Neustadt Engagement für Behinderte: Verdienstmedaille für Erika Naumer-Klein
„Eine schöne Laudatio“ habe Hannes Kopf, Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, gehalten, sagt Erika Naumer-Klein über die kleine Feierstunde am Montag. Sie freue sich über die Verleihung der Verdienstmedaille des Landes. Seit vielen Jahren setzt sich die 61-Jährige für die Belange von Menschen mit Behinderung ein. Die Diedesfelderin weiß, wovon sie spricht, denn sie lebt selbst von Geburt an mit einer Behinderung. Ihre Familie wollte für sie für ein möglichst normales Leben. Deshalb besuchte Naumer-Klein die Regelschule, erst die Haardter Grundschule, dann die Realschule in Neustadt. „Das war damals die einzige Schule mit Fahrstuhl“, erzählt sie.
Als sie nach der zehnten Klasse auf das Käthe-Kollwitz-Gymnasium wechselte, wurden fast alle von ihr besuchten Kurse ins Erdgeschoss verlegt, damit sie problemlos teilnehmen konnte. „Für die Unterstützung der Lehrer war ich sehr dankbar, die mir ein fast normales Schulleben ermöglichten. Die Alternative wäre ein Internat gewesen“, sagt sie rückblickend. Ihr Studium absolvierte sie an der Evangelischen Hochschule in Freiburg, weil diese barrierefrei war. Die anschließende Jobsuche als Sozialarbeiterin gestaltete sich jedoch schwierig, denn die Behinderung verringerte ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Kontakte zum Jugendamt
Doch Untätigkeit lag ihr nicht. Naumer-Klein arbeitete zur Überbrückung ehrenamtlich in der Kindergruppe Bullerbü. Dort knüpfte sie Kontakte zum Leiter des Jugendamts. Er bot ihr eine Teilzeitstelle, in der sie zunächst Tagespflegepersonen vermittelte und später in der Jugendgerichtshilfe tätig wurde. Doch die tägliche Arbeit überanstrengte sie auf Dauer, sodass sie 1999 wegen starker Rückenschmerzen eine Rente beantragen musste. Aber auch dies hielt sie nicht davon ab, weiterhin ehrenamtlich im Rahmen ihrer Möglichkeit aktiv zu bleiben.
Seit 1998 arbeitet Naumer-Klein im Landesteilhabebeirat. Sie war acht Jahr lang Teil des Vorstands des Landesverbands Contergan-Geschädigter. Als sie von dem Verein „Mobil mit Behinderung“ hörte, wurde sie zunächst Mitglied. Nicht ganz uneigennützig, denn auch sie zählt zu den mobilitätseingeschränkten Menschen und benötigte Unterstützung bei der Pkw-Finanzierung. Seit 2004 berät sie Betroffene oder Familien mit beeinträchtigtem Kind zu behindertengerechten Fahrzeugen. Es geht um Umbau, Zuschüsse oder Finanzierung. „Es macht mir viel Freude, wenn ich einen Weg finde, Gesetze so auszulegen, dass Hilfe möglich ist“, betont sie.
Weitere Mitstreiter gesucht
Das Thema fehlende Mobilität werde noch verkannt. Der öffentliche Nahverkehr sei in vielen Fällen keine Alternative, auch wenn sich viele Bedingungen bereits deutlich verbessert hätten. Schwierig werde es, wenn die Anspruchshaltung der Menschen nicht mit der Realität übereinstimme. „Wir bieten Hilfe zur Selbsthilfe. Aber wir sind kein Amt, in das man Unterlagen einreicht und auf Erledigung warten kann.“ Auch wenn sie sich mittlerweile eine gesunde Distanz angeeignet hat, kann die Arbeit belasten, wenn sie mit Menschen mit lebensverkürzenden Krankheiten zu tun hat. „Dagegen kann man sich kaum wehren“, weiß sie. Der Verein könne zudem Unterstützung aktiver Mitglieder gebrauchen, sagt sie. Die Aufgaben nehmen im Durchschnitt 15 bis 20 Stunden ihrer Woche ein. „Ich kann es mir selbst einteilen und hauptsächlich im Homeoffice arbeiten“, sagt sie. Ihr Plan ist es, das Ehrenamt noch fünf Jahre auszuüben. Ob sie sich dann wirklich zur Ruhe setzt, wird man sehen.
Info
Wer für den Verein Mobil mit Behinderung spenden möchte, kann das auf folgendes Konto: VR-Bank Südpfalz, IBAN DE36 5486 2500 0007 1385 80