Neustadt Geliebtes Müsli zum Geburtstag

Die Neumayer-Station ist seit zwei Monaten das Zuhause von Helene Hoffmann.
Die Neumayer-Station ist seit zwei Monaten das Zuhause von Helene Hoffmann.

Eine erster Sturm, ein einzigartiger Geburtstag, eine letzte große Lebensmittellieferung und schließlich der Abflug der „Sommergäste“ von der Neumayer-Station 3: Obwohl es rund um Helene Hoffmann im ewigen Eis der Antarktis langsam etwas einsam wird und nach dem polaren Sommer nun allmählich der Winter vor der Tür steht, hat die Umweltphysikerin aus Schrollbach noch keinen Moment bereut, für die Forschung ans andere Ende der Welt gereist zu sein. „Von Heimweh keine Spur“, sagt sie.

„Ich bin nun schon zwei Monate hier, aber es passieren immer noch so viele spannende, neue Dinge, dass die Zeit wie im Flug vergeht“, ist die Westpfälzerin noch immer euphorisch und fügt voller Optimismus an: „Ich freue mich sehr auf den kommenden Winter!“ Derzeit sind die Temperaturen mit meist minus zehn, aber auch mal mit bis zu minus 21 Grad noch recht moderat. Das wird sich ändern. Und Winter bedeutet in der Antarktis nicht nur gnadenlose Kälte, sondern auch dass das Forscherteam weitgehend auf sich selbst gestellt ist. „Seit die Sommergäste abgeflogen sind, sind wir nur noch zu zehnt auf der Station“, berichtet Hoffmann. Die neue Einsamkeit bringt Vorteile mit sich: „Wir freuen uns tierisch, dass wir endlich unsere eigenen Zimmer haben und jetzt viele Dinge nach unseren Wünschen gestalten und unsere Arbeit frei einteilen können.“ Die Kehrseite der Medaille ist, dass das Team über Winter komplett alleine für die Station verantwortlich ist und auch alle technischen Probleme selbst lösen muss. Doch Kompetenz ist in der kleinen Truppe reichlich vorhanden: Neben Hoffmann als Luftchemikerin sind zwei Geophysiker, ein Meteorologe, ein Arzt, ein Funker, je ein Betriebs- und ein Elektroingenieur vor Ort. Dazu ein Fachmann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, der das Antarktis-Gewächshaus „Eden ISS“ betreut. Darin sind bereits die ersten Samen ausgesät. „Wenn das Gewächshaus-Projekt gut läuft, werden wir hier die ersten Überwinterer sein, die auch spät im Jahr mal noch ein wenig frisches Gemüse und Salat bekommen. Das ist schon Luxus“, weiß Hoffmann. Apropos Verpflegung: Derzeit sind die Südpol-Forscher noch bestens ausgestattet und können sich aussuchen, was sie essen möchten. Über Sommer gab es Frischware per Flieger, im Winter werden die Flüge eingestellt. Erst kürzlich brachte das Versorgungsschiff „Polarstern“ den Jahresvorrat für die nächsten elf Monate – fünf Schiffscontainer voller Lebensmittel, daneben Wein und Bier. „Die Ankunft des Schiffes wurde sehnsüchtig erwartet, insbesondere weil so essenzielle Dinge wie Müsli und Nutella in den letzten Wochen doch knapp geworden sind“, lacht Hoffmann, deren geliebtes Müsli rechtzeitig zu ihrem 32. Geburtstag eintraf. „Als das Schiff dann im fast kitschig schönen Abendlicht ablegte, war das ein unvergessliches Erlebnis!“ Die „Polarstern“ hatte auch den jährlichen Vorrat an Brennstoff geliefert. „Damit ist unser Überleben in dieser doch lebensfeindlichen Umgebung gesichert, was man sich in der kuschelig-warmen Station oft nicht mehr so bewusst macht“, sagt Hoffmann. In ihrer Freizeit machen die Wissenschaftler im Moment, so weit es das Wetter erlaubt, noch viel draußen. „Langlaufen mit Skiern geht recht gut. Außerdem haben wir sogar zwei Fahrräder mit drei Ballonreifen, das ist eine schöne Alternative“, berichtet sie. Da die Atka-Bucht, an der die Station liegt, seit einigen Wochen eisfrei ist, stehen Ausflüge zur Schelfeiskante auf dem Programm. „Die Kaiserpinguin-Kolonie hat sich für diesen Sommer aufgelöst. Dafür hat man nun im offenen Wasser die Chance, mit Glück Wale zu beobachten. Aber auch die Farbspiele der seit 27. Januar wieder untergehenden Sonne auf den Eisbergen, ist für sich schon wunderschön.“ Wie rau die Antarktis sein kann, hat die Schrollbacherin allerdings auch schon erlebt – beim ersten echten Sturm, der mit bis zu 120 Kilometern pro Stunde übers Eis fegte und die Sicht auf 20 Meter einschränkte. „Da war das Laufen echt harte Arbeit, aber ausgerüstet mit GPS, Funk und an der Handleine habe ich mich auf dem Weg zu meinem Observatorium nie unsicher gefühlt, zumal wir nie alleine rausgehen.“ Die Naturgewalten nötigten der Westpfälzerin zwar Respekt ab, aber: „Es ist auch eine tolle Erfahrung, dem Sturm zu trotzen und am Ende völlig durchgepustet und rot gefroren wieder ins Warme zu kommen.“

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