Neustadt Bloß nichts überstürzen

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Die Freiwillige Feuerwehr Neustadt hatte am Samstag ihre Jahreshauptinspektion. Hunderte Kräfte waren im Einsatz, auch Rotes Kreuz und Technisches Hilfswerk mit an Bord. Geübt wurde auf Sulo-Gelände und Wertstoffhof.

Um 14 Uhr ist der erste Alarm in der Hauptfeuerwache eingegangen, keine acht Minuten später rast das erste Fahrzeug des Löschzugs I heran. Heraus springt Zugführer Sebastian Köllisch. Er klärt die Situation und gibt Anweisungen, auch an die Kollegen aus Haardt. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) ist schon da. Dann arbeiten alle zusammen, um einen Mann zu retten, der hinter einem Container auf dem Wertstoffhof in Branchweiler eingeklemmt ist. Alle Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr Neustadt sind an diesem Samstagnachmittag im Einsatz. (die RHEINPFALZ am SONNTAG berichtete). Zusammen mit den Kollegen vom DRK und vom Technischen Hilfswerk (THW) üben sie den Ernstfall in verschiedenen Situationen, weshalb der eingeklemmte Mann natürlich nur eine Puppe ist. Drei Monate lang war die Jahreshauptinspektion vorbereitet worden, nicht einmal Stadtfeuerwehrinspekteur Stefan Klein wusste, was anstehen wird. In den nächsten Wochen wird analysiert, was gut und was schlecht lief. Während im Wertstoffhof mittels Seilwinde der Container entfernt wird, steigt einige Meter weiter aus dem Gebäude der ehemaligen Sulo-Sortieranlage Rauch auf. Ein Vollbrand, zudem wird ein Mensch vermisst. Jetzt sind die Löschzüge II und III gefragt, ebenso Königsbach, Gimmeldingen und Mußbach. Schläuche werden ausgerollt, die Drehleiter wird in Stellung gebracht. Alles wirkt ein wenig konfus, das aber, so sagen die Experten, ist normal. Gleiches gilt beim dritten Szenario auf dem früheren Sulo-Gelände samt Bahngleis in der Industriestraße. Die Einheiten aus Lachen-Speyerdorf, Duttweiler, Geinsheim sind nun gefragt, ebenso der Löschzug Süd Hambach-Diedesfeld. Auf der Fahrt dort hin tönt es dauerhaft aus dem Funkgerät: „Bis jetzt waren alle Alarme Übungsalarme“! Ein wichtiger Hinweis. Im Ernstfall helfen an diesem Tag Feuerwehren aus der Nachbarschaft aus. Nahe der alten Sulo-Halle ist die Szene beklemmend: Kuckucksbähnel, ein voll besetzter Bus und ein mit einem Gefahrenstoff beladener Lkw sind zusammengestoßen. Bis die beiden verletzten (und diesmal echten) Lkw-Insassen geborgen werden, dauert es gefühlt Stunden. Als deren Angehörige würde man solch eine Situation ungern erleben wollen, sind sich viele Zaungäste, darunter Ortsvorsteher, Stadtratsmitglieder, Beigeordneter Dieter Klohr, Vertreter von Polizei und Bundeswehr, einig. Doch das Abwarten bei der Personenrettung hat seinen Grund. Zuerst muss geklärt werden, um welchen Gefahrenstoff es sich handelt, dann rücken die Mitglieder des Gefahrstoffzugs der Neustadter Wehr an. Letztlich ist klar, dass die aufsteigenden giftigen Dämpfe mit Wasser niedergeschlagen werden können. Dann geht’s an die Bergung der Verletzten. Gemeinsam haben DRK, THW und Feuerwehr bis dahin schon ganze Arbeit bei den Insassen von Bahn und Bus geleistet. So manches Mitglied der Jugendfeuerwehr liegt auf einem nahen Gelände, rettungsärztlich versorgt und mit Goldfolie zum Schutz gegen die Kälte abgedeckt. Die Statisten im Bus haben an diesem Tag eine Fortbildung der besonderen Art: 20 Fahrer der Palatinabus GmbH, die sich bereit erklärten, bei der Übung mitzumachen. Am Ende des Tages dann können alle zusammen in der Sulo-Halle feiern. Unter anderem bei Erbsensuppe, die das THW schon seit dem Vormittag köchelt. Und geehrt wird auch. |ahb

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