Elmstein Die Familie Zwing prägt seit drei Generationen das lokale Chorwesen

Stabwechsel: Jetzt leitet Tochter Judith Bergmann den „Kurpfälzischen Singkreis“, während ihr Vater Luitpold Zwing (mit violette
Stabwechsel: Jetzt leitet Tochter Judith Bergmann den »Kurpfälzischen Singkreis«, während ihr Vater Luitpold Zwing (mit violettem Pulli) »ins Glied« zurückgekehrt ist. Früher war das Verhältnis genau andersherum.

In Elmstein ist die Position des Chorleiters quasi Erbsache der Familie Zwing: Luitpold Zwing Senior hat 1968 den Vorläufer des Kurpfälzischen Singkreises gegründet, sein Sohn Luitpold Zwing Junior übernahm 1989 die Leitung des Chors und gab sie inzwischen an seine Tochter Judith Bergmann weiter. Die leitet zudem den Männerchor Sangeslust, dessen Leitung zuvor ebenfalls ihr Vater inne hatte, und war auch mehrere Jahre Dirigentin eines von ihrem Großvater gegründeten Kinderchors.

„Der Kurpfälzische Singkreis war ursprünglich ein Jugendchor“, erzählt Luitpold Zwing, der ebenso wie sein Vater viele Jahre Rektor der Elmsteiner Schule war. Schüler der damaligen Volks- und Hauptschule, die bei seinem Vater Musikunterricht hatten, wollten nach ihrem Schulabschluss weiter singen, und um dies zu ermöglichen, habe sein Vater den von ihm gegründeten Schulchor zum Jugendchor Elmstein umgewandelt. „Das war damals der einzige Jugendchor im Pfälzischen Sängerbund“, weiß Zwing, der zu dieser Zeit studiert und selbst im Chor seines Vaters mitgesungen hat. Luitpold Zwing Senior hat in Elmstein außerdem 1964 eine Musikschule initiiert und einen Kinderchor aufgebaut.

Wechsel im Wendejahr

Der Jugendchor sei schnell auf bis zu 60 Aktive angewachsen, hatte Auftritte, nicht nur in Elmstein. „Wir haben internationale Folklore gesungen, unser Lieblingslied war ,Die Gedanken sind frei’“, erinnert sich Zwing. 1972 habe der Jugendchor seine erste Auslandsreise unternommen, und zwar nach Polen – damals für Westdeutsche nicht gerade ein gängiges Reiseziel. 1977 ging es zum Deutschen Chorfest nach Berlin. Obwohl Zwing Senior es durchaus verstand, sich Respekt zu verschaffen, habe er nach der Berlinfahrt beschlossen, dass bei Reisen auch Eltern als Aufsichtspersonen dabei sein sollten. Die seien dann bald auch zu den Singstunden gekommen, und so wurde aus dem Jugendchor der „Kurpfälzische Singkreis – Jugendchor Elmstein“.

Zwing war dessen Vorsitzender, als sein Vater 1989 im Alter von 69 Jahren überraschend verstarb. Und er war schon seit 1980 Chorleiter des örtlichen Männergesangvereins Sängerlust. „Ich hatte 1979 den Chorleiter-Lehrgang abgeschlossen, der damalige Vorsitzende des Männergesangvereins hat mich gefragt, ob ich die Chorleitung übernehmen möchte“, berichtet Zwing. Nach dem Tod seines Vaters wurde er auch Dirigent des „Kurpfälzischen Singkreises“.

Aus gesundheitlichen Gründen musste der inzwischen 75-Jährige in den vergangenen zwei Jahren aber das Amt bei beiden Chören abgeben. „Vom Männerchor wurde ich zum Ehren-Dirigenten ernannt“, freut er sich.

Kein Veränderungsbedarf

„Es war schon immer klar, dass ich irgendwann den Singkreis übernehme“, sagt Judith Bergmann. Bereits als kleines Kind habe sie den Unterricht in musikalischer Früherziehung an der Elmsteiner Musikschule besucht, habe erst im Elmsteiner Kinderchor, später im „Kurpfälzischen Singkreis“, im Schulchor und dem Jugendchor des Pfälzischen Sängerbundes gesungen. „Ich habe immer gern gesungen, Chorgesang war nie etwas Altmodisches für mich“, sagt die 39-Jährige, die an der Realschule plus in Kaiserslautern Musik unterrichtet. Auch ihre Schwester und ihr Bruder seien musikalisch und der Musik verbunden.

2003 hat Bergmann den Chorleiter-Lehrgang absolviert, sie leitete dann bald zwei Kinderchöre, darunter die von ihrem Großvater gegründeten „Elmsteiner Dorfspatzen“. Auch habe ihn seine Tochter in den vergangenen Jahren bereits bei der Leitung des „Kurpfälzischen Singkreises“ unterstützt, berichtet Zwing. „Das meiste, was ich gelernt habe, habe ich durch meinen Vater gelernt“, betont Bergmann. Sie habe deshalb auch nicht vor, beim „Kurpfälzischen Singkreis“ etwas zu ändern. Der Chor habe auch moderne Stücke in seinem Repertoire, darauf habe ihr Vater immer großen Wert gelegt.

Es sei ihm auch immer wichtig gewesen mit dem Chor anspruchsvolle Stücke einzustudieren sowie junge Sänger zu gewinnen und zu halten, sagt Zwing, der 16 Jahre beim Pfälzischen Sängerbund für die Jugendarbeit zuständig war. Der „Kurpfälzische Singkreis“ habe einiges an Erfolgen vorzuweisen. Ein Auftritt im Jahr 1994 mit Caroline Reiber bei der Fernsehsendung „Volkstümliche Hitparade“, nennt er als ein Beispiel. Neben seiner Tätigkeit als Chorleiter war er immer auch im Vorstand des „Kurpfälzischen Singkreises“ aktiv.

Ein Kreis schließt sich

„Für mich schließt sich ein Kreis“, sagt der Elmsteiner nun. So wie früher unter seinem Vater singe er jetzt unter seiner Tochter beim „Kurpfälzischen Singkreis“ – und werde seiner Tochter sicher nicht in ihre Tätigkeit als Chorleiterin hineinreden oder sie kritisieren, auch wenn sie manches anders angehe, als er das getan hat, etwa schnellere Tempi vorgebe. Auch deshalb, weil er selbst früher durchaus musikalische Differenzen mit seinem Vater gehabt habe. „Wir reden natürlich über manche Sachen, aber mein Vater weiß, dass ich nun die Chorleiterin bin“, sagt Bergmann.

Dass sie im vergangenen Jahr auch Leiterin des Männergesangvereins Sängerlust wurde, sei dagegen nicht geplant gewesen, sie sei vom Vorsitzenden gefragt worden. Ihr mache die Tätigkeit als Chorleiterin Spaß, „das ist für mich kein Stress, ich gehe völlig darin auf“. Es bleibe auch noch Zeit für ihre weiteren Hobbys Karneval und Schautanz.

Ihre Feuertaufe als Dirigentin hatte Judith Bergmann bei der „Elmsteiner Dorfweihnacht“. Diese Veranstaltung kurz vor Weihnachten, bei der alle Elmsteiner Musikgruppen mitwirken, hat ebenfalls ihr Großvater ins Leben gerufen. Auch Bergmanns Mutter gehört übrigens zu den Aktiven des „Kurpfälzischen Singkreises“. Wie einige weitere Sängerinnen ist sie schon seit der Gründung dabei.

x