Neustadt Green der „Mann des Wochenendes“

KLETTWITZ/NEUSTADT. Nur einmal ging es an diesem Wochenende nicht nach dem Wunsch von Jamie Green. Beim Siegerfoto hätte er gerne seinen Chefmechaniker Armin Joerß neben sich gehabt. Doch an die Seite von Sieger Green drängte sich Miguel Molina, der Drittplatzierte. Ansonsten hatte der 32-jährige Brite alles im Griff. Mit zwei überlegenen Siegen in den DTM-Rennen auf dem Lausitzring setzte sich der Pilot des Audi-Teams Rosberg an die Spitze der Tabelle.

Voller Bewunderung sagte Mattias Ekström, der Zweite: „Jamie war Mann des Wochenendes.“ Fast spielerisch wirkte es, wie Green mit seinen Konkurrenten spielte. Zwei kleine Unzulänglichkeiten hatte er sich erlaubt. Am Samstag hatte er die Pole-Position verpasst. „Ich hatte keine freie Runde“, sagte er. Doch in der 26. Runde bremste er seinen Audi-Markenkollegen Molina klassisch aus, nachdem er seine Überholabsicht in der Runde davor per Lichthupe angedeutet hatte. „Jamie war vielleicht ein bisschen schneller als Miguel“, sagte Audi-Rennleiter Dieter Gass, „er kam dann sauber vorbei. Das war eine der Sachen, die mich am meisten im Rennen gefreut hat. Wir wollen sauberen Rennsport bieten und es hat ganz ohne Ansage geklappt.“ Am Sonntag konnte Green den Vorteil der Pole-Position nicht nutzen, weil seine Antriebsräder zu sehr durchdrehten. Wieder am Ende der lange Start-Ziel-Geraden korrigierte er seinen Fehler, bremste Ekström aus. Danach gab es für Green und seinen orangenfarbenen Renner jeweils kein Halten mehr. So monoton die Rennen waren, so unterhaltsam gestalteten sie sich für das Rosberg-Team aus Neustadt. Von aufregend konnte keine Rede sein. Zum einen aus technischer Sicht. Am Samstag ließ sich der Heckflügel nicht nach unten klappen. Doch das kann Green, der mittlerweile über elf Siege in der DTM verfügt, nicht beeindrucken. „Auf der Runde in die Startaufstellung habe ich es überprüft, und da funktionierte es noch. Als das DRS-Fenster im Rennen dann offen war, wollte ich es benutzen – klappte aber nicht. Ich sah stattdessen immer wieder ein rotes Licht, das mir anzeigte, dass etwas nicht stimmte. Am Ende habe ich aufgegeben, es zu nutzen, und es auf die harte Tour gelöst.“ Es sei hart gewesen, Miguel Molina zu überholen. „Aber mein Auto war einfach perfekt für meinen Fahrstil.“ Aber auch menschlich bot der Brite Kurioses. Der Versuch einer Konversation mit seinem Renningenieur Erich Baumgärtner hörte sich an wie ein codierter Funkspruch. „Bitte wiederholen“, bat Baumgärtner. Doch auch der zweite Versuch war unverständlich. „Er hatte eine Stimme wie Darth Vader“, bemerkte hinterher Teamchef Arno Zensen. Green krächzte: „Ich entschuldige mich für meine Stimme, sie hört sich eher wie 90 statt wie 32 Jahre an.“ Am Sonntag hatten sich seine Stimmbänder dann wieder einigermaßen erholt. Schon nach seinem Sieg in Hockenheim, dem ersten in Diensten von Audi, hatte Teamchef Arno Zensen eine Veränderung bei Jamie Green festgestellt. „Er ist jetzt frei im Kopf.“ Zu was der Brite, der als sehr sensibler Fahrer gilt, dann fähig ist, bewies er auf dem Lausitzring. Mit dazu beigetragen hat auch, dass er im zweiten Jahr beim Rosberg-Team angekommen ist. Diese familiäre Umgebung braucht der Mann aus Leicester, der in Monte Carlo lebt. Deshalb begleiten ihn seine Frau Ginny und die beiden Söhnen Zachary und William, wann immer es geht, zu den Rennen. Ein wenig in den Hintergrund gerückt sind die Vorstellungen des zweiten Rosberg-Piloten Nico Müller. Am Samstag war der Schweizer auf Platz 20 gekommen, am Sonntag holte er sich als Neunter zwei Punkte. Vom Titel will Green noch nicht offiziell reden. Außer so viel: „Natürlich ist der Titel mein Ziel, aber momentan denke ich nur von Rennen zu Rennen.“ Teamchef Zensen meinte nur: „Von mir aus kann′s so weiter gehen.“

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