Neustadt „Die hohe Schule der Automobiltechnik“

Da gab es kaum noch ein Durchkommen: Spätestens als die 22 edlen Oldtimer-Automobile der Marke Maybach am Samstagnachmittag rund um den Marktplatz in Deidesheim zu bestaunen waren, stockte auch der Verkehr auf der Weinstraße. Das Interesse der Oldtimerfans war groß. Die Mitglieder des internationalen Maybach-Clubs, die ihr Treffen auf Einladung ihres Freundes Norbert Wehner in Deidesheim weilten, zeigten ein Stück Automobilgeschichte.

Peter Schmitt wollte sich diese Ausstellung nicht entgehen lassen. „Man sieht hier etwas nicht Alltägliches. Es gibt ja weltweit nur noch 130 Fahrzeuge. Ich bewundere diese Menschen, die solche Fahrzeuge restaurieren und damit ein Stück Automobilgeschichte weiterleben lassen“, meinte der 52 Jahre alte Orthopädietechniker, der mit seiner Kamera auch die jeweiligen Modelle auf dem Marktplatz festhielt. Die Besucher staunten, erkundigten sich, und die jeweiligen Autobesitzer aus allen Teilen der Republik erwiesen sich als fachkundige Gesprächspartner. Auch im Hof des Weingutes von Winning waren die edlen Karossen über drei Tage zu sehen. „Die Marke Maybach ist noch die hohe Schule der Automobiltechnik. Das waren Pioniere, und diese bewundere ich heute noch“, meinte Harry Schätzle. Der 75 Jahre alte Kfz-Meister aus Herxheim bei Landau zeigte sich beeindruckt von den edlen Karossen und hatte den Maybach SW 38 fest im Visier. „Ein Traum“, sagte er und unterhielt sich mit dessen Fahrer Klaus Schellenberger, der selbst nicht der Eigentümer ist. Der Wagen gehöre dem technischen Schulzentrum, der Karl-Maybach-Schule in Heilbronn, der Geburtsstadt des Automobil-Pioniers. Dabei stellt sich heraus, dass es dieses Fahrzeug weltweit kein zweites Mal gibt. Denn von 1983 bis 2001 ist es quasi neu aufgebaut worden mit Ersatzteilen, die weltweit zusammengesucht worden sind, verriet Schellenberger, heute Vorsitzender des Fördervereins der Schule. Und das mit finanzieller Unterstützung von Mercedes Benz, denn Maybach hatte den ersten Mercedes konstruiert. „Das war für uns wie ein Märchen“, erzählt der frühere Elektrotechniker. Die technischen Daten des Maybach: 140 PS, Sechs Zylinder, 3,8 Liter Hubraum. Der Verbrauch: 22 Liter auf 100 Kilometer. Dabei verriet Schellenberger, das jenes Fahrzeug, das vor der katholischen Pfarrkirche St. Ullrich seinen Platz fand, bereits bei der Weltpremiere der Filme von Regisseur Steven Spielberg in Hollywood auf dem roten Teppich gefahren sei. Selbst der frühere Bundeskanzler Konrad Adenauer sei mit diesem Modell bei seinem Staatsbesuch mit Königin Elisabeth gefahren, erzählt Schellenberger im Gespräch mit Fritz Hardach. Auch der Enkel des Fahrzeug-Pioniers Wilhelm Maybach, Alexander Maybach, war eigens aus Colorado (USA) angereist. Ebenso war der gebürtige Mannheimer Edgar Kügel, der in Pennsylvania lebt, nach Deidesheim gekommen. „Das Clubtreffen ist wie ein Familientreffen, das lassen wir uns nicht entgehen“, meinte Hardach. Der 74 Jahre alte Arzt war aus Oldenburg mit seinem Maybach Zeppelin, Baujahr 1932, in die Pfalz gereist und zeigte sich von der Pfälzer Gastlichkeit beeindruckt. „Wir haben hier sehr gute Weine und Speisen genossen“, meinte er. Hardach: „Es waren unvergessliche Tage – wir werden sicherlich wieder kommen.“ (wij)

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