Neustadt „Ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden“

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Breitenbach. Dass eine Verwaltungsreform wie eine Fusion gerade einen Verwaltungsjuristen reizt, nimmt nicht Wunder. Also hat Andreas Bauer aus Breitenbach im Kreis Kusel seine Zurückhaltung in Sachen Kommunalpolitik aufgegeben und bewirbt sich nun für die Grünen um das Bürgermeisteramt. „Eine Herausforderung“ nennt der 56-Jährige die Groß-Fusion. Eine Herausforderung, die er nur zu gerne annehmen würde.

Dass Bauer bislang in der Kommunalpolitik der Ortsgemeinde Breitenbach oder der Verbandsgemeinde Waldmohr keine Rolle gespielt hat, erklärt sich allein schon durch seinen Job. Er ist Rechtsamtsleiter der Stadt Neustadt, und allein schon die tägliche Pendelei an die Weinstraße frisst viel Zeit. Mit dem Chefsessel in Schönenberg-Kübelberg würden sich die vielen Stunden auf der Straße erledigen. Allerdings ist es nicht die Aussicht auf kurze Fahrtzeiten, die den Juristen am Bürgermeisteramt lockt. „Ich halte diese Fusion für richtig und habe schon bisher versucht, in Gesprächen mit Bürgermeister Schoon bei der Gestaltung mitzuhelfen“, sagt er. Die Fusion ab 1. Januar verantwortlich zu gestalten, wäre folglich das Sahnehäubchen. Allerdings weiß Bauer, wie schwierig es wird, trotz profunder Fachkenntnis den Chefsessel zu erobern. Zum einen für einen Grünen, zum anderen für jemanden, der über Breitenbach hinaus nicht wirklich bekannt ist. Das hat auch damit zu tun, dass der gebürtige Kübelberger eine ganze Weile weg war aus dem Kreis Kusel. Er studierte Jura („Ich hatte schon immer und habe noch ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden“) in Saarbrücken, arbeitete nach dem Zivildienst für die Rechtsschutzstelle des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Chemnitz und wurde 1991, als die Justiz in der früheren DDR neu aufgebaut wurde, Verwaltungsrichter. 1995 kam der Bruder der baden-württembergischen Wissenschaftsministerin Theresia Bauer zurück in die Pfalz, übernahm das Rechtsamt in Neustadt. „Ich hatte meiner Frau versprochen, dass wir wieder zurückgehen, wenn sie im Osten nicht glücklich wird.“ Seine Frau, das ist Patricia Altherr, die für die Grünen im Kuseler Kreistag sitzt. Apropos Grüne. Zu denen hat Bauer schon früh gefunden, wenn auch zunächst nicht aktiv. Einem christlich und politisch konservativ geprägten Elternhaus entstammend, war er bei der Katholischen Jungen Gemeinde aktiv. Der Erhalt der Schöpfung lag ihm schon damals am Herzen. – und damit der Weg zu jener politischen Gruppierung nahe, die sich den Erhalt der Umwelt auf die Fahnen geschrieben hat. Vor zehn Jahren trat er in die Partei ein, engagiert sich heute bei der Wählergruppe Grünspecht in seinem Wohnort. Folgerichtig stehen Umweltschutzaspekte mit ganz oben auf seiner politischen Agenda. Ob Reinhaltung der Gewässer dritter Ordnung, also jener Bäche, die in der Verantwortung der Kommunen laufen, oder Energieeffizienz in allen Lebens- und Verwaltungslagen – für grüne Politik ist gerade oder auch an der Basis politischen Handelns Gelegenheit. Aber der leidenschaftliche Badmintonspieler überrascht auch mit dem Thema Sicherheit („Das gefällt vielleicht nicht jedem in meiner Partei“). Sicher auch seinem Hauptjob als Rechtsamtsleiter geschuldet, will er auf Maßnahmen drängen, die das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger erhöhen. |wop

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