Neustadt Ein Pfarrer mit musikalischer Ader

Markus Diringer
Markus Diringer

Zum 1. Oktober wechselt der Lambrechter Pfarrer Markus Diringer (52) die Pfarrstelle und übernimmt die protestantische Kirchengemeinde Böhl. 18 Jahre lang versah er leitend den seelsorgerischen Dienst in Lambrecht, hat viele Gruppen und Strukturen aufgebaut.

„Die Entscheidung ist mir und meiner Frau Ulrike nicht leicht gefallen. Ich habe sehr lange abgewogen, dann aber entschieden, dass ich nach 18 Jahren hier in Lambrecht noch jung genug bin, neue Wege zu beschreiten“, so Markus Diringer. So sei es auch gut für die Gemeinde, wenn sie neue Impulse erhalte, das gelte für Lambrecht wie auch für Böhl, seinen neuen Einsatzort. Es sei üblich, nach 10 bis 15 Jahren zu wechseln, damit man für sich selbst und die Gemeinden neue Perspektiven eröffne. Seinen ersten Einsatzort hatte Markus Diringer als „Pfarrer zur Dienstleistung“, also zur Anstellung ohne eigene Pfarrstelle, in Bobenheim-Roxheim. Nach vier Jahren wechselte er, von der Kirchenregierung eingesetzt, nach Lambrecht, denn hier war nach dem Weggang des Ehepaars Armin und Christine Schöps eine längere Vakanz entstanden. Sehr gut sei er von den Gläubigen und von den Gemeindediakonen Gerd und Christa Rieger aufgenommen. Diringer konnte sich vorwiegend den seelsorgerischen Aufgaben widmen. Er hielt sonntags bisweilen drei Gottesdienste „am Stück“, nacheinander in Lambrecht, in Lindenberg und im Altenheim. „Nachdem die Stelle des Ehepaars Rieger 2004 gestrichen worden war, sie waren elf Jahre in Lambrecht und wurden sehr vermisst, übernahm ich zunächst die Konfirmandenarbeit, daneben auch die Kinder- und Jugendarbeit. Aus Musikwochenenden entwickelten sich bis zu zehntägige Familienfreizeiten.“ Eine große Aufgabe in Diringers Amtszeit war die Umwandlung des protestantischen Kindergartens von einer dreigruppigen Einrichtung für drei- bis sechsjährige in eine Kindertagesstätte. „Verbunden damit waren auch Umbauarbeiten. Wir haben Ganztagsplätze eingerichtet, Krippenplätze für Ein- bis Dreijährige geschaffen und einen Hort mit Hausaufgabenbetreuung für Schulkinder bis 14 Jahren.“ Die Sache sei über viele Jahre ein Dauerbrenner, so Diringer. Nach 18 Jahren seien viele Kontakte entstanden. „Meine Frau und ich haben hier Wurzeln gezogen. Der Abschied von den Freunden, den Mitarbeitern und Ehrenamtlichen fällt am schwersten.“ Beziehungen seien gewachsen, er habe Jugendliche konfirmiert, die er bereits getauft hatte, und junge Erwachsene verheiratet, die er seit der Konfirmation kenne. Zumindest sei Böhl nicht so weit entfernt, um bestehende Freundschaften nicht zu pflegen, beruhigt Diringer. So wollen Ulrike und Markus Diringer auch ihre Mitwirkung beim ökumenischen Singkreis Cantica Nova Lindenberg nicht vollständig abbrechen. Die Reihe der „Sommerlichen Abendmusik“ in der ehemaligen Klosterkirche, die Diringer vor drei Jahren von Herwig Maurer übernommen hat, wird vom bisherigen Team und neuen Engagierten ab dem nächsten Jahr geschultert werden müssen. „Gerne werden wir uns an die gute Zusammenarbeit im Tal erinnern, an die Ökumene, die sich auch im gemeinsamen Gottesdienst am Pfingstmontag zeigte. Wir haben alle versucht, kirchliches Leben im Ort wirken zu lassen.“ So lud er gerne zu Führungen durch die Kirche ein, hielt besondere Gottesdienst für Zielgruppen wie Pilger. Ein weiteres Beispiel dafür, Präsenz zu zeigen und Impulse zu setzen, ist auch die Andacht beim Startschuss zum Gäsbockmarathon in Lambrecht. Vor vier Jahren lautete das Motto „Um Himmels Willen“. Dies war der Auftakt für eine gelungene Reihe an originellen, selbst gedichteten Liedern und den mittlerweile traditionellen Bikersegen des singenden Pfarrers, der sich selbst mit der Gitarre begleitet. Zur neuen Gemeinde in Böhl hat Diringer schon vor längerem Kontakt aufgenommen: „Ich schaute mir die Kirche an, ehe ich mich bewarb, ebenso die anderen Gebäude. Es gab dann auch Treffen mit dem Presbyterium, und Planungen sind schon angestoßen.“ Ähnlich wie in Lambrecht wird er wieder einen Kindergarten und ein Altenheim betreuen, die Konfirmandenarbeit, Freizeiten und Projekte übernehmen. Die Pfarrerstelle in Lambrecht selbst ist ausgeschrieben, wobei Dekan Armin Jung davon ausgehe, dass sie nicht vor Januar 2018 besetzt werden könne, so Diringer. Bei mehreren Bewerbern entscheide das Presbyterium. Bis dahin richte man eine sogenannte „Vakanzvertretung“ ein, die Pfarrer Stephan Schatull aus Elmstein, Frank Wiehler aus Weidenthal und Rainer Brechtel übernähmen.

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