen es die beiden Frohnaturen ernst? Läuft da gerade ein Verhandlungspoker? So richtig rücken beide mit der Sprache nicht heraus. Ausgeschlossen scheint die Zusammenarbeit nicht. Neues, früherer Libero des 1. FC Kaiserslautern (220 Bundesligaspiele), stammt aus Büttgen und begann seine Profilaufbahn bei Fortuna Köln. Über Rot-Weiß Essen kam er in die Pfalz. Trainer Erich Ribbeck holte den Abwehrspieler, weil der mit Essen gegen Kaiserslauterns Torjäger Roland Sandberg immer gut ausgesehen hatte. Dank seiner enormen Schusskraft erzielte er viele Tore mit Freistößen und Elfmetern. Mit Hans-Peter Briegel bildete er eine der besten Innenverteidigungen Deutschlands. Nach seiner Karriere blieb Neues in der Pfalz und arbeitete als Trainer, unter anderem beim VfL Neustadt und der SV Edenkoben. Seine drei Töchter sind hier geboren, Neues spricht von „Pfälzer Mädels“, die ihn zum fünffachen Großvater gemacht haben. (thl) Demir Hotic (52) hat beim 1. FC Kaiserslautern gelernt, was es heißt, für einen Traditionsverein zu arbeiten. Auch in Neustadt will der VfL-Trainer mehr auf die Tradition setzen: „Von Mario Basler, Norbert Buschlinger, Thorsten Lieberknecht und Hans-Günther Neues müssen Bilder im Sportheim aufgehängt werden.“ Buschlinger und Neues hören es gerne. Basler und Lieberknecht, der eine Ex-Nationalspieler, der andere aktueller Trainer von Eintracht Braunschweig, werden gewiss auch nichts dagegen haben. Hotic kam mit zwölf Jahren aus Bosnien nach Düsseldorf. Der TuS Gerresheim war sein erster Verein. Dort spielte er zum ersten Mal auf einem Ascheplatz Fußball und aß erstmals eine Currywurst mit Pommes. Nach den Stationen Union Solingen, Kickers Stuttgart und VfB Stuttgart landete das Schlitzohr beim 1. FC Kaiserslautern, mit dem er Pokalsieger und Meister wurde. Nach dem Titelgewinn riss sich Hotic die Meisterschale unter den Nagel und fuhr in seine alte Heimat Düsseldorf. Dort präsentierte er das gute Stück auf der Rheinbrücke stehend der gesamten Stadt, womit die Schale nach Jahrzehnten (zumindest inoffiziell) mal wieder nach Düsseldorf gekommen war. In diesem Frühjahr führte er den Verbandsligisten VfL Neustadt aus fast aussichtsloser Situation zum Klassenverbleib. (thl) Eine Frage frisst Wolfgang Trapp förmlich auf, als er 1977 auf der Staiger Höhe im Schwarzwald mit der Frankfurter Eintracht sein erstes Trainingslager bezieht: Warum bitte schön hat sein Zimmergenosse Dragoslav „Lebbe geht weiter“ Stepanovic einen Aktenkoffer mit Nummernschloss dabei – und vor allem: Was ist in diesem Koffer? Steppi direkt darauf anzusprechen, kommt Trapp nicht in den Sinn – der Serbe ist damals schon ein gestandener Profi mit 34 Länderspielen für die jugoslawische Nationalauswahl auf dem Buckel, Trapp selbst mit 20 ein Frischling. Und so heißt es warten. Warten, bis der spätere Kulttrainer am Schloss schraubt, den Deckel nach oben klappt und den Blick auf den Inhalt freigibt. Im Koffer befanden sich: eine Flasche Ballantines, schottischer Whisky also, und eine Stange Zigaretten der Marke Kent. Ja, die Zeiten waren anders damals im Profifußball ... „Werde ich nie vergessen“, sagt Trapp. „Steppi, das war und ist ein super Typ!“ Trapp spielte in seiner Laufbahn auch für Kickers Offenbach, Darmstadt 98 (was als Eintrachtler eigentlich gar nicht geht), Union Solingen und den Karlsruher SC. Heute ist er 56 (ab 1. August 57), trainiert den VfL Duttweiler und kickt ab und an für die Frankfurter Traditionself. „Wobei: Ich bin eher für die dritte Halbzeit zuständig ...“ (aboe) Norbert Buschlinger und Hans-Günter Neues saßen gestern gemeinsam am Tisch der Sommerredaktion. Einst debütierte der eine in der Bundesliga, weil der andere fehlte: Am 7. März 1981 lief der heute 56 Jahre alte Buschlinger für den FCK im mit 1:1 zu Ende gegangenen Spiel beim MSV Duisburg auf – Neues war wegen zu vieler Gelber Karten gesperrt. Sechs weitere Male sprintete Buschlinger in jener Spielzeit über die Rasenflächen der Bundesligastadien. Dann war seine Lauterer Zeit beendet. Der Kader der Roten Teufel war zu stark besetzt, die Perspektive zu schlecht. Buschlinger wechselte zum damaligen Zweitligisten Alemannia Aachen. Ein Schritt, den er alsbald zu bereuen glaubte. Allein im ersten Jahr verschliss die Alemannia vier Trainer. „Die Erwartungshaltung war zu hoch“, erzählt Buschlinger heute über diese turbulenten Zeiten. „Ich dachte mir mehr als einmal: Wo bist du da nur hingeraten?“ Aus dem vermeintlichen Fehler wurde indes eine lange Liaison: Buschlinger spielte zehn Jahre für Aachen, absolvierte 311 Zweitligapartien. Nur der Aufstieg, der blieb ihm verwehrt. „Dreimal waren wir ganz knapp dran. Dass es nicht geklappt hat, bedauere ich noch heute sehr.“ (aboe)

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